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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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zugrunde gelegt, die den Zusammenhang desselben mit der Natur der Dinge klarer machen sollen.
    Wie dieser Gedanke von dem Schwerpunkt der feindlichen Macht bei dem ganzen Kriegsplan wirksam wird, werden wir im letzten Buche betrachten, denn dahin gehört der Gegenstand überhaupt und wir haben ihn von daher nur entlehnt, um keine Lücke in der Vorstellungsreihe zu lassen. Wir haben in dieser Betrachtung gesehen, was die Verteilung der Streitkräfte überhaupt bedingt. Es sind im Grunde zwei einander entgegentretende Interessen; das eine, der Besitz des Landes, strebt die Streitkräfte zu verteilen; das andere, der Stoß gegen den Schwerpunkt der feindlichen Macht, vereinigt sie wieder bis auf gewisse Grade.
    So entstehen die Kriegstheater oder einzelnen Heergebiete. Sie sind nämlich solche Abgrenzungen der Oberfläche des Landes und der auf ihr verteilten Streitkraft, daß jede von der Hauptmacht dieses Gebietes gegebene Entscheidung sich unmittelbar über das Ganze ausdehnt und dieses in ihre Richtung mit fortreißt. Wir sagen unmittelbar, denn einen mehr oder weniger entfernten Einfluß muß natürlich die Entscheidung eines Kriegstheaters auch auf seine benachbarten haben.
    Daß wir auch hier wie überall in unsern Definitionen nur die Mittelpunkte gewisser Vorstellungsgebiete treffen, nicht durch scharfe Linien die Grenzen umziehen wollen und können, müssen wir ausdrücklich wieder erinnern, ob es schon in der Natur der Sache liegt.
    Wir glauben also, daß ein Kriegstheater, wie groß oder klein es nur sein mag, mit seiner Streitkraft, welchen Umfang diese auch habe, eine solche Einheit darstellt, die sich auf einen Schwerpunkt zurückführen läßt. In diesem Schwerpunkt soll die Entscheidung gegeben werden, und hier Sieger zu sein, heißt im weitesten Sinne das Kriegstheater verteidigen.
Achtundzwanzigstes Kapitel: Fortsetzung
    Aber die Verteidigung besteht aus zwei verschiedenen Elementen, nämlich der Entscheidung und dem Abwarten. Die Verbindung dieser beiden Elemente soll der Gegenstand dieses Kapitels sein.
    Zuerst müssen wir sagen, daß der Zustand des Abwartens zwar nicht die vollendete Verteidigung ist, aber doch das Gebiet derselben, in welchem sie gegen ihr Ziel vorschreitet. Solange eine Streitkraft den ihr anvertrauten Landstrich nicht verlassen hat, dauert die Spannung der Kräfte, in welche der Angriff beide Teile versetzt, fort; die Entscheidung erst bringt die Ruhe, und diese Entscheidung, welche sie auch sei, ist erst als gegeben zu betrachten, wenn entweder der Angreifende oder der Verteidiger das Kriegstheater verlassen hat.
    Solange sich also eine Streitkraft in ihrem Gebiete behauptet, dauert ihre Verteidigung desselben, und in diesem Sinn ist die Verteidigung des Kriegstheaters mit der Verteidigung in demselben identisch. Ob der Feind einstweilen von dem Landstrich viel oder wenig eingenommen hat, ist dabei unwesentlich, denn es ist ihm nur geliehen.
    Aber diese Vorstellungsart, wodurch wir den Zustand des Abwartens in seinem richtigen Verhältnis zum Ganzen feststellen wollen, ist nur wahr, wenn wirklich eine Entscheidung gegeben werden soll und von beiden Teilen als unvermeidlich betrachtet wird. Denn nur durch diese Entscheidung werden die Schwerpunkte der gegenseitigen Macht und die von ihnen ausgehenden Kriegstheater wirksame Dinge. Sowie der Gedanke einer Entscheidung wegfällt, so werden die Schwerpunkte neutralisiert, ja in einem gewissen Sinn werden es die ganzen Streitkräfte, und nun drängt sich also der Besitz der Landesfläche, die das zweite Hauptglied des ganzen Kriegstheaters ausmacht, unmittelbar als Zweck hervor. Mit andern Worten, je weniger in einem Kriege von beiden Seiten die entscheidenden Schläge gesucht werden, je mehr es eine gegenseitige bloße Beobachtung ist, um so wichtiger wird der Landbesitz, um so mehr strebt der Verteidiger, alles unmittelbar zu decken, um so mehr der Angreifende, sich im Vorrücken auszubreiten.
    Nun kann man sich nicht verhehlen, daß die große Mehrheit der Kriege und Feldzüge einem reinen Beobachtungszustande viel näher liegt als einem Kampf auf Leben und Tod, d. h. einem Kampf, wo wenigstens einer der beiden Teile die Entscheidung schlechterdings sucht. Nur die Kriege des neunzehnten Jahrhunderts haben diesen letztern Charakter in einem so hohen Grade gehabt, daß man dabei von einer Theorie Gebrauch machen konnte, die davon ausgeht. Weil aber schwerlich alle künftige Kriege diesen [484] Charakter haben werden, vielmehr

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