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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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[576] gerade am einfachsten und schlichtesten sich darüber ausdrücken, wie das Regieren und Bewegen der aus hunderttausend Gliedern zusammengesetzten schwerfälligen Maschine in ihrem Munde sich nicht anders ausnimmt, als ob von ihrem einzigen Individuo die Rede sei, so daß der ganze ungeheure Akt des Krieges zu einer Art Zweikampf individualisiert wird; wenn man dabei die Motive ihres Handelns bald mit ein paar einfachen Vorstellungen, bald mit irgendeiner Regung des Gemütes angegeben findet; wenn man diese leichte, sichere, man möchte sagen leichtfertige Weise sieht, wie sie den Gegenstand auffassen, und nun von der andern Seite die Anzahl von Verhältnissen, die für den untersuchenden Verstand in Anregung kommen; die großen, oft unbestimmten Entfernungen, in welchen die einzelnen Fäden auslaufen, und die Unzahl von Kombinationen, die vor uns liegen; wenn man dabei an die Verpflichtung denkt, welche die Theorie hat, diese Dinge systematisch, d. h. mit Klarheit und Vollständigkeit aufzufassen und das Handeln immer auf die Notwendigkeit des zureichenden Grundes zurückzuführen, so überfällt uns die Angst mit unwiderstehlicher Gewalt, zu einem pedantischen Schulmeistertum hinabgerissen zu werden, in den untern Räumen schwerfälliger Begriffe herumzukriechen und dem großen Feldherrn in seinem leichten Überblick also niemals zu begegnen. Wenn so das Resultat theoretischer Bemühungen sein sollte, so wäre es ebensogut oder vielmehr besser, sie gar nicht angestellt zu haben; sie ziehen der Theorie die Geringschätzung des Talentes zu und fallen bald in Vergessenheit. Und von der andern Seite ist dieser leichte Überblick des Feldherrn, diese einfache Vorstellungsart, diese Personifizierung des ganzen kriegerischen Handelns so ganz und gar die Seele jeder guten Kriegführung, daß nur bei dieser großartigen Weise sich die Freiheit der Seele denken läßt, die nötig ist, wenn sie über die Ereignisse herrschen und nicht von ihnen überwältigt werden soll.
    Mit einiger Scheu setzen wir unsern Schritt fort; wir können es nur, wenn wir den Weg verfolgen, welchen wir uns gleich anfangs vorgezeichnet haben. Die Theorie soll mit einem klaren Blick die Masse der Gegenstände beleuchten, damit der Verstand sich leichter in ihnen finde, sie soll das Unkraut ausreißen, welches der Irrtum überall hat hervorschießen lassen; sie soll die Verhältnisse der Dinge untereinander zeigen, das Wichtige von dem Unwichtigen sondern. Wo sich die Vorstellungen von selbst zu einem solchen Kern der Wahrheit zusammenfinden, den wir Grundsatz nennen, wo sie von selbst eine solche Linie halten, die eine Regel bildet, da soll die Theorie es angeben.
    Was nun der Geist von dieser unterirdischen Wanderung zwischen den Fundamentalvorstellungen der Sache mit sich nimmt, die Lichtstrahlen, welche in ihm geweckt werden, das ist der Nutzen, welchen ihm die Theorie gewährt. Sie kann ihm keine Formeln zur Auflösung der Aufgaben mitgeben, sie kann seinen Weg nicht auf eine schmale Linie der Notwendigkeit [577] einschränken durch Grundsätze, die sie zu beiden Seiten aufmarschieren läßt. Sie läßt ihn einen Blick in die Masse der Gegenstände und ihrer Verhältnisse tun und entläßt ihn dann wieder in die höheren Regionen des Handelns, um nach dem Maß der ihm gewordenen natürlichen Kräfte mit der vereinten Tätigkeit aller zu handeln und sich des Wahren und Rechten wie eines einzelnen klaren Gedankens bewußt zu werden, der, durch den Gesamtdruck aller jener Kräfte hervorgetrieben, mehr ein Produkt der Gefahr als des Denkens zu sein scheint.
Zweites Kapitel: Absoluter und wirklicher Krieg
    Der Kriegsplan faßt den ganzen kriegerischen Akt zusammen, durch ihn wird er zur einzelnen Handlung, die einen letzten endlichen Zweck haben muß, in welchem sich alle besonderen Zwecke ausgeglichen haben. Man fängt keinen Krieg an, oder man sollte vernünftigerweise keinen anfangen, ohne sich zu sagen, was man mit und was man in demselben erreichen will; das erstere ist der Zweck, das andere das Ziel. Durch diesen Hauptgedanken werden alle Richtungen gegeben, der Umfang der Mittel, das Maß der Energie bestimmt, und er äußert seinen Einfluß bis in die kleinsten Glieder der Handlung hinab.
    Wir haben im ersten Kapitel gesagt, daß die Niederwerfung des Gegners das natürliche Ziel des kriegerischen Aktes sei, und daß, wenn man bei der philosophischen Strenge des Begriffs stehenbleiben will, es im Grunde ein anderes nicht geben könne.
    Da

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