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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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ungeheuren Vorteil gekauft.
    So wird man immer einen großen positiven Erfolg nur durch positive, auf Entscheidung und nicht auf bloßes Abwarten gerichtete Maßregeln herbeiführen, kurz, man erhält auch in der Verteidigung den großen Gewinn nur durch einen hohen Einsatz.
Neuntes Kapitel: Kriegsplan, wenn Niederwerfung des Feindes das Ziel ist
    Nachdem wir die verschiedenen Zielpunkte, welche der Krieg haben kann, näher charakterisiert haben, wollen wir die Anordnung des ganzen Krieges für die drei einzelnen Abstufungen durchgehen, welche sich nach jenen Zielpunkten ergeben haben.
    Nach allem, was wir bis jetzt über den Gegenstand schon gesagt haben, werden zwei Hauptgrundsätze den ganzen Kriegsplan umfassen und alle übrigen zur Richtung dienen.
    Der erste ist: das Gewicht der feindlichen Macht auf so wenig Schwerpunkte als möglich zurückzuführen, wenn es sein kann, auf einen; wiederum den Stoß gegen diese Schwerpunkte auf so wenig Haupthandlungen als möglich zurückzuführen, wenn es sein kann, auf eine; endlich alle untergeordneten Handlungen so untergeordnet als möglich zu halten. Mit einem Wort, der erste Grundsatz ist: so konzentriert als möglich zu handeln.
    Der zweite Grundsatz: so schnell als möglich zu handeln, also keinen Aufenthalt und keinen Umweg ohne hinreichenden Grund.
    Das Reduzieren der feindlichen Macht auf einen Schwerpunkt hängt ab:
    Erstens von dem politischen Zusammenhang derselben. Sind es Heere eines Herrn, so hat es meist keine Schwierigkeit; sind es verbündete Heere, deren das eine als bloßer Bundesgenosse ohne eigenes Interesse handelt, so ist die Schwierigkeit nicht viel größer; sind es zu gemeinschaftlichen Zwecken Verbündete, so kommt es auf den Grad der Befreundung an; wir haben davon schon geredet.
    Zweitens von der Lage des Kriegstheaters, auf welchem die verschiedenen feindlichen Heere erscheinen.
    Sind die feindlichen Kräfte auf einem Kriegstheater in einem Heere beisammen, so bilden sie faktisch eine Einheit, und wir brauchen nach dem übrigen nicht zu fragen; sind sie auf einem Kriegstheater in getrennten Heeren, die verschiedenen Mächten angehören, so ist die Einheit nicht mehr absolut, es ist aber doch noch ein hinreichender Zusammenhang der Teile da, um durch einen entschiedenen Stoß gegen einen Teil den andern mitfortzureißen. Sind die Heere auf benachbarten, durch keine großen Naturgegenstände getrennten Kriegstheatern aufgestellt, so fehlt es auch hier noch nicht an dem entschiedenen Einfluß des einen auf das andere; sind die Kriegstheater sehr weit voneinander entfernt, liegen neutrale Strecken, große Gebirge usw. dazwischen, so ist der Einfluß sehr zweifelhaft, also unwahrscheinlich; liegen sie gar an ganz verschiedenen Seiten des bekriegten Staates, [618] so daß die Wirkungen gegen dieselben in exzentrischen Linien auseinandergehen, so ist fast die Spur jedes Zusammenhanges verschwunden.
    Wenn Preußen von Rußland und Frankreich zugleich bekriegt würde, so wäre das in Beziehung auf die Kriegführung so gut, als wenn es zwei verschiedene Kriege wären; allenfalls würde die Einheit in den Unterhandlungen zum Vorschein kommen.
    Die sächsische und die österreichische Kriegsmacht im Siebenjährigen Kriege waren dagegen als eine zu betrachten; was die eine litt, mußte die andere mitempfinden, teils wie die Kriegstheater in derselben Richtung für Friedrich den Großen lagen, teils weil Sachsen gar keine politische Selbständigkeit hatte.
    Soviel Feinde Bonaparte im Jahr 1813 zu bekämpfen hatte, so lagen sie ihm doch alle ziemlich nach einer Richtung hin, und die Kriegstheater ihrer Heere standen in einer nahen Verbindung und starken Wechselwirkung. Hätte er irgendwo durch Vereinigung seiner Kräfte die Hauptmacht überwältigen können, so hätte er dadurch über alle Teile entschieden. Wenn er die böhmische Hauptarmee geschlagen hätte, über Prag gegen Wien vorgedrungen wäre, so hätte Blücher bei dem besten Willen nicht in Sachsen bleiben können, weil man ihn nach Böhmen zu Hilfe gerufen haben würde, und dem Kronprinzen von Schweden würde es sogar an gutem Willen gefehlt haben, in der Mark zu bleiben.
    Dagegen wird es für Österreich immer schwer sein, wenn es den Krieg gegen Frankreich am Rhein und in Italien zugleich führt, durch einen erfolgreichen Stoß auf einem dieser Kriegstheater über das andere mit zu entscheiden. Teils trennt die Schweiz mit ihren Bergen beide Kriegstheater zu stark, teils ist die Richtung der

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