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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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Kriege fast kein ruhmvolles Unternehmen, was nicht mit unendlicher Anstrengung, Mühe und Not zustande gebracht würde, und wenn hier die Schwäche des physischen und geistigen Menschen immer zum Nachgeben bereit ist, so kann wieder nur eine große Willenskraft ans Ziel führen, die sich in einer von Welt und Nachwelt bewunderten Ausdauer kundtut.
Achtes Kapitel: Überlegenheit der Zahl
    Sie ist in der Taktik wie in der Strategie das allgemeinste Prinzip des Sieges und soll von uns zuerst in dieser Allgemeinheit betrachtet werden, wozu wir uns folgende Entwicklung erlauben.
    Die Strategie bestimmt den Punkt, auf welchem, die Zeit, in welcher, und die Streitkräfte, mit welchen gefochten werden soll; sie hat also durch diese dreifache Bestimmung einen sehr wesentlichen Einfluß auf den Ausgang des Gefechts. Hat die Taktik das Gefecht geliefert, ist der Erfolg da, er mag nun Sieg oder Niederlage sein, so macht die Strategie denjenigen Gebrauch davon, welcher sich nach dem Zweck des Krieges davon machen läßt. Dieser Zweck des Krieges ist natürlich oft ein sehr entfernter, und in den seltensten Fällen ein ganz naheliegender. Eine Reihe von anderen Zwecken ordnen sich ihm als Mittel unter. Diese Zwecke, die zugleich Mittel für höhere Zwecke sind, können in der Anwendung mancherlei sein; selbst der letzte Zweck, das Ziel des ganzen Krieges, ist fast in jedem Kriege ein anderes. Wir werden mit diesen Dingen uns bekanntmachen in dem Maße, als wir die einzelnen Gegenstände kennenlernen, [170] die dadurch berührt werden, und es kann nicht unsere Absicht sein, hier durch eine vollständige Aufzählung derselben, wenn sie auch möglich wäre, den ganzen Gegenstand zu umfassen. Wir lassen also die Verwendung des Gefechts vorderhand liegen.
    Auch diejenigen Dinge, wodurch die Strategie Einfluß auf den Ausgang des Gefechts hat, indem es dasselbe festsetzt (gewissermaßen dekretiert), sind nicht so einfach, daß man sie mit einer einzigen Betrachtung umfassen könnte. Indem die Strategie Zeit, Ort und Stärke bestimmt, kann sie dies in der Anwendung auf mancherlei Weise tun, deren jede das Gefecht sowohl seinem Ausgang als seinem Erfolg nach anders bedingt. Also werden wir auch dies erst nach und nach kennenlernen, nämlich bei den Gegenständen, welche die Anwendung näher bestimmen.
    Entkleiden wir so das Gefecht von allen Modifikationen, die es nach seiner Bestimmung und den Umständen, aus welchen es hervorgeht, bekommen kann, abstrahieren wir endlich von dem Wert der Truppen, weil dieser ein Gegebenes ist, so bleibt nur der nackte Begriff des Gefechts, d. h. ein formloser Kampf übrig, an dem wir nichts als die Zahl der Kämpfenden unterscheiden.
    Diese Zahl wird also den Sieg bestimmen. Schon aus der Menge von Abstraktionen, welche wir haben machen müssen, um auf diesen Punkt zu kommen, ergibt sich, daß die Überlegenheit der Zahl in einem Gefecht nur einer der Faktoren ist, aus welchem der Sieg gebildet wird, daß also, weit entfernt, mit der Überlegenheit der Zahl alles oder auch nur die Hauptsache gewonnen zu haben, vielleicht noch sehr wenig damit erreicht ist, je nachdem die mitwirkenden Umstände so oder anders sind.
    Aber die Überlegenheit hat Grade, sie kann doppelt, drei-, viermal so groß gedacht werden usw., und jedermann begreift, daß sie bei dieser Steigerung alles übrige überwältigen muß.
    In dieser Beziehung muß man einräumen, daß die Überlegenheit der Zahl der wichtigste Faktor in dem Resultat eines Gefechts ist, nur muß sie groß genug sein, um den übrigen mitwirkenden Umständen das Gleichgewicht zu halten. Die unmittelbare Folge davon ist, daß man die möglichst größte Zahl von Truppen auf den entscheidenden Punkt ins Gefecht bringen müsse.
    Mögen diese Truppen dann hinreichen oder nicht, so hat man von dieser Seite alles getan, was die Mittel zuließen. Dies ist der erste Grundsatz in der Strategie. So allgemein wie er hier ausgesprochen ist, würde er ebenso gut für Griechen und Perser, oder für Engländer und Mahratten als für Franzosen und Deutsche passen. Aber wir wollen den Blick auf unsere europäischen Kriegsverhältnisse richten, um uns etwas Bestimmteres dabei denken zu können.
    Hier sind die Heere in Bewaffung, Einrichtung und Kunstfertigkeit jeder Art einander viel ähnlicher, es besteht nur abwechselnd noch ein Unterschied [171] in kriegerischer Tugend des Heeres und Talent des Feldherrn. Gehen wir die Kriegsgeschichte des neueren Europa durch, so finden wir

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