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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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behauptete frech, es wäre nicht seine Schuld. Und jetzt ist er
auch noch tot.« Ihre Stimme wurde immer lauter. »Hätte er nicht warten können, bis
die Bauarbeiten fertig sind?! Aber nein, dreist wie er immer war, lässt er sein
Auto mitten in der Renovierung gegen einen Baum krachen. Verflucht! – Er steht schon
wieder am Zaun. Frau Lem, Sie müssen mich entschuldigen! Am besten gehen Sie jetzt.«
    Die aufgebrachte
Adelige griff nach einem Besen und stürmte hinaus in den Garten.
    Der Wappenträger
Robotka spazierte splitternackt am Zaun entlang und warf Butterblumen um sich. Eine
traf mich am Kopf.
    Herr Robotka
plapperte ausgelassen. »Übrigens, was machen Sie heute Abend, Fräulein? Ich habe
frei. Meine geschätzte Gattin trifft sich mit Werwölfen, wie in allen Vollmondnächten.
Sie werden im Wald zum Mond heulen. Huuuuu.«
    Seine Frau
schloss die Augen und zischte durch die Zähne. »Ich bin ganz ruhig. Ja, ich bin
ganz entspannt, verdammt noch mal, ganz, ganz ruhig.«
    Schnell
verließ ich den Garten. In meinem Rücken hörte ich Herrn Robotka kichern: »Hier
bin ich! Hasch mich!«
     
    Auf dem Weg zur Bushaltestelle pulte
ich Sand aus meinem Haar. Mit Butterblumen bestreut zu werden, war an sich harmlos
und anmutig. Bis auf die Tatsache, dass die Blume, die auf meinem Kopf gelandet
war, eine fette, sandige Wurzel hatte. Nun, ich konnte nur hoffen, dass die jüngere
Generation von Adeligen mehr Beherrschung an den Tag legte. Alix Robotka schien
mir in dieser Hinsicht angenehm anders zu sein. Bis jetzt hatte ich sie nur korrekt
gekleidet und diszipliniert erlebt. Sie sprach leise und trank sehr wenig oder gar
keinen Alkohol. Durch sie könnte ich Kontakt zu Nicolai herstellen. Der hilfsbereite
Kurt würde mir sicher helfen, ein Treffen mit ihr zu vereinbaren.

8.
     
    Der nächste Morgen war taufrisch.
Der Kaffee roch auch frisch, und die Brötchen waren nicht vom Vortag. Nur ich war
schlecht gelaunt, denn Jan hatte den seit Langem verabredeten Nachmittagsausflug
nach Karpacz abgesagt. Ein dringender Termin, aber er wollte nicht sagen, worum
es dabei ging; ich wiederum gab mir keine Mühe, meine Enttäuschung zu verbergen.
Entsprechend mürrisch saß ich am Frühstückstisch. Noch im Halbschlaf trank Kurt
seine erste Tasse Kaffee und murmelte: »Wie wäre es, wenn wir heute ein Institut
zur biologischen Erneuerung für Männer besichtigen würden?«
    Schadenfroh
grinste ich. »War deine letzte Nacht so ein Misserfolg?«
    »Wir sind
beide zu dieser Besichtigung eingeladen worden.«
    »Was? Ich
auch? Ist denn mein körperlicher Verfall so offenkundig, dass mein Geschlecht keine
Rolle mehr spielt?«
    »Valeska.
Gestern Abend hast du mich gebeten, ein Treffen mit Alix zu arrangieren.«
    Jetzt fiel
es mir ein. »Wir können sofort fahren.«
    Nach einer
Stunde waren wir am Ziel.
    Das Institut
war ein flaches, weiß getünchtes Gebäude, das bereits von Weitem Erfolg ausstrahlte,
besonders wegen einer Reihe glänzender, teurer Autos in der Einfahrt. Wir parkten
direkt unter dem Schild ›Sie haben zu uns gefunden. Und wir führen Sie erfolgreich
zu einem kräftigen, schlanken Körper .‹
    Durch eine
sterile Vorhalle gelangten wir in ein Wartezimmer. Eine Rothaarige in gut sitzendem
Kittel lächelte uns an und fragte, ob sie uns etwas zu trinken anbieten könne. Kurt
nickte so heftig, als hätte sie gefragt, ob sie ihren Kittel ablegen dürfe. Zuvorkommend
servierte sie uns etwas Durchsichtiges und zeigte noch mal ihre makellosen Zähne,
bevor sie aus meinem Blickwinkel verschwand.
    »Und nun
erwarte ich nur das Schlimmste«, sagte ich.
    »Aber Valeska!
Bei diesem ungewöhnlich freundlichen Empfang!«
    »Eben, deswegen.«
    Eine Putzfrau
mit mürrischem Gesicht stürmte ins Zimmer. »Füße hoch«, knurrte sie. »Dass ich das
jedes Mal sagen muss.«
    Mit dem
Wischmopp holte sie weit aus, sodass das Wasser spritzte. Rasch befeuchtete sie
den Fußboden, wobei die Zimmerecken großzügig ausgespart wurden. Fluchend und stöhnend
verließ sie den Raum so schnell, wie sie gekommen war. Keine geschäftstüchtige Freundlichkeit,
keine schmeichelnden Blicke, die Kurt als potenziellen Kunden taxierten. Wie in
den guten, alten Zeiten. Entspannter sah ich mich im Zimmer um.
    Die Wände
waren überladen mit Diplomen und Urkunden. Eine Tafel, die einer ganzen Wand den
Anstrich ersparte, übertrumpfte alles. In großen Lettern stand darauf: ›Und was
sieht Ihr Rivale, wenn er Ihnen gegenüber steht: Einen trägen, fetten

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