Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)
Nebenbullen?
Oder einen harten und gefährlichen Gegenspieler? Zu welcher Gruppe gehören Sie:
Cowboy, Farmer, Bulle oder Mastbulle? Wir errechnen die Dicke Ihrer Fettschicht.‹
Aus den
Augenwinkeln sah ich, dass Kurt seinen Bauch betastete. Viel Zeit für die Selbstuntersuchung
hatte er nicht, denn die Tür flog auf. Alix Robotka kam herein und begrüßte uns
überschwänglich, sodass ich sofort den Verdacht schöpfte, wir würden hier ohne zweijährigen
Studiovertrag nicht mehr herauskommen. Jetzt war Vorsicht geboten, ich setzte eine
besonders gelangweilte Miene auf. Alix zeigte mit der Hand, die von einem silbernen
Ring von der Größe einer Untertasse bedeckt wurde, zur Wand. »Nehmen Sie das nicht
allzu ernst. Irgendwas musste ich doch aufhängen. Mein Diplom als Englischlehrerin
hätte hier niemanden interessiert. Kommen Sie, ich führe Sie durch mein Institut.«
Brav folgten
wir ihren roten Stöckelschuhen durch mehrere Räume, die an eine moderne Arztpraxis
erinnerten. Zum Glück waren die meisten Zimmer verschlossen, große Schilder mit
der Aufschrift ›Bitte Ruhe‹ hingen an den Türen. So beendeten wir die Besichtigungstour
in angenehm kurzer Zeit und kehrten in das gepflegte Wartezimmer zurück.
»Wie hat
es Ihnen gefallen, Valeska?«, fragte Alix und fügte sofort hinzu: »Meine Kunden
nehmen bis zu fünf Kilo monatlich ab.«
»Also, wenn
es um mich geht, da habe ich keinen Bedarf. Auch bei Preisnachlass und …«
»Überzeugend«,
schnitt Kurt mir das Wort ab. »Ich bin bereit dazu. Was erwartet mich?«
»Ein unkompliziertes
Programm. Eine Spezialdiät. Kein Alkohol, keine Säfte, nur Wasser aus der heimischen
Quelle, Weißkäse in beliebiger Menge und wahlweise Salat oder Gurken.«
Kurt strich
über seinen Bauch. »Oh, das ist hart! Aber ich bin bereit, durch die Weißkäse-Hölle
zu gehen.«
Ein nettes
Lächeln; Alix nahm eine kleine Glocke vom Tisch und bimmelte. Ein Frauenkopf lugte
durch die Tür. »Sie wünschen?«
»Menü fünf
bitte. Für meine Gäste.«
Als der
Kopf verschwunden war, setzte sich Alix in einen Sessel und gab eine private Vorführung
zum Thema: ›Wie schlage ich meine Beine so übereinander, dass Männer Schweißausbrüche
bekommen‹.
Dann wandte
sie sich an mich: »Kurt erzählte, dass Sie etwas über meine Familie erfahren möchten.
Für welches Magazin arbeiten Sie?«
»Für ›Reisen
mit Herz‹. Augenblicklich bin ich auf der Suche nach einer Geschichte über Liebe.
Dabei dachte ich an Ihren Bruder Nicolai. Er wird demnächst heiraten, oder?«
Sie hob
ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen in die Höhe. »Und da mein Bruder nicht hier
ist, soll ich Ihnen von seiner Verlobung berichten?«
Das Gespräch
entwickelte sich gut. Eine Liebesgeschichte aus dem polnischen Adel bekommt man
nicht jeden Tag. Vielleicht konnte ich ein doppeltes Honorar herausschlagen. Mein
Notizbuch lag aufgeschlagen auf meinen Knien. »Ich höre.«
»Nun, mein
Bruder wird tatsächlich Gräfin Karolina Kluczyk heiraten.«
»Eine echte
Gräfin! Toll!«
Alix’ Gesicht
zuckte nervös. »Sie ist keine Gräfin, mehr eine Baronesse.«
»Ja, Ihre
Mutter hat mir einiges verraten.«
Begeistert
war Alix nicht. »Dann wissen Sie ja alles.«
»Und in
zwei Wochen wird geheiratet«, fuhr ich munter fort. »Ich möchte über die Hochzeitsvorbereitungen
berichten. Ich würde gerne Ihren Bruder Nicolai treffen.«
»Nein, das
ist nicht möglich. Mein Bruder ist verreist.«
»Könnte
ich dann mit Baronesse Karolina sprechen? Vielleicht können Sie ein gutes Wort für
mich einlegen?«
»Nein, das
ist ganz und gar unmöglich.«
»Wieso?«
Alix zuckte
die Schultern, vollführte mit den Beinen noch mal das Spielchen ›Schau mal, was
für lange Beine ich habe‹, bevor sie das Thema wechselte. »Stimmt es, was ich gehört
habe: Sie wollen ein Geschäft in der Gegend eröffnen? Muss ich Konkurrenz fürchten?«
Mit Getöse
klappte ich mein Notizbuch zu, die ganze Familie Robotka zeigte sich seltsam zugeknöpft
beim Thema Heirat. Hindernisse spornten mich an, diesmal war es nicht anders. Diese
Hochzeit, schwor ich, werde ich mir nicht entgehen lassen, auf diesem Fest werde
ich auch tanzen, und wenn ich mich als Hochzeitstorte verkleiden muss.
Erneut fragte
Alix: »Muss ich Konkurrenz fürchten?«
»Keine Angst.
Kein Schönheitsinstitut, eher das Gegenteil. Die Abfallbranche.«
»Ach so.
Und Ihre Funktion dabei?«
»Chefin«,
auch ich warf schwungvoll die Beine übereinander und lehnte mich im
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