Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)
zeigen.«
»Nein, das
kann ich nicht.«
Missmutig
warf sie die grünen Kohlstreifen in den Topf mit brühend heißem Wasser. »Und warum
nicht?«
»Mein Typ
kommt im Polizeipräsidium schlecht an.«
Sie sah
mich verblüfft an. »Wenn Sie Ihre Haare blond färben und ein hübsches Kleid anziehen,
so in der Art wie dieses hier …«
Mit der
linken Hand strich sie das Lilienmuster über ihren Hüften glatt, dann sah sie mich
abschätzend an. »Ach was! Das spielt keine Rolle. Sie haben ja eine andere Figur.
Wenn Sie das Foto des Diebes zeigen, wird die Polizei sofort etwas unternehmen.
Übrigens, was hat das Ungeheuer verbrochen?«
»Er hat
eine Papstskulptur geklaut.«
»Jesus Maria!«
»Den Verbrecher
werde ich vor Gericht bringen.«
»Haben Sie
denn keine Angst?«
Bevor sie
sich versah, nahm ich ihr das Messer aus der Hand und rammte es in ein Holzbrett,
das an der Wand über der Spüle hing. »Jetzt habe ich keine Angst mehr. Und ich weiß
auch, wie ich ihn finden werde.«
Der aristokratische Sitz der Familie
Robotka sah heute von Weitem leuchtend und frisch aus. Der Glanz kam von einer riesigen
Pfütze, die sich von der Gartenpforte bis hin zur Eingangstür wie ein großer Spiegel
ausgebreitet hatte. Frisch schimmerte der weiße Putz an der Hausfassade. Neben dem
rotierendem Betonmischer stand ein Bauarbeiter und schaute zum Himmel hinauf. Als
ich an ihm vorbeiging, sagte er plötzlich: »Regen. Wir brauchen unbedingt Regen.«
»Wieso?
Wollen Sie das Dach auf undichte Stellen prüfen?«
»Nöö, meine
Gurken, die werden bitter ohne Regen.«
Die Eingangstür
flog auf und Frau Robotka trat hinaus. Heute in einem wallenden blauen Gewand. Sie
rief: »Herr Matuschek, möchten Sie einen belebenden Gedächtnistee?«
Der Bauarbeiter
bückte sich so eilig nach seiner Schaufel, dass sich die Frage nach einem aufputschenden
Tee von selbst erübrigte. Ich trat aus dem Schatten des Betonmischers hervor. »Aber
ich, ich könnte einen gebrauchen.«
Sie zog
die Brauen hoch. »Sie? Sie schon wieder hier?«
»Ist Ihr
Mann zu Hause?«
»Warum?«
Sie warf einen Blick über ihre Schulter ins Innere des Hauses.
»Ich möchte
ihn etwas fragen.«
»Er schläft.
Was wollen Sie wissen?«
Aus meiner
Handtasche zog ich das Foto und hielt es ihr entgegen. »Kennen Sie den Mann mit
der Narbe?«
»Nein. Wer
ist das?«
»Das weiß
ich nicht. Aber ich suche jemanden, der ihn kennt.«
Der Bauarbeiter
stieß die Schaufel in den Sandberg und kam auf uns zu. »Zeigen Sie mal das Foto.
Ich bin viel rumgekommen, ich kenne viele Leute.«
Frau Robotka
flatterte mit den Ärmeln ihres blauen Gewandes. »Herr Matuschek! Das Einzige, was
Sie von der Welt gesehen haben, waren ungesunde verrauchte Spelunken. Folgen Sie
mir bitte in den Salon, Frau …?«
»Valeska
Lem. Die mit der guten Aura. Zudem haben Sie eine Stechpalme in mir gesehen. Das
haben Sie selbst gesagt.«
»Habe ich
das wirklich gesagt?«
»Ja, meine
gute Aura empfinde ich als Vorteil, aber mit der Stechpalme habe ich ein Problem.«
»Unnötig,
Frau Lem, ich meinte die Stechpalme im keltischen Horoskop. An welchem Tag sind
Sie geboren?«
»Am 14.
Juli.«
»Genau,
ich habe mich nicht geirrt. Die Stechpalme! Ein empfindsames und sensibles Wesen,
das sich nach außen hin kühl und reserviert gibt. Herausragende intellektuelle und
praktische Fähigkeiten und ein rätselhaftes Liebesleben. Das stimmt doch, oder?«
Gnädig nickte
ich, die Beschreibung meiner Eigenschaften war gar nicht schlecht.
Frau Robotka
flatterte wieder mit den weiten Ärmeln ihres Kleides. »Mein Mond steht jetzt im
Krebs. Das sind starke Zeichen. Und die Hochzeit, ach!«, stöhnte sie. »Und Herr
Matuschek gibt mir den Rest. Kommen Sie, wir trinken einen Krafttee zusammen.«
Damit meinte
sie den Tee, den ihr Arbeiter so vehement abgelehnt hatte. Wahrscheinlich mochte
er nicht, dass die Zunge danach schwerfällig war wie nach einer Betäubungsspritze.
Als das Gefühl etwas nachgelassen hatte, murmelte ich: »Was isss?«
Die Gastgeberin
verzog ihre Gesichtsmuskeln, als müsste sie auch ihre Lippen zunächst auflockern.
»Haaaaa, habe ich dem Tee zu viel Eisen zugesetzt?«
»Im Prinzip
nicht, ich würde nur mehr Wasser nehmen. So drei bis fünf Liter mehr.«
»Meinen
Sie, so eine schwache Potenzierung würde auch ausreichen, um Herrn Matuscheks Arbeitsmotivation
zu verstärken?«
»Nicht unbedingt.
Wenn Sie ihn mit einem kalten Bier motivieren, kommt er wahrscheinlich am
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