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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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Formularen, die zusätzlich
ausgefüllt werden müssten. Dann rief er mich noch ein drittes Mal an, um sich zu
entschuldigen, es wären mehr als zwei Formulare, Jan Linde würde sich aber spätestens
in zwei Tagen bei mir melden.
     
    Die Gespräche ermüdeten mich. Kaum
in meinem Zimmer in der Pension angekommen, schlief ich ein. Im Traum zog ich eine
scheppernde, verrostete Kette durch unzählige Gänge und dunkle Treppenhäuser. Zudem
saßen in Mauernischen Polizisten, die mich mit Wolfszähnen angrinsten und anfauchten.
Als ich aufwachte, war es hell, und alle Gelenke taten mir weh. Es musste wohl eine
Ankerkette gewesen sein, die ich die ganze Nacht hindurch mitgeschleppt hatte. Mein
zweiter Gedanke: Was war im Haus von Edy tatsächlich passiert? Mit schweren Schritten
ging ich hinunter. Kurt saß am Tisch in seinem Tropenanzug, auf dem Nebenstuhl lagen
sein Rucksack und sein Wanderstock. Er winkte mir mit einem Butterhörnchen zu. »Guten
Morgen, Valeska. Kaffee?«
    »Tee, bitte.«
    »Geht’s
dir schon besser?«
    »Nein.«
    »Was kann
ich für dich tun?«
    »Nichts.
Ist Ben zurück?«
    »Nein, aber
ich habe seine Spur aufgenommen. Dein geliebter Hund ist so gut wie gefunden. Heute
werde ich einen Mann treffen, der weiß, wo sich dein Hund aufhält.«
    Mürrisch
setzte ich mich an den Tisch und kaute gedankenverloren an meinem Butterhörnchen.
Kurt bemühte sich, mich abzulenken, und erzählte von illegalen Schnapsbrennereien.
Bei einem Fachmann hätte er erfahren, dass auf dem Schwarzmarkt immer wieder der
billige Wodka mit Beimischung von Industriealkohol auftauche. Erst vor einem Monat
war ein Bräutigam direkt vor der Hochzeitsfeier gestorben, nach der Verkostung von
gepanschtem Wodka. Die Braut schloss sich umgehend einer AA-Gruppe an, aber das
war auch das einzig Positive an der Sache.
    Es sei durchaus
möglich, dass auch der arme Journalist eine gepanschte Flasche gekauft hatte.
    Seine Theorie
beinhaltete jedoch einen Schwachpunkt, befand ich. »Na gut. Und was ist mit mir
passiert, deiner Meinung nach?«
    Eindrucksvoll
runzelte er die Stirn. »Ich nehme an, du warst bei Edys Anblick so erschüttert,
dass du vor Schreck doch einen Schnaps oder zwei getrunken hast. Reinen Wodka, aus
einer anderen Flasche, zum Glück. Beim Rausgehen hast du dir den Kopf gestoßen,
bist von Panik erfasst ins Freie gestürzt, unglücklich gestolpert und bewusstlos
geworden. Dein Verhalten war nicht besonders stilvoll, aber denkbar.«
    Eine Frage
brannte mir auf der Zunge. »Was hast du dort gemacht, Kurt?«
    »Wo?«
    »Im Haus
von Edy. Hast du mir nachspioniert? Wegen deinem Geld?«
    »Aber Valeska!«
Kurt mimte sehr überzeugend den zu Unrecht Beschuldigten. »Das ist eine böse Unterstellung!«
    »Warum denn?«
    »Für mein
Gefühl spielte sich etwas Besonderes ab, ich bin ja ein Fachmann für so was. Jedenfalls
bin ich dir nachgefahren, von Weitem habe ich gesehen, wie du im Haus verschwunden
bist. Ich habe beschlossen, zu warten. Das war eine detektivische Intuition. Später
bin ich näher herangekommen und habe dich, zum Glück, gefunden. Ein hiesiger Angler
hat einen Krankenwagen angerufen.«
    »Das kann
nicht sein!«
    »Was?«
    »Im Fluss
gibt’s seit Jahren keine Fische mehr.«
    »Vielleicht
saß der Angler dort aus alter Gewohnheit.«
    »Kurt, du
lügst!«
    Mit Wucht
schlug er seinen Spazierstock auf den Fußboden. »Valeska! Ich habe es satt, als
Zielscheibe deiner Frustration herzuhalten.«
    »Ich soll
frustriert sein? Weswegen?«
    »Weil du
nicht weiterkommst. Mit deinen Geschichten für die Zeitschrift, mit Jan und seiner
angeblich fantastischen Geschäftsidee!«
    »Haha! Ich
soll deswegen frustriert sein?!«
    »Jawohl!«
    »Idiot!«
    Kurt stand
auf und rannte in den Garten hinaus. Ratlos und schlapp kehrte ich in mein Zimmer
zurück und setzte mich mit einem Reiseführer in einen Sessel. Die nächsten Stunden
wanderte ich zur Erholung meiner geistigen Kräfte durch Niederschlesien und dachte
über allerlei nach. Am Abend beendete ich meine Besichtigungstour durch Burgen,
Schlösser und Parks im Hirschberger Tal und meine Stimmung stieg langsam, aber stetig
über den Nullpunkt. Die Natur wirkt sich bekanntlich positiv aufs Gemüt aus. Außerdem
hatte ich einen Plan für den nächsten Morgen.

12.
     
    In der Nacht hatte es geregnet und
beim Sonnenaufgang dampften die Wiesen, als hätte Rübezahl, so grob geschnitzt und
kantig wie er war, aus Versehen literweise heiße Frühstücksmilch ausgegossen. Kurts
Wagen

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