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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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Bauwagen auf, mit Angst einflößendem,
fürchterlichem Kampfgeschrei stürzte ich hinein. Zuerst erkannte ich nicht viel,
es war dämmrig im Raum. Aber das war auch mein Vorteil. Herr Matuschek erstarrte
vor Schreck. Wenige Sekunden reichten mir, ihn zu überraschen, auf den Fußboden
zu werfen und seine Hände auf den Rücken zu drehen.
    Wie in Zeitlupe
erhob sich Kurt aus seinem Sessel und sagte vorwurfsvoll: »Valeska, du? Gerade war
ich in Verhandlungen. Du hast sie unterbrochen.«
    Vor Anstrengung
keuchte ich, denn Matuschek zappelte wie ein Fisch unter meinen Knien. »Es tut mir
leid, dass ich so ungelegen hereinplatze, Kurt. Wollen wir erst mal den Kunsthändler
in eine angenehmere Lage bringen?«
    Mit vereinten
Kräften führten wir Herrn Matuschek hinaus und stellten ihn fachmännisch gefesselt
an den Pranger. Über den Verbleib des heiligen Franziskus erfuhren wir von ihm nichts,
dafür aber verfluchte er uns und unsere Nachkommen bis in die fünfte Generation.
Ich klopfte ihm auf die Schulter und sagte, er solle das sportlich nehmen, ich würde
zwar die Polizei anrufen, doch erst in einer Stunde. Eine Weile plauderte ich mit
ihm über dies und das, während Kurt sich den Bauwagen vornahm. Mit strahlendem Gesicht
und einem länglichen Paket unterm Arm kam er heraus. Wir winkten dem schreienden
Matuschek zum Abschied zu. Dass er nicht zurückwinkte, nahmen wir ihm nicht übel.
    Dann stiegen
wir in den Transporter und verließen das Gelände. Während der Fahrt rief ich die
Polizei an, um zu fragen, ob es üblich wäre, dass sich Baustellenwächter an einen
Pranger binden ließen. Nein, das komme nur selten vor, sagte ein Polizeibeamter
zögernd, eigentlich nie, man würde die Sache überprüfen.
     
    Als ich Stunden später noch mal
im Präsidium anrief, meldete sich Inspektor Kowalski persönlich am Telefon. »Sie
waren also diese unbekannte Blumenpflückerin, die meine Leute in die Irre geführt
hat. Von wegen gefesselter Baustellenwächter, haha.«
    »Haben Sie
den armen Mann befreit, Inspektor?«
    »Was für
einen Mann? Kein Wächter war weit und breit zu sehen.«
    »Ich habe
mit eigenen Augen die arme Kreatur an den Pranger gefesselt gesehen. Hat sich der
Mann etwa mit dem schweren Pfosten auf dem Rücken aus dem Staub gemacht? Eine tolle
Leistung, immerhin! Es tut mir leid, dass Ihre Leute umsonst hingefahren sind, Herr
Kowalski.«
    »Aber, aber,
Frau Lem«, sagte Inspektor Kowalski überraschend freundlich. »Wir sind kein Stück
verärgert. Im Gegenteil, wir sind dankbar für Ihren Anruf. Besonders der Bauherr,
der sofort seinen Wachdienst hingeschickt hat. Im Dorf hat sich nämlich wie ein
Lauffeuer herumgesprochen, dass die Baustelle völlig unbewacht war.«
    »Noch ein
Punkt für mich«, sagte ich ohne Begeisterung. »Langsam glaube ich, dass ich vielen
Menschen nur Glück und Vorteile bringe. Ich werde demnächst das Angebot meines Büros
erweitern. ›Valeska Lem, Slawische Sprachen. Übersetzung und Beratung in allen Lebenslagen.
Buchung als Glücksbringerin zudem möglich ‹ . Was halten Sie davon, Herr Inspektor?«
    »Ich bin
Ihr erster Kunde. Was mein Privatleben angeht, da könnte ich ein paar gute Vorschläge
und mehr Glück gebrauchen. Wenn Sie mir sagen würden, wie ich das anstelle?«
    Tja, das
hätte ich selbst gerne gewusst.
    »Übrigens,
Frau Lem, Ihr Freund Herr Linde steckt wieder in Schwierigkeiten.«
    »Das überrascht
mich nicht, Herr Kowalski.«
    »Diesmal
lasse ich ihn nicht vom Haken; Ihr Freund wird nun doch wegen Mordes an Herrn Czarnecki
angeklagt.«
    »Er ist
nicht mehr mein Freund.«
    »Das interessiert
mich am wenigsten, Frau Lem.«
    »Mich eigentlich
auch nicht mehr. Hat er denn das Auto in die Luft gejagt? Vielleicht haben Sie ja
Beweise.«
    »Jetzt schon.
Der Fotograf, der Sie so vorteilhaft ablichtete, hat sich wieder bei uns gemeldet,
mit neuen Aufnahmen, die er an jenem Tag gemacht hat. In der Nähe des Unfallortes
hat er einen Jogger im Roggenfeld fotografiert.«
    »Was ist
daran verdächtig?«
    »Der Jogger
rauchte eine Zigarre.«
    »Aber warum
hat der Fotograf nicht schon früher das Bild der Polizei gezeigt?«
    »Angeblich
hat er die Aufnahme erst jetzt wiedergefunden. Wer’s glaubt, wird selig. Womöglich
wollte er damit später auftrumpfen. In der Gegend weiß jeder, dass der Neffe des
Fotografen, ein mächtiger hiesiger Geschäftsmann, und Herr Linde sich seit Jahren
mit den fiesesten Tricks bekämpfen. Das Neueste: Linde hat Lagerhallen am

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