Vom Mensch zum Vampir
mir das etwa besorgen? Sag mir gefälligst, ob du mir das mit deinem Geld kaufen kannst!“, grollte Ardric und sah seinen sprachlosen Freund mit zusammengekniffenen Augen an.
„Es ist immer dasselbe. Ich verliebe mich in eine Frau und alles scheint gut zu laufen, doch irgendwann kommt plötzlich der Punkt, an dem sie mit mir aus unerklärlichen Gründen nichts mehr zu tun haben will, oder vom Erdboden verschwindet, sodass man sie nirgends mehr auffinden kann. Und dann ziehen wir weiter in eine neue Stadt, wo alles wieder von vorne beginnt.“ Adam stand noch immer wie angewurzelt da und war nicht fähig auch nur ein Wort dazu zu sagen.
„So kann es nicht mehr weiter gehen, Adam. Ich bin dir wirklich für alles dankbar, was du für mich getan hast. Doch nun ist es langsam an der Zeit, dass ich mein eigenes Leben führe und sesshaft werde. Und um meinem Traum von einer eigenen Familie näher zu kommen, werde ich mir eine eigene Bleibe suchen und dort leben, bis ich die Richtige gefunden habe, mit der ich mir ein Zuhause und eine Zukunft aufbauen kann“, verkündete Ardric nun seine Entscheidung. Schon seit längerem hatte er diese Unterhaltung unzählige Male im Geiste geführt, doch erst jetzt war er imstande gewesen, es Adam zu sagen.
„Ist dir denn meine Liebe nicht genug?“, wollte Adam von ihm wissen. Ardric lachte kurz auf. Er erhob er sich von seinem Stuhl, ging auf Adam zu und schloss ihn liebevoll in seine Arme. Adam liebte diese Momente, in denen Ardric solch eine Nähe zuließ und die viel zu selten vorkamen. Er erwiderte seine Umarmung und sog den Duft seiner warmen Haut ein, der aus all seinen Poren strömte. Ein geradezu betörender Geruch, der seine Sinne benebelte und ihn dazu verlockte, sein ihm selbst auferlegtes Verbot, niemals wieder von Ardric zu trinken, zu vergessen. Es würde schnell gehen. Nur wenige Zentimeter trennten Adam von der süßen Erfüllung, die in seinen Adern floss und unter seiner gebräunten Haut verlockend bläulich schimmerten.
„Ich weiß doch, wie sehr du mich liebst, Adam und ich liebe dich auch. So wie ein Sohn, der einen Vater liebt, der du immer für mich warst und auch bleiben wirst“, erklärte ihm Ardric und klopfte ihm tröstend auf den Rücken, bevor er sich aus der innigen Umarmung abrupt löste und zur Treppe eilte, die zu ihren Schlafräumen führte. Adam war aufgebracht, denn das waren nicht die Worte, die er hören wollte. Er presste seine Zähne fest aufeinander und ballte seine Hände zu Fäusten, bis sich die Fingernägel in seine Haut bohrten und der kurz aufblitzende Schmerz, ihn davon ablenkte, Ardric hinterherzurennen, um ihn aus lauter Wut bis auf den letzten Tropfen auszusaugen. Denn er wusste, dass er es im selben Moment, in dem Ardrics Herz zum letzten Mal schlagen würde und er seinen letzten Atemzug ausgehaucht hätte, bitterlich bereuen würde, ihm aus einem niederen Beweggrund wie Wut das Leben genommen zu haben.
„Jetzt komm schon endlich Adam, wir müssen uns für den nächtlichen Ball fertig machen. Und wer weiß, vielleicht treffe ich dort auf die zukünftige Mrs. Donovan!“, rief Ardric scherzend von der Galerie hinunter und konnte es kaum abwarten, die Frauen dieser Stadt kennen zu lernen. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen ging Adam ihm hinterher.
Ein düsteres Vorhaben erwachte in ihm zum Leben. Etwas, was sich aus ferner Zukunft nun in die Gegenward drängte und für Adam van Argyll unumgänglich wurde, wenn er seinen blonden Engel nicht verlieren wollte.
Dieses Vorhaben wurde augenblicklich zu seiner höchsten Priorität, nur die Art der Umsetzung, war ihm noch nicht schlüssig. Doch eines wusste er schon jetzt, während er die steinernen Treppen zur Galerie empor stieg.
Niemand, aber auch wirklich niemand, würde ihm seinen geliebten Ardric Donovan wegnehmen können.
*****
Die Kutschfahrt zum Anwesen der Familie Bouvier, die den Ball zum Geburtstag ihrer Tochter ausrichteten, kam Adam wie eine Foltertour vor. Die ganze Zeit über sagte Ardric kein Wort, doch in seinem Abwesenden Blick, schimmerte der goldfarbene Glanz der Sehnsucht wider und dieser Blick drückte so viel mehr aus, als Worte es je gekonnt hätten. Eine Sehnsucht, die nicht Adam galt und die er niemals hätte stillen können.
Auch in seinen Augen sah man etwas aufblitzen. Ein Funkeln, das nichts Gutes verhieß, denn es rührte vom Groll her. Die Eifersucht schlich sich in Adams kaltes Herz und ließ ihn nicht mehr los.
Dieses Gefühl
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