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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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typisch für meine große Schwester. Schon als wir noch Kinder waren und ich bei etwas Hilfe brauchte, das auch sie nicht lösen konnte, machte sie einfach das Nächstbeste: mich auf andere Gedanken bringen.
    »Ach, und wo wir gerade beim Thema sind: Wieso gehen wir nicht alle mal zusammen aus? Vincent und Sebastien kennen sich ja noch gar nicht. Und du verbringst in letzter Zeit jede freie Minute mit dieser Zombieversion von Marie Antoinette.« Meine Schwester verzog das Gesicht. Wenn es sich jemand einmal mit ihr verscherzt hatte, rückte sie von ihrer Meinung nie wieder ab.
    »Sie ist übrigens sehr nett«, verteidigte ich Violette.
    »Sie hat mich ›undankbare Menschenperson‹ genannt!«, konterte Georgia. »Das sagt doch alles, wenn du mich fragst.«
    »Sie ist eben altmodisch«, sagte ich und hatte noch Jeannes Worte im Ohr. »Für sie ist es ungewohnt, dass Revenants mit uns Sterblichen zu tun haben.«
    »Rassistin«, beharrte Georgia und verschränkte die Arme.
    »Hast du denn schon eine Idee, wo wir mit den Jungs hingehen könnten?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Seb gibt in anderthalb Wochen ein Konzert. Übernächsten Samstag.«
    »Das klingt gut«, sagte ich. »Ich bin mir sicher, dass Vincent mitkommen kann. Er ruht dieses Wochenende. Bis zum Konzert sollte er also wiederhergestellt sein.«
    »Ich fasse nicht, was du da gerade gesagt hast«, sagte Georgia mit einem Kopfschütteln. »Das hört sich einfach so schräg an.« Sie umarmte mich und verließ das Arbeitszimmer. In der Tür blieb sie noch einmal stehen. »Vielleicht solltest du dich mal in Papys Laden umsehen. Da fliegen doch auch massenweise Bücher herum.«
    »Ach, du meine Güte! Darauf bin ich ja noch gar nicht gekommen!«, entfuhr es mir. Meine Enttäuschung wandelte sich sofort in ein Fünkchen Hoffnung.
    »Na, wer hat immer ein Auge auf dich, Baby?«, sagte meine Schwester im Ton einer Gangsterbraut. Dann zwinkerte sie mir übertrieben zu und verschwand durch die Tür.

 
    A m nächsten Morgen konnte ich es kaum erwarten, aufzustehen und ins Esszimmer zu gehen. Papy saß schon am Tisch, aß ein frisches Croissant und trank Kaffee aus einer Schale – so werden in Frankreich üblicherweise heiße Getränke zum Frühstück serviert. Nicht in Tassen oder Bechern, sondern in Schalen, die man mit beiden Händen halten muss, um seinen Kaffee oder Kakao zu trinken. Außer natürlich man trank einen Espresso, der kam immer in einer lächerlich winzigen Tasse.
    Ich füllte meine Schale zur Hälfte mit Kaffee und goss dann heiße Milch aus dem emaillierten Topf darauf, den Mamie immer auf dem Herd stehen ließ. Dann setzte ich mich zu meinem Großvater. »Papy, wenn du mal wieder zu einem Treffen oder einer Auktion musst und jemanden brauchst, der solange auf den Laden aufpasst, dann frag mich ruhig. Ich mach das gern.«
    Mein Versuch, das so beiläufig wie möglich zu erwähnen, scheiterte wohl, denn mein Großvater sah mich beunruhigt an. »Reicht dein Taschengeld nicht, ma princesse ?« Ich zuckte zusammen. So hatte mein Vater mich früher genannt. Sein Tod lag nun bereits über ein Jahr zurück, doch dieser Spitzname traf mich noch immer wie ein Stich ins Herz.
    Das war Papy nicht entgangen. »Entschuldige bitte, mein Schatz.«
    »Schon in Ordnung. Und ich hab’s dir nicht angeboten, um mein Taschengeld aufzubessern. Ich dachte einfach, es wäre mal wieder eine schöne Abwechslung. Und ich könnte meine Hausaufgaben mitbringen.«
    Papy hob fragend die Augenbrauen. »Deine Schwester macht nie solche Vorschläge. Aber weil du selbst ein großer Kunstliebhaber bist, ist das sicher kein uneigennütziges Angebot.« Er lächelte mich an. »Ich habe heute Nachmittag einen Termin, um eine griechische Statue bei einem Sammler auf der Ile Saint-Louis zu begutachten. Eigentlich wollte ich das Geschäft so lange schließen, aber wenn du nach der Schule wirklich –«
    Er musste nicht zu Ende sprechen. »Verlass dich auf mich, ich komme sofort von der Schule zum Geschäft«, unterbrach ich ihn begeistert.
    Papy sah mich zwar immer noch forschend an, aber er lächelte. Ihm gefiel der Gedanke offenbar. »Dann sehen wir uns später«, sagte er. Er stand auf und klopfte mir liebevoll auf die Schulter. Schließlich nahm er seinen Mantel und ging nach oben zu Mamie, die heute schon sehr früh in ihr Atelier unterm Dach gegangen war, um sich ihren Restaurationsarbeiten zu widmen.
    Vor Genuss summend, biss ich in ein Croissant. Wahrscheinlich hatte

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