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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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mit deinem Bauchgefühl falsch liegst und Vincent nichts Dummes anstellt. Andererseits finde ich, dass du völlig recht hast, erst mal allein loszuziehen, Katie-Bean.« Sie tätschelte bestärkend meinen Arm. »Du warst schon immer die Klügste in unserer Familie. Wenn du meinst, du kannst eine Alternative finden, weiß ich, dass du sie finden wirst. Und wenn du Vincent dann mit der Lösung für sein Unsterblichkeitsproblem überraschst, wird das deinen kleinen toten Freund glattweg von den Socken hauen.«
    Ich lächelte. Es ging doch nichts über die aufmunternden Worte der eigenen Schwester, wenn man Zuspruch brauchte.
    Georgia und ich brachten die Nummer in Papys Geschäft glorreich über die Bühne. Papy war überrascht, Georgia bei sich im Laden zu sehen, die außerdem scheinbar echtes Interesse an den Antiquitäten zeigte. So konnte ich mich problemlos entschuldigen, den kleinen Schlüssel aus der Schublade fischen und in den Lagerraum huschen. Zu meiner Erleichterung standen die Kisten noch genauso dort, wie ich sie zurückgelassen hatte. Papy würde also nicht mal auffallen, dass das Buch zwischenzeitlich fort gewesen war.
    Irgendwann verließen Georgia und ich Papys Geschäft und schlenderten die Rue du Seine entlang, vorbei an all den kleinen Galerien und Antiquitätengeschäften. Ich warf einen schnellen Blick zu La Palette, dem Café, in dem ich letzten Herbst auf Vincent und Geneviève getroffen war. Auf der Terrasse standen große, baumähnliche Heizpilze und alle Tische waren belegt.
    Mein Blick blieb an einem jungen blonden Mann hängen. Er unterhielt sich mit einem anderen Mann, der an seinem Tisch stand. Vor ihm lagen mehrere aufgeschlagene Notizbücher – offenbar war der junge Mann beim Schreiben unterbrochen worden. Als wir näher kamen, erkannte ich ihn. Es war Arthur.
    Georgia fiel er im gleichen Moment auf wie mir. »Sag mal, ist das nicht einer von Vincents Freunden?« Arthur sah zu uns herüber und zuckte zusammen, als er registrierte, wer wir waren. »Bonjour! Hallo!«, rief er nach kurzem Zögern.
    »Super. Schönen Dank, Georgia. Er scheint sich ja wahnsinnig zu freuen, uns zu sehen«, grummelte ich, während wir die Straße überquerten und auf ihn zusteuerten.
    Der Typ, der sich mit Arthur unterhielt, war ein attraktiver Mann, vielleicht in Gaspards Alter. Ich hatte das Gefühl, ihn zu kennen, aber mir wollte nicht einfallen, woher. Er hatte etwas Eigenartiges an sich, etwas, was nicht ganz richtig schien, für meinen Verstand aber nicht direkt greifbar war. Als er bemerkte, dass wir geradewegs auf sie zusteuerten, klemmte er sich seine Zeitung unter den Arm und ging schnellen Schritts davon.
    »Ein weiterer freundlicher Vertreter der alten Sippschaft«, murmelte ich in Georgias Richtung. Dann fügte ich laut hinzu: »Hallo, Arthur.«
    Arthur stand auf und begrüßte uns höflich. »Hallo, Kate. Und Georgia, nicht wahr?«
    »Georgia, fürwahr«, antwortete meine Schwester kokett.
    »Nun«, Arthur deutete auf seinen Tisch, »möchtet Ihr mir ein wenig Gesellschaft leisten?«
    »Gerne ...«, setzte Georgia an.
    »Nein«, unterbrach ich sie. »Danke, aber wir haben noch was vor. Außerdem bin ich gleich mit Violette verabredet.«
    »Ah, stimmt. Ihr trefft Euch wieder zum Kinobesuch, nicht wahr? Sie ist ganz in der Nähe, um Einkäufe zu erledigen.« Er nickte mit dem Kopf in die Richtung, in der Violette unterwegs war, und sah mich dann schweigend mit fast entschuldigender Miene an.
    Ich starrte wortlos zurück; sollte er doch etwas sagen. Wenn er darauf wartete, dass ich ihm verzieh, konnte er lange warten. »Also, bis demnächst«, sagte ich nach dieser unangenehmen Pause, hakte mich bei Georgia unter und zog sie davon.
    Als wir außer Hörweite waren, fragte sie entrüstet: »Was ist denn los mit dir? Er wollte doch nur nett sein.«
    »Ja, genau wie letztens, als ich seinetwegen von der Hausbesprechung ausgeschlossen wurde. Nur weil ich eine Sterbliche bin.«
    Georgia atmete hörbar ein. »Nee, oder?«
    »Oh, doch«, sagte ich.
    »Dann sind sie eben beide Rassisten«, überlegte Georgia laut. »Mit dem Unterschied, dass er ziemlich süß ist. Sag mal, Katie-Bean, erinnert er dich nicht auch an ...«
    »Kurt Cobain.«
    »Ganz genau!«
    Kaum waren wir außer Sichtweite des Cafés, tauchte auch schon Violette einen halben Block vor uns auf. Sie stand vor einem Schaufenster und betrachtete die Auslage. Als sie uns herannahen sah, lächelte sie breit und winkte. »Hallo, Kate! Hallo ...«

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