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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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eine sinnliche Vorbereitung für das Lieben darstellt, sondern auch direkt in das Lieben einbezogen werden sollte. Natürlich gibt es unzählige Arten und Qualitäten von Berührung: fein oder grob, weich oder hart, zufällig oder bewusst, hingebungsvoll oder fordernd. Einige Berührungen eignen sich vor allem fürs stille Lieben, andere wiederum fürs heiße oder herzliche Lieben. Eine Berührung kann den Empfangenden öffnen und entspannen oder ihn erstarren und sich verschließen lassen. Berührung ist eine zentrale Qualität und gehört zum bewussten Lieben dazu.
    Sofern beide Partner wirklich im Hier und Jetzt sind, ist Berührung ein Dialog auf der Körperebene. Je bewusster der gebende Partner berührt, desto klarer wird dies vom Empfangenden wahrgenommen. So kann eine federleichte Berührung eindrücklich, neutral, verletzend oder einfach nur beliebig sein.
    Auf der Körperebene ist die Haut die Grenze, an der sich das Innere vom Äußeren trennt – oder sich trifft, je nach Blickwinkel. Meist sehnen wir uns nach Berührungen, die von außen kommen. Doch wo beginnt dieses Außen? Wir haben ein Gefühl für Grenzen, auch im energetischen Raum, vor allem, wenn es den Intimbereich betrifft. In der Regel empfinden wir diesen in einem Abstand von etwa dreißig Zentimetern um unseren physischen Körper herum. Sobald uns fremde Personen zu nahe kommen und diesen Abstand missachten, fühlen wir uns unwohl. Von unserem Geliebten wünschen wir uns jedoch Nähe und Berührungen gerade in diesem Intimbereich. Diese Tatsache können wir nun nutzen, um mehr Lebendigkeit und Eros in unser Liebesleben zu bringen, indem wir bewusst und spielerisch mit diesen Grenzen umgehen.
    Berührungen auf der Körpergrenze, also der Haut, machen uns augenblicklich sehr wach, und wir müssen uns entscheiden, ob wir diesen Kontakt zulassen wollen oder nicht. Weniger Entscheidungsfreiheit haben wir vielleicht bei Berührungen des inneren Kerns, wie zum Beispiel Mund, Anus, Nase und Vagina. Wir empfinden sie als äußerst intim und fühlen uns vor allem sehr verletzlich, oft sogar schutzlos und ohne Kontrolle über die Situation.
    Erst wenn wir die Fähigkeit entwickelt haben, Grenzen sensibel wahrzunehmen, Grenzen zu setzen und uns über Grenzen auszutauschen, entspannt sich unser Wesen, und wir können uns auf einer tieferen Ebene dem Partner hingeben. Wenn wir jedoch nicht klar genug kommunizieren, deutlich Ja oder Nein sagen oder im Zweifel ein »Stopp« signalisieren, verharren wir im Zustand ständiger Alarmbereitschaft, reagieren nervös und fühlen uns unwohl und ausgeliefert. Wenn wir Berührungen gar als Übergriffe erleben, können wir körperlich sogar erstarren und unser Bewusstsein aus dem Körper abziehen. Wir werden empfindungslos.
    Je mehr Bewusstsein in die Berührung hineinfließt, desto intensiver empfinden wir die direkte Begegnung: Mit unseren Händen berühren wir nicht nur den Körper, wir berühren den Partner in der Tiefe seines Seins, seiner Seele. Dies ist eine Kunst, denn sie fordert, dass wir vollkommen und liebevoll in uns ruhen – für uns selbst, aber auch für den Geliebten. Es bedeutet, im eigenen Zentrum zu verweilen, genau zu spüren, dass wir nicht nur mit den Händen, sondern mit unserem ganzen Wesen in Kontakt treten. In der gebenden Position fragen wir uns: Was braucht der Partner, wie »antwortet« sein Gewebe? Oder in der empfangenden Position: Sind wir ganz bei uns, um genau an dem Ort zu verweilen, wo wir berührt werden, um dadurch die leisesten Veränderungen, die Reaktionen unseres Gewebes wahrnehmen zu können?
    Damit sich Körper und Seele in der Tiefe für das sexuelle Lieben öffnen können, braucht es eine bewusste und sinnliche Berührung. So entsteht ein Dialog, der sich schließlich in eine Meditation zu zweit verwandelt. Geben und Nehmen werden eins.
    Schlüssel 4 – Das feinstoffliche Energiesystem
    Im Zustand tiefer Meditation können wir vor allem beim stillen Lieben die unterschiedlichen Qualitäten der Sexualenergie wahrnehmen. Das hängt in erster Linie mit dem feinstofflichen Energiesystem zusammen, das in den tantrischen Lehren eine große Rolle spielt. Dieses Energiesystem wird auch in anderen spirituellen Traditionen ganz ähnlich beschrieben, zum Beispiel im Hinduismus, aber auch

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