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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Ranua und Keiky ä zu Studienzwecken im Land unterwegs. Eine Abordnung der Stadt H ä meenlinna hielt sich schon zwei Wochen hier auf. Man schickte Ragnar ein f ü nfzig Seiten starkes Kompendium mit Informationen ü ber die ne u seel ä ndische Arbeitsmarktpolitik ins Hotel, au ß erdem erhielt er Namen und Adressen mehrerer Finnen, die sich in Neuseeland niedergelassen hatten.
    Aus dem Kompendium ging hervor, dass die Neuseel ä nder die Arbeitslosigkeit bek ä mpft hatten, indem sie die Soziallei s tungen drastisch k ü rzten. Die Steuern waren gesenkt und der Export gef ö rdert worden. In der Praxis hatte man die armen Leute in immer gr öß ere Bedr ä ngnis gebracht, man hatte die L ö hne gesenkt und jene Menschen, die der Arbeitsmarkt freig e setzt hatte, ins absolute Elend gest ü rzt oder gezwungen, sich irgendwie durchzuschlagen. Hermanni und Ragnar stel l ten fest, dass sich Europas kranke Jungfrau Finnland mit dieser Arznei nicht vom Leiden der Arbeitslosigkeit heilen lie ß e. Ein Pr o gramm dieser Art w ü rde den Willen zum Aufstand nicht br e chen, im Gegenteil, die Verbitterung der Leute w ü rde wachsen.
    Wie auch immer, Ragnar suchte Pekka Heikkinen auf, einen Finnen von gut vierzig Jahren, der vor einem Jahr nach Neuse e land gezogen war. Er war ein ehemaliger Unternehmer aus Vantaa, hatte einen Lastwagen gefahren und war jetzt f ü r die Gabelstapler einer Speditionsfirma im Hafen von Auckland verantwortlich. Seine Frau Liisa hatte in Vantaa als Sozialbea m tin gearbeitet, war aber wegen eines Burn-outs ihrem Mann in das neue Land gefolgt, in dem man Arbeit fand, ohne dass man auf Knien darum bitten musste. Liisa war vorl ä ufig zu Hause und betreute den j ü ngsten Familiennachwuchs, eine kleine Tochter, die in der neuen Heimat geboren worden war. Sie beabsichtigte, in ein, zwei Jahren wieder arbeiten zu gehen, wenn sie nur erst besser Englisch gelernt h ä tte. Die beiden ä lteren, fast erwachsenen Kinder, eine Tochter und ein Sohn, waren in Finnland geblieben.
    Pekka kannte sogar Lena Lundmarks Firma vom Namen her. Er hatte in ihrem Auftrag mehrere Hundert Tonnen Lam m fleisch nach Finnland auf den Weg gebracht.
    Pekka besa ß einen Gel ä ndewagen, mit dem er sie auf der Nordinsel herumkutschierte. Es war ein diesiger, k ü hler Tag, und immer noch wehte es heftig. Hier und dort sahen sie die Spuren des tropischen Sturms. Eine Obstplantage hatte sich komplett flach gelegt, und von Speichern und Schuppen hatten sich Blechd ä cher gel ö st und ü ber die Gegend verteilt. Das Gel ä nde war h ü gelig, Wald gab es wenig, Schafe daf ü r umso mehr, sie bedeckten die gr ü nen Weiden wie ein Wollteppich, ü berall. Im Sturm waren dem Vernehmen nach ganze Herden abhandengekommen. Von Zeit zu Zeit sahen die Ausfl ü gler gro ß e Farmen, und Pekka erkl ä rte, dass diese eigene Fleischr ä u chereien besa ß en und auch selbst die Schafschur vorna h men. Unter den H ä nden eines ge ü bten Scherers verlor ein Schaf seine Wolle innerhalb weniger Minuten.
    Unterwegs besichtigten sie einige Plantagen, auf denen Zi t rusfr ü chte und Kiwis angebaut wurden. Am Nachmittag keh r ten sie nach Auckland zur ü ck und besuchten Pekka zu Hause. Er wohnte in einem h ü bschen Haus am Rande der Stadt, zu dem ein Garten und sogar ein kleiner Swimmingpool geh ö rten. Die Heikkinens hatten das Haus nur gemietet, sodass sie sich dort keine eigene Sauna bauen konnten.
    Liisa hatte Irish Stew nach finnischer Art gemacht. Sie sagte, dass sie das Gericht ziemlich h ä ufig zubereite, immer dann, wenn sie besonders starkes Heimweh habe.
    » Nun fang nicht wieder an, der Arbeitslosigkeit zu Hause nachzuweinen « , schimpfte Pekka.
    Liisa erkl ä rte, dass das Einzige, nach dem sie sich sehne, die finnische Landschaft und ein paar Freunde seien. Ihr Leben finde jetzt hier statt, und zumindest bisher habe alles gut g e klappt.
    Liisa und Pekka waren nach der typischen Art von Einwa n derern ganz beseelt von ihrer neuen Heimat und kritisierten die alte mit harten Worten. Sie waren genervt von der Tr ä gheit und dem Versagen der finnischen Arbeitslosen und redeten sich richtig in Rage, als sie all die Missst ä nde aufz ä hlten, die die Arbeitslosigkeit im ehemaligen Heimatland hervorgebracht hatte.
    » Manchmal, als ich damals hinter dem Schalter der Sozialb e h ö rde sa ß und all das mitkriegte, hatte ich das Gef ü hl, dass es wie im Krieg war. Mutter und Vater hatten erz ä hlt, dass damals der Schwarzmarkt bl

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