Vom Regen in die Traufe
es Europa und Finnland ergangen w ä re, wenn die Achsenm ä chte den Krieg gewonnen h ä tten. In London w ü rde Deutsch, Italienisch und Japanisch gesprochen, und in Helsinki g ä be es eine jap a nischsprachige Universit ä t. Die F üß e der Pariser Huren w ä ren verbunden wie die der Geishas, und in Moskau h ä tte man Stalin und Molotow vorgeschlagen, Harakiri zu begehen.
Nach Ragnars Meinung h ä tte eine Niederlage der Alliierten zu einem Krieg zwischen Deutschland und Japan und einer Neuaufteilung der ganzen Welt gef ü hrt. Die USA w ä ren durch Atomwaffen zerst ö rt worden, das Gleiche w ä re mit Europa geschehen. Die gesamte Menschheit w ä re japanisiert worden.
» Statthalter auf den Å landinseln w ä re heute ein japanischer Admiral, und s ä mtliche Schiffe der dortigen Reeder w ü rden unter japanischer Flagge segeln. «
Hermanni best ä tigte, dass die Welt einer totalen Vernic h tung nie so nahe gewesen war wie gegen Ende des Zweiten Wel t kriegs. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Deutschland oder Japan Atomwaffen eingesetzt h ä tten, ein wahnwitziger Wettlauf hin zum Untergang, den die USA mit zwei Bombe n l ä ngen gewonnen hatten.
Ragnar fand, dass die Zerst ö rung von Nagasaki und Hir o shima somit eine gro ß artige Friedensaktion gewesen war, ungeachtet dessen, dass dabei Hunderttausende unschuldiger Menschen get ö tet worden waren.
Hermanni fand diese Denkweise zynisch, allerdings musste auch er zugeben, dass man unter Kriegsbedingungen den Fri e den nicht durch Verhandlungen erreichte, sondern nur durch den Einsatz roher Gewalt. Krieg war kein diplomat i sches Spiel, sondern bedeutete gnadenloses T ö ten. Diese Tatsache erkannte man erst nach Ende eines Krieges, nicht vor seinem Ausbruch.
Auf dem langen Flug ü ber den westlichen Stillen Ozean ha t ten die M ä nner genug Mu ß e, auch ü ber ihren eigenen rein finnischen B ü rgerkrieg zu sprechen. Zun ä chst vergewisserten sie sich, dass in der N ä he keine Finnen oder Finnisch spreche n de Reisende sa ß en, anschlie ß end konnten sie sich die Zeit damit vertreiben, die Details des Aufstandsprojekts zu rekap i tulieren und Erg ä nzungen zu planen. Da sie sich fernab ihrer Heimat befanden, kam ihnen die Frage in den Sinn, wohin die F ü hrer des Aufstandes nach einem m ö glichen Misserfolg fliehen k ö n n ten. Wahrscheinlich k ä me kein einziges Mi t gliedsland der EU f ü r diesen Zweck infrage, sagten sie sich. Die EU konnte Pers o nen, die sich gegen die legale Regierung eines ihrer Mitglie d staaten erhoben hatten, nicht den Status des politischen Fl ü ch t lings zuerkennen, das war klar. Auch nicht, wenn ihnen in ihrem Heimatland das Todesurteil drohte. Norwegen war das n ä chstgelegene denkbare Asylland, denn es geh ö rte nicht der EU an, aber als sicher konnte es ebenfalls nicht gelten, war es doch altes NATO-Mitglied, und die polit i schen Beziehungen zwischen dem Nordatlantikpakt und der Europ ä ischen Union waren logischerweise sehr eng. Dasselbe traf auf Island zu.
Nat ü rlich konnten die Aufstandsf ü hrer durch die W ä lder nach Russland fliehen, immerhin gab es tausend Kilometer gemeinsamer Grenze, aber der Gedanke an politisches Asyl irgendwo im hintersten Russland, in den betongrauen, vom Permafrost umgebenen St ä dten, erschien schon in der Theorie fast noch schlimmer als der Tod am Galgen im heimatlichen Finnland. Hermanni hielt an der Grenze zwischen Finnland und Russland eine Fl ü chtlingsbewegung in beide Richtungen f ü r denkbar, wenn die aufst ä ndischen Finnen in ihrer Not ü ber die Ostgrenze nach Russland fliehen w ü rden und von dort, ebenso verschreckt, massenweise Opfer der Glaubenskriege aus S ü drussland nach Finnland hereinstr ö men w ü rden. Die finn i schen Arbeitslosen w ü rden nach Russland fliehen, und als Gegengeschenk bek ä me Finnland Kalm ü cken, Uiguren, Tsch e tschenen, Kosaken, Armenier und Azeren.
Ragnar Lundmark fand, dass die F ü hrer des finnischen Au f stands schon im Voraus funktionierende Beziehungen zur Schweiz und zu anderen neutralen europ ä ischen L ä ndern herstellen sollten. Nach Russland, so sagte er, war im Verlauf der Geschichte noch niemand freiwillig geflohen. Er vermut e te, dass selbst Albanien f ü r die finnischen Revolutionsf ü hrer ein angenehmeres neues Heimatland w ä re als der ö stliche Nachbar.
» Nun ü bertreib nicht « , versuchte Hermanni Heiskari die A n tipathie seines Butlers gegen Russland zu d ä
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