Vom Regen in die Traufe
in die H ä nde des Feindes gerieten. Die Flucht hatte nach einem fertigen Plan zu erfolgen, und falls das nicht gelang, hatte sich die Besatzung in die Grundzellen zu je drei Mann aufzuteilen und in den W ä l dern zu zerstreuen. Sie dort aufzusp ü ren w ä re ü berm ä chtig schwer f ü r die auf Frontk ä mpfe eingestellte regul ä re Armee.
Ragnars Betrachtungen zur Ö konomie des Aufstandes b a sierten auf pauschalen Berechnungen, denn der Verlauf des Krieges und der Zeitpunkt seines Beginns waren ja noch unb e kannt. Was der Volksaufstand sch ä tzungsweise kosten w ü rde, lie ß sich vor dem Ausbruch des Krieges unm ö glich verl ä sslich sagen, schrieb Ragnar in seinem Vorwort und betonte, dass die gesamte Sondierungsarbeit nur dazu gedacht war, den sp ä teren verantwortlichen Kriegs ö konomen entsprechende Anhalt s punkte zu geben. Er erw ä hnte, dass es in der gesamten G e schichte keinen einzigen Krieg gegeben hat, bei dem man vorab auch nur ann ä hernd die Kosten hatte berec h nen k ö nnen. Er verwies auf die Pl ä ne f ü r den Zweiten Weltkrieg und die letz t lich durch ihn entstandenen Kosten, die so immens sind, dass man sie bis heute nicht verl ä sslich berec h nen kann.
Wie auch immer, Ragnar Lundmark kam bei seinen Betrac h tungen zu dem Schluss, dass der von Hermanni Heiskari g e plante B ü rgerkrieg etwa f ü nfzig Milliarden Mark kosten w ü rde. Den gr öß ten Posten bildeten die Zerst ö rungen durch die e i gentlichen Kriegshandlungen. Die Berechnungen gr ü n deten sich auf die Annahme, dass der Krieg zwei Jahre dauern w ü rde. Hielte er l ä nger an, w ä re er nat ü rlich um ein Vielfaches teurer.
Zu der Frage, wer den Volksaufstand letztlich finanzieren w ü rde, nahm Ragnar nur ganz allgemein Stellung. Zun ä chst w ä ren es die Aufst ä ndischen selbst, die ihren eigenen Krieg finanzieren w ü rden – die heimlichen Depots, die Ausr ü stung, den Proviant, die Transport- und Kommunikationsmittel, die Feldlazarette und Ä hnliches. Was die gr öß eren Depots und teurere Anschaffungen betraf, m ü sste bereits zu Friedenszeiten Leihkapital besorgt werden. Die eigentlichen Kriegssch ä den m ü sste automatisch der finnische Staat bezahlen, denn die Europ ä ische Union w ü rde wohl kaum einen lokalen Arbeit s marktkrieg finanzieren wollen, und Finnland als kleine Nation h ä tte nicht gen ü gend Autorit ä t, Druck auszu ü ben. Internati o nale humanit ä re Hilfe w ü rde es f ü r das von einem B ü rgerkrieg gesch ü ttelte Finnland nat ü rlich geben. Diesen Einnahmepo s ten lie ß Ragnar bei seinen Berechnungen unber ü cksichtigt, denn diese Art von Hilfe kam meist versp ä tet, wenn bereits das Ende des Krieges bevorstand, sodass dieses Geld nicht mehr bei der eigentlichen Kriegsf ü hrung zu Buche schlug.
Finnlands Wiederaufbau w ü rde, vorsichtig gesch ä tzt, hu n dertf ü nfzigtausend Arbeitslose f ü r zehn Jahre besch ä ftigen. Somit h ä tte der Volksaufstand vielf ä ltige Auswirkungen auf die Besch ä ftigungssituation. Nahm man die Zahl der Gefall e nen, sowohl unter den Guerillak ä mpfern als auch unter den Soldaten der regul ä ren Armee und unter den unbeteiligten Zivilisten, k ä me man auf etwa zweihunderttausend Personen, deren Arbeitspl ä tze ebenfalls frei w ä ren. Die Verwundeten, die Ve r missten und die aus dem Land Gefl ü chteten w ü rden ebe n falls Zigtausende freier Stellen hinterlassen.
Die eigentlichen Kriegshandlungen w ü rden die gesamte B e v ö lkerung zwei Jahre lang an entsprechende Aufgaben binden, sodass wichtige andere Arbeiten im zivilen Bereich unerledigt blieben und anschlie ß end rasch nachgeholt werden m ü ssten.
Wenn die Kunde vom drohenden Aufstand zu den Arbeitg e bern vorgedrungen und ihnen der Schrecken in die Knochen gefahren w ä re, w ü rden sie ja vielleicht doch noch begreifen, dass sie, falls sie ihr Leben, ihr Verm ö gen, ihre Fabriken und Lager behalten wollten, weiter denken mussten als nur an den eigenen Vorteil und an schnelle Gewinne. Sie w ü rden wieder fachlich geschulten B ü rgern ihres Landes Arbeit anbieten, w ü rden von kurzsichtigen und unn ö tigen Sanierungen A b stand nehmen und auf menschliche Arbeitskraft statt auf teure Rob o tertechnik setzen.
Der Volksaufstand w ü rde nachdr ü cklich und auf effektive Weise das gr öß te Problem der j ü ngeren Geschichte Finnlands, die Arbeitslosigkeit, schlagartig l ö sen.
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Hermanni Heiskari und Ragnar Lundmark f ü
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