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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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doch stattdessen vertreibe ich mir die Zeit damit, Cade zu belauschen, während er ein paar Lieder summt, die ich nicht kenne – Lieder, die alt und indianisch klingen. Als ich es vor schierer Langeweile wage, kurz hervorzuspähen, bekomme ich zu sehen, wie er sich eine improvisierte Maniküre gönnt, indem er sich einen Niednagel vom Daumen abbeißt.
    Ich will gerade wieder hineinschlüpfen, als er aufspringt. »Da bist du ja«, sagt er. »Gut gemacht, Junge. Gut gemacht.«
    Ich krieche in Richtung Gürtelschlaufe, in der Hoffnung auf bessere Sicht, und bin dankbar dafür, dass ich in Form einer Kakerlake hier bin und nicht als Mensch, denn sonst würde ich vor Entsetzen aufschreien, als mein Blick von Kojote wegwandert und auf die vor uns versammelte Gruppe fällt, die sich nur als eine Armee … untoter Monster beschreiben lässt.
    Eine kleine Armee wahrhaft monströser Wesen mit teilweise verwesten Gesichtern und herausstehenden Knochen, wobei manchen wichtige Körperteile fehlen. Wie sie da so vor mir aufmarschieren, erinnern sie mich an einige der unheimlich aufwändigen Special-Effects-Aufträge, die Jennika für Horrorfilme der härteren Gruselklasse erledigt hat.
    Nur dass das hier viel schlimmer ist.
    Das hier ist echt.
    Sie stehen vor ihm und lassen gierig die Zungen heraushängen  – na ja, jedenfalls die, die Zungen haben –, während ihnen erwartungsvoll die Augen aus den Höhlen treten, als Cade auf die Kühlbox zugeht und mit einem großen Metallbehälter zurückkehrt, den er vor sich auf den Glastisch stellt.
    »Zurück«, sagt er und funkelt vor allem einen warnend an, der sich zu nahe herangewagt hat. Er wartet, bis derjenige sich wieder in den Rest des Gruselkabinetts eingefügt hat, dann
steckt er eine Hand in die Tasche und fischt einen kleinen Silberschlüssel heraus, mit dem er das Schloss aufschließt.
    Die Gruppe drängt nach vorn, die Gesichter von nackter Gier gezeichnet, während ich mich auf einen ekligen Berg glitschigen, grauen Glibbers gefasst mache. Ich vermute, dass es sich höchstwahrscheinlich um menschliche Gehirne handeln wird, denn der Legende nach ist das ja die Lieblingsspeise von Untoten, Dämonen und Monstern.
    Doch als Cade den Deckel öffnet, erfüllt stattdessen das herrlichste weiße Leuchten den Raum. Der Anblick löst einen gedämpften Chor von Ah- Rufen aus, bald gefolgt von aufgeregtem Fiepen, Schnauben und Knurren, während Cade mit gewölbten Händen in den Behälter greift und wunderschöne, glänzend weiße Kugeln herausholt, die er kurz bewundernd ansieht, ehe er sie den Monstern vorwirft, als würde er Tauben Brotkrumen hinstreuen.
    Die Monster fallen wüst übereinander her und drehen komplett durch bei ihrem Bestreben, mehr Kugeln zu ergattern, als jedem von ihnen zustehen. Ein Spektakel, das Cade zu genießen scheint, wenn man danach urteilt, wie er sich beim Austeilen alle Zeit der Welt lässt. Er lässt sie gern darum kämpfen, auch wenn es offenbar mehr als genug für alle gibt.
    »Das war’s«, sagt er und wischt sich die Hände an seinen Jeans ab, wobei seine gespreizten Finger mir gefährlich nahe kommen. »Vorstellung beendet. Geht’s euch jetzt besser?« Er sieht sie einen nach dem anderen an und lacht. »Ihr seht auf jeden Fall besser aus«, fügt er hinzu.
    Und da erkenne ich es.
    Da erkenne ich, dass sie sich in etwas verwandelt haben, was nicht mehr annähernd so grässlich ist wie der Anblick, den sie noch vor ein paar Minuten boten.
    Ein Teil des verwesten Fleisches ist wieder intakt.
    Einige der zersplitterten Knochen sind wieder heil.
    Einige der fehlenden Körperteile sind nachgewachsen.
    Nachgewachsen.
    Womit zum Teufel füttert er sie da?
    Ich studiere sie erneut, betrachte die dunklen Haare, die dunklen Gesichter und die hellen Augen … und auf einmal weiß ich, dass es mehr als ein Zufall ist.
    Als Paloma davon gesprochen hat, dass sie am Día de los Muertos, dem Tag der Toten, mit ihren lange verstorbenen Ahnen kommunizieren – wobei sie behauptet hat, dass sie ihre Ahnen dabei weniger ehren als vielmehr wiedererwecken  –, hat sie mir im gleichen Atemzug versichert, dass es nicht das sei, was ich vermute. Dass es nicht deren physische Körper seien, die sie wieder erweckten, sondern vielmehr ihre spirituelle Essenz.
    Sie zapfen die Energie der Toten an und saugen selbst die dunkle Macht ihrer Ahnen auf – ein Effekt, der aber bestenfalls ein paar Tage anhält … Sie sind keine Totenbeschwörer oder zumindest noch

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