Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
nicht , hatte sie gesagt.
Doch als ich sie erneut betrachte, erkenne ich, dass sich Paloma geirrt hat. Cade hat sie zurückgeholt. Vor mir steht eine ganze Armee toter Richters.
»Leandro wird ausflippen, wenn er euch sieht«, sagt Cade, und seine Stimme reißt mich in die Gegenwart zurück. »Und wenn erst einmal Daire mit an Bord ist, dann gehört uns die ganze Welt …«
Ich wirbele herum, bis ich ihn sehen kann – und einem narzisstischen, Leichenteile naschenden Psychopathen in die Augen schaue, der sich ernsthaft einbildet, er könne mich überreden, mit ihm gemeinsame Sache zu machen.
Es ist wesentlich schlimmer als in den Warnungen, die man mir mitgegeben hat.
Ich kneife die Augen zusammen und versuche, meine Verbindung mit der Kakerlake zu lösen, als Cade den Deckel des Metallbehälters so fest zuknallt, dass mein Gedanke abgewürgt wird. Er wendet sich von seiner Monsterfamilie ab und brüllt sie an, sie sollen sich verziehen, und sie gehorchen. Zwar marschieren sie nicht unbedingt in besonders geordneter Formation davon, aber sie fügen sich und lassen keinen Zweifel daran bestehen, wer hier das Sagen hat.
»Und jetzt?« Cade blickt zwischen seiner Uhr und Kojote hin und her. »Lust auf ein bisschen Auslauf?« Kojote jault, ganz begeistert von dem Vorschlag, doch Cade zögert und verzieht die Miene. »Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich lieber zurückgehen und die Vorgänge im Club im Auge behalten.«
Kojote neigt den Kopf und sieht Cade aus traurigen, rot glühenden Augen an. Bei dem Anblick lacht Cade leise auf und krault das Tier unterm Kinn. »Okay, aber nur kurz. Ich darf diese Santos nicht allzu lang unbeobachtet lassen.«
Sie durchqueren den Raum und gehen auf eine Wand am anderen Ende zu. Doch genau wie die Wand, die uns hierher geführt hat, ist auch diese ein Trugbild, das es uns erlaubt, hindurchzutreten und auf die andere Seite zu gelangen, wo wir einer weiten, scheinbar endlosen Sandwüste gegenüberstehen.
Cade streift seine Stiefel ab, während Kojote aufgeregt im Kreis um ihn herumrennt. Derweil klammere ich mich verzweifelt fest, überzeugt davon, dass ich ein Rennen unmöglich überstehen kann, ohne abzufallen und bis in alle Ewigkeit hier verschollen zu bleiben. Obwohl es ja im Grunde nicht ich sein werde, die hier verschwindet, sondern vielmehr die Kakerlake, ist es trotzdem etwas, was ich ihr nicht wünsche. Sie hat mir gute Dienste geleistet und daher etwas Besseres verdient.
Ich wappne mich, fest entschlossen, diese Reise zu überstehen, damit ich irgendwann in den Club zurückkehren kann. Dort werde ich die Kakerlake in einem netten, finsteren und feuchten Winkel deponieren, wo sie dann friedlich den Rest ihrer Tage verbringen darf, hoffentlich ohne Erinnerung an all die schrecklichen Dinge, die ich sie gezwungen habe mit anzusehen. Auf einmal macht Cade seine Hose auf.
Damit habe ich nicht gerechnet.
Seine Jeans fällt zu Boden, während ich auf den Saum seines T-Shirts springe und mich mit aller Kraft festklammere. Ich bin total erleichtert, dass ich das geschafft habe, als er auch das T-Shirt auszuziehen beginnt und ich über seinen Oberkörper gezogen werde, durch seine Achselhöhle (igitt) und dann –
»Was zum …?«
Er stößt einen Schrei aus.
Oder vielleicht habe auch nur ich in meinem Kopf geschrien; ich kann es nicht sicher sagen.
Ich weiß nur, dass er losbrüllt: »Dreckig … widerlich …«, und die Zeit stillzustehen scheint, als wir einander mustern.
Der Augenblick zieht sich in die Länge, als hätte man auf die Pausentaste gedrückt, und ich will ihn gerade abbrechen, will gerade flüchten, als seine Augen sich zu zornigen Schlitzen verengen und er das T-Shirt so heftig zu Boden pfeffert, dass ich den Halt verliere. Ich fliege durch die Luft, falle zu Boden und bleibe hilflos auf dem Rücken liegen. Ein Paar grausame, nicht reflektierende, eisblaue Augen starren mich an, während Cade mit seinem Stiefel ausholt und ihn so brutal auf mich herunterdonnern lässt, dass ich mit seinem Absatz eins werde.
Siebenunddreißig
H ey – hey, du. Alles in Ordnung?«
Eine männliche Stimme. Besorgt. Ein Mann, der sich Sorgen um mich macht?
Dann muss es entweder Djangos Geist sein, oder Chay ist gekommen, um mich abzuholen – das sind die einzigen zwei Männer auf der Welt, die sich Sorgen machen würden.
»Brauchst du einen Arzt? Komm schon, mach die Augen auf und schau mich an. Bitte!«
Ich tue wie geheißen. Warum auch nicht? Und schon
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