Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Motorengeräusch des Ford Mustang in der Ferne verklingt. Ich bewundere, wie ruhig und gelassen Dace geblieben ist – auch wenn seine eisblauen Augen eine ganz andere Geschichte erzählten und er es kaum erwarten konnte zu verschwinden.
Ich habe das schon öfter erlebt. Wenn Jennika wütend ist, ist sie zum Fürchten – und sie war – oder vielmehr ist – unbestreitbar wütend.
Aber ich bin auch wütend. Und im Gegensatz zu Dace lasse ich mich von ihr kein bisschen einschüchtern.
»Mal im Ernst, warum musstest du so unglaublich unhöflich sein?« Ich werfe meine Tasche auf den Küchentisch und gehe zur Spüle. Dort nehme ich mir ein blaues Glas aus dem Schrank, fülle es mit Wasser und kippe es in drei schnellen Schlucken hinunter, um mich zu beruhigen.
»Oh, also dann entschuldige bitte, dass ich dich bloßgestellt habe und so unhöflich war. Bitte nimm meine aus tiefstem Herzen kommende Entschuldigung entgegen.« Sie schüttelt den Kopf und meint eindeutig keine Silbe davon ernst. »Vielleicht kannst du mir verraten, was hier eigentlich los ist? Vielleicht kannst du mir erklären, wie ich deiner Meinung nach reagieren soll, wenn ich dich mit einem Jungen, der eindeutig nichts Gutes im Sinn hat, in einem Wrack von
einem Auto vorfinde – noch dazu um halb zwei Uhr morgens und an einem Werktag ?«
Ich lehne mich gegen die Arbeitsfläche und starre eisern auf meine Stiefeletten. Irgendwie muss ich meine Gefühle unter Kontrolle bringen, denn mit ihr zu streiten führt zu nichts. Aber ich bin viel zu sauer, um meinen eigenen Rat anzunehmen, sondern hebe das Kinn und sage: »Tja, fürs Erste hättest du nicht unbedingt zu schreien brauchen. Das war absolut unnötig. Und zweitens hättest du keine voreiligen Schlüsse ziehen müssen. Es hat sich überhaupt nichts abgespielt. Es war ganz und gar nicht so, wie du denkst – du hast das Ganze völlig falsch ausgelegt. Ich habe ihn heute erst kennen gelernt! Und er hat mich nach Hause gefahren, weiter nichts. Aber statt mir zu vertrauen, tobst du los und vermutest das Schlimmste. Echt super, Jennika. Ganz super.«
»Oh, jetzt soll ich dir also vertrauen ?« Sie schnaubt leise und mustert Palomas Haus, als fände sie alles darin verdächtig, vor allem mich. »Wie soll ich dir vertrauen , wenn du tagelang nicht auf meine Anrufe reagierst? Wie soll ich dir vertrauen , wenn du unsere Abmachung nicht einhältst?«
Ich seufze. Verdrehe die Augen. Kann es kaum glauben, dass wir wieder an diesem Punkt angelangt sind – dem gleichen Streit, den wir bereits am Telefon durchexerziert haben. Zweimal. Aber offenbar macht sie sich jetzt zur dritten Runde bereit, und wenn sie erst einmal angefangen hat, ist sie schwer zu bremsen.
»Das war ein Mal, und es waren nur drei Tage, wie du ganz genau weißt …«
Aber ich kann nicht ausreden, da schüttelt sie schon den Kopf und schreit mich an: »Es waren vier Tage, Daire. Vier .«
»Das lag nur am Zeitunterschied, das weißt du genau«, knurre ich und denke, wie traurig es ist, dass sie mich, nachdem
wir uns drei Wochen nicht gesehen haben, auf diese Art begrüßen muss. Aber jetzt, da sie angefangen hat, bin ich auch nicht mehr in Stimmung, ihr um den Hals zu fallen. »Der Punkt ist, es war nur ein Mal, und das waren besondere Umstände, weil ich« – eine Visionssuche beziehungsweise die komplette Zerfleischung meines Körpers in einer abgelegenen Höhle durchlebt habe – »mich nicht wohlgefühlt habe … wegen der Verletzungen von dem Unfall und so.«
»Ja, das hast du gesagt.« Sie mustert mich mit gerunzelter Stirn und aufmerksamem Blick. »Und seitdem hast du es perfekt geschafft, unsere Gespräche auf einer Minimalebene zu halten und all meinen Fragen auszuweichen. Und die Fragen, die du freundlicherweise akzeptierst, beantwortest du absichtlich in Rätseln. Du magst es vielleicht nicht glauben, aber ich war auch mal ein Teenager. Du ziehst mir gegenüber nichts ab, was ich nicht schon gegenüber meinen eigenen Eltern abgezogen hätte. Wenn du also glaubst, dein Aufenthalt hier sei ein Freibrief für Partys, dann hoffe ich, du hast es genossen, denn die Party wurde soeben beendet.«
»Ein Freibrief für Partys ?« Ich sehe sie finster an. »Das meinst du doch nicht ernst?« Aber ich sehe ihr an, dass sie es tatsächlich ernst meint. »Hast du dir die Stadt hier mal angeschaut? Von all den Orten, wo ich schon gewesen bin – Paris, London, Rom, Mykonos – Mann, sogar Miami –, da soll ich ausgerechnet
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