Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Ort hier auf dieselbe Weise wieder verlässt, wie du auch gekommen bist. Pferd weiß, wohin es dich bringen muss, also keine Sorge.«
Ich greife nach Pferds Mähne und fange den Blick von Dace auf. »Daire«, sagt er.
Ich blinzele die Tränen zurück und schlucke an dem Kloß in meinem Hals vorbei, als ich die volle Bandbreite von Gefühlen in seinem Blick erkenne, all die Dinge, die er mir so gern anvertrauen möchte, doch stattdessen sagt er nur: »Viel Glück.«
Dann versetzt er Pferd einen Klaps aufs Hinterteil, und ich reite davon wie der Wind.
Fünfundvierzig
A m Reservat angelangt, stürme ich durch die Tür des kleinen Häuschens und überfalle Chay mit einem so wirren Wortschwall, dass er mir erst einmal eine Hand auf die Schulter legen und mich zum nächsten Stuhl bugsieren muss, damit ich mich etwas beruhige.
»Ich habe Palomas Wolf gefunden«, erkläre ich ihm, und mein Atem kommt stoßweise, während Chays Augen weit werden. »Er ist in schlechter Verfassung, wird aber von Dace und ein paar anderen Geisttieren bewacht, unter anderem von deinem Adler.«
Als sie den Namen ihres Sohnes hört, späht Chepi um die Ecke, sucht meinen Blick und hält ihn fest, bis Chay Leftfoot hereinholt und mich bittet, ihm gegenüber alles noch einmal zu wiederholen. Nachdem ich den Ort so gut wie möglich beschrieben habe, bricht Leftfoot auf und hinterlässt genaue Anweisungen für seinen Lehrling, Chay und Chepi, wie sie Paloma behandeln sollen, während ich in der Tür zu ihrem Zimmer stehe und mein Herz schwer wird, als ich sehe, dass sie noch mehr zusammengeschrumpft ist. Selbst im matten Schein der flackernden Kerzen wirkt sie blasser, schwächer. Ihr Atem kommt zu flach, zu schleppend und endet stets in einem schrecklichen Rasseln, das tief aus ihrem Brustkorb dringt.
Ich sinke neben ihr zu Boden und umschließe ihre Hand mit meiner. Meine Kehle ist so zugeschnürt und eng, dass
ich kein Wort herausbringe. Alles verschwimmt vor meinen Augen, so dass ich das Zimmer nur noch schemenhaft wahrnehme.
»Es ging ihr eigentlich wieder besser. Wir waren sicher, dass sie es schafft, doch dann …« Chay sieht mich an, seine Augen sind voller Kummer und zeigen das ganze Ausmaß seines Verlusts. »Ich fürchte, sie wird nicht mehr lange in dieser Welt bleiben.«
Ich weigere mich, es zu glauben. Mit funkelnden Augen sehe ich ihn an. »Nein. Nein! Ich lasse sie nicht gehen. Sie kann nicht … nicht jetzt … nicht jetzt, wo ich sie gerade erst kennen lerne! Leftfoot wird ihren Wolf heilen, und dann wird auch Paloma wieder gesund – du wirst sehen!«
Er drückt meine Schulter und antwortet mit trauriger, aber gelassener Stimme: »Es tut mir leid, Daire. Aber nach allem, was du über Wolfs Zustand gesagt hast, fürchte ich, dass es nicht mehr lange dauern wird.«
Doch ich kann – und will – die Wahrheit nicht akzeptieren. »Warum kann man sie nicht heilen? Warum kann sie sich nicht selbst heilen? Warum kann keiner irgendeine mystische Arznei zubereiten oder so?« Ich sehe mich hektisch im Raum um und klage alle darin an. Der Lehrling des Medizinmanns fährt mit einem heftig ausschlagenden Pendel über Palomas Körper hin und her, wobei er an jedem ihrer Chakren Halt macht und sich immer wieder mit gerunzelter Stirn umdreht und sonderbare kleine Spuckgeräusche von sich gibt. Selbst Chepi, die mit geschlossenen Augen in der Ecke sitzt, wedelt mit den Händen, während ihre Lippen sich in einem stillen Gebet bewegen. Sie alle benutzen dasselbe Ritual, das ich Paloma schon habe anwenden sehen, um anderen zu helfen – also, warum hilft es ihr nicht? Ich drehe mich wieder zu Chay um. »Sie ist eine Heilerin. Eine Suchende. Wie konnte
das passieren? Wie konnte sie überhaupt jemals krank werden?«
Chay holt tief Luft und nickt auf eine Weise, die mich beruhigen, mich gelassener machen und ebenfalls durchatmen lassen soll. Als meine Energie sich gesammelt hat, sagt er: »Heiler tun, was sie können, um selbst stark, geerdet und gesund zu bleiben. Nur eine gute Gesundheit ermöglicht es ihnen, das zu tun, was sie tun. Aber wenn sie einmal krank werden, sind sie gezwungen, Hilfe zu suchen wie jeder andere. Leftfoot wird sich um Wolf kümmern, so gut er kann, aber manches haben wir einfach nicht selbst in der Hand. Die Bürde, Django verloren zu haben und ihre Kräfte wesentlich länger einsetzen zu müssen als üblich, hat ihren Tribut gefordert. Sie hat einen massiven Seelenverlust erlitten. Ich fürchte, es bleibt
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