Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
suche ihn tatsächlich. Aber nicht aus dem Grund, den du meinst.«
Ihre Miene wird finster und ihr Tonfall argwöhnisch. »Ach ja? Und was soll das für ein Grund sein?«
»Es geht um seinen Bruder.«
»Dace?« Sie macht große Augen und spricht den Namen so laut aus, dass Xotichl sich umdreht und Crickett und Jacy sie anstarren, während sich Lita eine Hand vor den Mund schlägt und den Kopf schüttelt. »Ich meine, irgendwie ist er schon auch heiß, aber ich hab ihn immer nur als eine Art
Pseudo-Cade gesehen. Wie einen Abklatsch, eine Art Billig-Version des echten Cade, weißt du? Ist das dein Ernst?« Sie sieht mich durchdringend an und wartet auf die Pointe, die nicht kommt. Immer noch ungläubig spricht sie weiter. »Okay, auch egal. Ich nehme dir das ausnahmsweise ab. Cade ist in seinem Büro. Und was seinen Zwillingsbruder angeht, also auf den hab ich noch nie geachtet.«
Ich drehe mich um und ermahne mich, nicht ärgerlich zu werden. Wie alle anderen in dieser Stadt – oder vielmehr alle außer Dace, Xotichl, Auden und noch ein paar andere – hat sie in Bezug auf die Richters eine komplette Gehirnwäsche hinter sich.
»Ach, und Daire …« Sie packt mich am Arm. »Wenn du mich für dumm verkaufen willst, dann kannst du was erleben.«
»Das würde ich nie tun«, sage ich und reiße mich von ihr los. »Vertrau mir, es gibt nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest.«
»Ich vertraue niemandem«, sagt sie, und ihr Blick verändert sich, bis er leer und abwesend ist, so dass ich mich frage, ob Cade auch Teile von ihr geraubt hat.
Ich wende mich zu Xotichl um und will ihr gerade sagen, dass ich eine Runde drehen möchte, da ergreift sie als Erste das Wort. »Wo du auch hingehst, ich komme mit. Aber beeilen wir uns lieber. Falls du es nämlich nicht gemerkt hast, deine Mom ist hier, und ich habe irgendwie das Gefühl, dass du ihr besser aus dem Weg gehst.«
Achtundvierzig
I ch folge Xotichl, deren im Dunkeln leuchtendes Skelettkostüm ihre Bewegungen sonderbar, ja fast unheimlich wirken lässt. Und tatsächlich entdecke ich im nächsten Augenblick Jennika auf der anderen Seite des Raums. Als Einzige ohne Schädelmaske und Kostüm ist sie leicht zu erkennen.
»Das hier ist die einzige Party in der ganzen Stadt«, sagt Xotichl und hält sich an meiner Seite, während ich um eine Ecke verschwinde und innehalte. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie hier auftaucht.« Sie schnüffelt demonstrativ in der Luft, ehe sie die Hand in die Brusttasche meiner Jacke schiebt und ein Päckchen Zigaretten herausfischt, das ich im Hinausgehen von Leftfoot stibitzt habe, und es vor mir baumeln lässt.
Ich schnappe mir das Päckchen und erkläre ihr, dass es ganz und gar nicht so ist, wie sie glaubt. Sie schiebt sich die Maske hoch, und ihre graublauen Augen scheinen mich zu erkennen, als sie sagt: »Ach, dann willst du sie also nicht als Opfer für die Dämonen benutzen, die das Portal des Rabbit Hole bewachen?«
Mir bleibt der Mund offen stehen.
»Ich kann Energie lesen, Daire. Ich weiß alles über das Portal.« Sie runzelt die Stirn. »Ich weiß über sämtliche Portale in der Stadt Bescheid. Ich weiß auch, dass ein paar extrem unnatürliche Wesen dahinter lauern, und damit meine ich nicht nur die Richters.« Sie grinst. »Ihre Magie wirkt
nicht bei jedem, weißt du? Sie jagen die Schwachen – diejenigen mit einem schwachen Willen, mit schwachen Persönlichkeiten, einem schwachen Selbstwertgefühl – die üblichen Opfer. Aber an mich kommen sie niemals heran. Sie brauchen deinen Gesichtssinn, um deine Wahrnehmung zu verändern. Beim Blindsehen sind sie machtlos. Außerdem weiß doch jeder, dass Dämonen scharf auf Tabak sind.«
Ich atme lang und tief aus, erleichtert, die Last der Wahrheit mit jemand anders als Paloma und Chay teilen zu können. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du es weißt«, sage ich, und sie nickt.
»Ich kann auch Cade ausfindig machen, wenn du mich lässt. Und das Portal. Es ist schwierig; die meisten finden es nicht. Aber ganz egal, wie oft ich meine Hilfe auch angeboten habe, Paloma hat immer abgelehnt.«
Ich setze zum Sprechen an und will ihr von Paloma erzählen, doch sie hebt eine Hand, da sie etwas aufgeschreckt hat, das nur sie allein wahrnehmen kann. Sie zerrt mich unsanft am Arm und zischt leise: »Schnell, hier rein!«
Sie schlüpft in das Büro, und ich folge ihr. Alle beide halten wir den Atem an und stehen eng an die Wand gepresst da, während jemand den Flur
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