Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
entlanggeht.
Als Xotichl sicher ist, dass er weg ist, fasst sie neben sich, schnappt sich Cades Baseballschläger und drückt ihn mir in die Hand. »Den brauchst du vielleicht, falls die Zigaretten nicht wirken.«
Ich fahre mit der Handfläche daran entlang und erprobe seine Dicke und sein Gewicht, während wir das Büro verlassen und sie mich mehrere Korridore entlangführt, stets auf der Suche nach dem Portal und nach Cade, wer immer uns zuerst begegnet, während ich die Markierungen verfolge, die ich noch vom letzten Mal her kenne: das weggeworfene
Kaugummipapier, die herzförmige Stelle, wo die Farbe von der Tür abgeplatzt ist, die Blase von dem Wasserschaden und Cades zerdrückte Zigarettenkippen. Ich trainiere meinen Blick für die Dinge, die sonst unbeachtet bleiben, in der Hoffnung, dass sie mir dann ins Auge springen.
Doch im Gegensatz zum letzten Mal hängt ein seltsam chemischer Geruch in der Luft, der intensiver zu werden scheint, je weiter wir vordringen. Und schon bald bleibt Xotichl stehen, neigt den Kopf zu mir und flüstert: »Hier ist es.«
Ich mustere die Wand und erkenne, dass sie immer noch weich und formbar ist und erst jüngst durchbrochen wurde. Von den Dämonen keine Spur, aber das heißt nicht, dass sie nicht auf der anderen Seite warten.
»Du weißt, dass du nicht mitkommen kannst«, sage ich, da ich ein ganz schlechtes Gewissen habe, weil ich mich von ihr so weit habe lotsen lassen, und nur hoffen kann, dass sie heil wieder zurückfindet.
»Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin stärker, als ich aussehe. Ich kümmere mich um deine Mom, während du dich mit Cade herumschlägst. Und Daire …« Ich sehe sie an, sehe, wie ihre Lippen zittern, doch dann überrascht sie mich mit den Worten: »Tritt den Richters mal richtig in den Hintern!«
Ich werfe mich gegen die Wand, die sich bereits schließt. Quetsche mich regelrecht hinein, den Baseballschläger voraus, presse so fest, bis sie endlich nachgibt und ich hindurchflutsche und sofort mit dem Kopf voran mit einem der Dämonen zusammenpralle – dem großen, der Wache hält.
Wir starren einander an, alle beide vorübergehend perplex, bis er so laut knurrt, dass die anderen aufgeschreckt werden und sich zu ihm gesellen.
Sie umringen mich und grabschen von allen Seiten mit ihren wuchtigen Pranken und den rasiermesserscharfen Krallen
nach mir und lassen mir damit keine andere Wahl, als die Zigaretten aus dem Päckchen zu schütteln, sie hinter mich zu schleudern und davonzurennen.
Während ich einen letzten Blick nach hinten werfe, wo die Dämonen sich auf die Zigaretten stürzen und sich im Bemühen, als Erste dranzukommen, gegenseitig giftig anfauchen, rase ich auf den Tunnel zu, der zur Höhle führt. Meine Stiefel machen auf dem Metall viel zu viel Lärm, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als sie auszuziehen und den Rest des Wegs auf Zehenspitzen zurückzulegen. Ich achte darauf, leicht und flach zu atmen, und erlaube mir nur den kleinsten Seufzer der Erleichterung, als ich unentdeckt das Ende erreiche und einen von hell brennenden Fackeln erleuchteten Raum betrete. Die Flammen funkeln und umzüngeln die Bänder mit Ringelblumen und Perlen an den Wänden und die aufgestellten Skelette mit den handbemalten Schädelmasken auf den Köpfen – die übliche Dekoration für den Tag der Toten, doch hier ist die Wirkung besonders beklemmend.
Der chemische Geruch wird noch stärker, als ich durch die einzelnen Räume gehe, und ich muss mir eine Hand vor die Nase halten, um ihn auszublenden, während ich mit der anderen den Baseballschläger fest umklammere. Und da sehe ich ihn.
Sehe sie.
Sie alle, in identischen schwarz-weißen Schädelmasken mit rot triefenden Mündern, wie sie auf den Beginn der Party warten.
Kojote bemerkt mich als Erster. Er senkt den Kopf und knurrt, während Cade vor einem aufwändig gestalteten Altar steht, der mit einem gestärkten weißen Tischtuch bedeckt ist. Darauf befinden sich brennende Bienenwachskerzen, von den Stielen abgetrennte Ringelblumenköpfe, ein Teller, auf
dem sich bunt verzierte Zuckerschädel türmen, eine Kristallkaraffe mit etwas, was wie Rotwein aussieht, aber ebenso gut Blut sein könnte, und Hunderte Schwarz-Weiß-Fotos von hohl lächelnden Gesichtern quer über das ganze Tischtuch verstreut. Cade steht mit dem Rücken zu mir und hält einen leuchtenden Metallbehälter in den Händen, der den ganzen Raum mit einem strahlenden Licht überflutet.
»Du hast es also geschafft«,
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