Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
hervorrufen würden.
Dazu sind Suchende da.
Er lächelt, als er mich sieht – seine Augen lodern, seine Zähne glänzen. Ich hole weit aus und schwinge den Schläger mit aller Kraft. Nicht eine Sekunde wende ich den Blick von der Kugel ab, während ich das Holz so brutal herabsausen lasse, wie ich kann, und dabei Paloma um Verzeihung bitte. Abschiede waren so viel leichter, ehe ich mir selbst erlaubt habe, jemanden ins Herz zu schließen.
Der Schläger kracht mit voller Wucht herunter und lässt Scherben in hohem Bogen durch den Raum fliegen, ehe er vom Altar abprallt und den Tisch, die Kerzen, die Zuckerschädel, die Fotos und die Karaffe mit der sonderbaren roten Flüssigkeit krachend zu Boden stürzen lässt – während ich Cade anfunkele, atemlos und entsetzt, und wir beide wissen, dass ich es nicht tun konnte.
Sein Blick fängt meinen auf, als er die leuchtend weiße Kugel – die Seele meiner abuela – der Meute untoter Richters zum Fraß vorwirft. Ein Triumphschrei ertönt, als der Größte aus der Gruppe sie sich noch in der Luft schnappt und im Ganzen herunterschluckt.
Neunundvierzig
C ades Miene ist euphorisch, siegessicher. Er hat das Ganze missverstanden und denkt, ich sei verrückt geworden und hätte beschlossen, mich an seine Seite zu stellen.
Der Moment hält an, zieht sich in die Länge, bis ich die Maske abnehme, zu meinen Füßen hinuntersehe und erkenne, dass der Teppich unter mir in Flammen steht. Die Ecken der namenlosen Fotos fangen Feuer und rollen sich zusammen – zuerst erkenne ich ein Gesicht, dann ein zweites, und auf einmal wird mir klar, dass sie nicht das sind, was ich dachte. Es sind keine Bilder von lange verstorbenen Richters, sondern Bilder derer, deren Seelen Cade für sein grauenhaftes Vorhaben gestohlen hat.
Er steht vor mir und fasst nach meiner Hand, während weiß glühende Flammen an seinen Schuhen lecken und seitlich an seinem Körper emporzüngeln. Die Tragweite dessen, was ich gerade getan habe, ragt vor mir auf, während ich auf die Armee untoter Richters zuhalte und auf das Monster losgehe, das die Seele meiner Großmutter gefressen hat. Ich sehe, wie es dadurch bereits gewachsen ist und sich allmählich verwandelt, während es von einem herrlichen Heiligenschein aus Licht umgeben wird. Ich habe keine Ahnung, ob es zu spät ist, um Paloma zu retten, aber ich weiß, ich muss es versuchen, muss die Richters daran hindern, in die Unterwelt einzudringen, da sonst die ganze Welt darunter zu leiden haben wird.
Meine Beine wirbeln nur so dahin, tragen mich schneller, als ich es je für möglich gehalten hätte. Cades gellendes Gelächter beschleunigt meine Flucht, im Verein mit seinem schrecklichen Kojoten, der dicht an meinen Hacken hängt.
Ich renne durch eine lange Zimmerflucht – wobei mein Herz hämmert wie verrückt und mir fast die Lungen aus dem Brustkorb bersten. Nur noch ein paar Schritte klaffen zwischen mir und ihnen, als sie schließlich durch die Wand brechen, die in die Wüste führt, während Kojote einen Satz macht und seine Reißzähne in meine Jeans bohrt.
Ich wirbele zu ihm herum, starre in seine glühend roten Augen und versetze ihm einen harten Tritt in die Schnauze, ehe er erneut zubeißen kann. Die Attacke verblüfft ihn gerade lange genug, dass ich durch die Wand stürmen kann, bevor sie sich schließt.
Sand.
Ich habe den Sand vergessen.
Er zieht sich meilenweit hin, und es dauert wegen der zahlreichen untoten Richters vor mir nicht lange, bis ich in ihrem Schlepptau gleichsam sandgestrahlt werde.
Ich trabe weiter, die Augen gegen den Sandregen zugekniffen, wobei ich versuche, den Großen im Auge zu behalten, als sie einen Hügel hinaufsprinten und hinter der Kuppe verschwinden. Sie sind so plötzlich weg, dass mir das Herz in die Kehle hüpft, da ich überzeugt bin, sie für immer verloren zu haben. Doch auf einmal merke ich, wie ich falle – ich werde von einem Tunnel aus Sand verschlungen, der mich tiefer und tiefer ins Erdinnere zieht.
Die Unterwelt.
Dort reise ich hin. Dort reisen auch sie hin. Mit der Absicht, unsäglichen Schaden anzurichten – angetrieben von der Kraft der Seele meiner Großmutter.
Doch sie sind mir so weit voraus, dass ich keine Chance habe, sie einzuholen – keine Chance, sie am Eindringen zu hindern.
Das Einzige, was ich tun kann, ist, meinen Fall zu akzeptieren, während mein Körper immer weiter abrutscht, sich um sich selbst dreht und so tief hineingesogen wird, dass ich nichts mehr
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