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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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die Autorin erschaffen hat, mache mir unten auf den Seiten Notizen, unterstreiche meine Lieblingspassagen und kritzele die Ränder voll, bis es endlich wieder klingelt und ich frei bin.
    Es ist vorüber.
    Ich hab’s geschafft.
    Das war nicht von vornherein klar. Und es gab eindeutig Momente, in denen ich mir nicht so sicher war.
    Ich stopfe das Buch in die Tasche und rase zur Tür. Erstaunt stelle ich fest, dass Dace genauso schnell war und mir nun die Tür aufhält und mich vor ihm hinausgehen lässt.
    Das ist eine so nette und höfliche Geste an einem Tag, der bisher alles andere als das gewesen ist, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als mich für ihn zu erwärmen. Und als ich ihn beim Hinausgehen versehentlich streife, geht unwillkürlich mein Atem schneller, mein Herz macht ein paar Sätze, und all meine Nervenenden scheinen in Flammen zu stehen – alles nur wegen einer winzigen Berührung.
    »Du hast mir deinen Namen noch nicht verraten«, sagt er, und seine Stimme klingt so unheimlich vertraut, dass sich eine warme Decke über meinen ganzen Körper zu legen scheint.
    Seufzend starre ich den Flur hinab. »Psycho – singendes Psycho-Mädchen auf dem Pferd …« Ich zucke die Achseln. »Hab ich beides schon gehört.«
    Er blinzelt. Er fasst nach meiner Schulter, lässt die Hand aber wieder fallen, als er meinen vorwurfsvollen Blick sieht.
    »Hör mal«, sage ich, da ich weiß, dass ich ihn aufhalten muss, ehe er weiter in mich dringen kann. Seine Freundlichkeit lenkt mich nur ab, obwohl ich doch unbedingt mein Ziel im Auge behalten muss. »Ich hatte einen richtig schlechten Tag. Und falls ich richtig gerechnet habe, stehen mir noch ungefähr dreihundertacht schlechte Tage bevor, ehe ich mit der Schule fertig bin und endlich von hier verschwinden kann. Also nenn mich doch einfach, wie du willst. Das machen die anderen ja auch. Spielt sowieso keine Rolle …« Meine
Wangen werden heiß, und ich weiß, dass ich daherrede wie eine Verrückte, aber irgendwie kann ich einfach nicht aufhören, irgendwie ist es mir egal.
    »Lass dich von ihnen nicht darauf reduzieren«, sagt er mit eindringlicher Miene, und seine Stimme erstaunt mich mit ihrer Aufrichtigkeit. »Lass sie nicht bestimmen, wie du dich selbst siehst oder deinen Platz hier. Und falls du mal jemanden zum Reden brauchst, ich bin nicht schwer zu finden. Ich bin entweder im Unterricht, lese in der Bibliothek oder esse im Nordflur meinen Lunch.«
    Neugierig lasse ich meinen Blick nach unten wandern und bin nicht im Geringsten überrascht, als ich bei denselben dicksohligen, schwarzen Schuhen lande, die ich schon zuvor einmal erspäht hatte. Doch ehe er noch mehr sagen kann, bin ich weg. Versuche, den tröstlichen Strom aus Freundlichkeit und Liebe zu ignorieren, der mich umgibt.
    Diese Eindrücke , wie Paloma sie nennt, mögen ja in meinem Leben als Suchende ganz praktisch sein, aber wenn ich sie in meinem Leben als Schülerin nicht in den Griff bekomme, wenn ich nicht lerne, sie zu kontrollieren, dann werden mich die anderen bald als totale Spinnerin abstempeln.
    Nicht dass es mich kümmern müsste, was meine Klassenkameraden von mir denken – schließlich haben sie auf mich auch keinen so strahlenden Eindruck gemacht.
    Ich trete durch die Doppeltür hinaus ins Licht. Betrachte die emsige Betriebsamkeit – Leute, die sich umarmen und verabschieden und sich gebärden, als würden sie sich niemals wiedersehen, ehe sie losrennen, um einen Bus zu erwischen oder in eines der wartenden Autos am Straßenrand einzusteigen. Einige wenige schließen Fahrräder auf, noch weniger gehen zu Fuß davon, und ich ertappe mich dabei, wie ich meine Entscheidung, mich nicht von Chay abholen zu lassen,
bereue. Ich kenne mich hier lange nicht so gut aus, wie ich dachte.
    Trotz meiner verfeinerten Fähigkeiten und meiner aufblühenden Kräfte habe ich mich noch nie so hilflos gefühlt wie im Umgang mit den Regeln der Highschool.
    Ich kann den Weg des Geistes entlangspurten, eine brutale Visionssuche überleben – aber ich komme nicht mit einer Schule klar? Nicht einmal annähernd. Da muss ich lachen.
    Doch leider habe ich nicht nur in Gedanken gelacht, und sofort tönt mir ein vielstimmig geplärrtes »Psycho!« entgegen.
    Die Mädchen sind wieder da. Sie haben sich erneut formiert, mit Lita in der Mitte und ihren beiden Mitläuferinnen. Sie schüttelt verächtlich den Kopf, während die anderen beiden kichern. Doch so heftig sie sich auch in ihren Hass auf mich

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