Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
verschleierten. Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen.
Falin stand auf der Straße, die Pistole im Anschlag. Zwei Beine hingen leblos aus dem Van. Den anderen Elf konnte ich nicht sehen.
» Die Kugeln sind aus Eisen«, warnte Falin, während er sich dem Van näherte. » Also, wenn du nicht so wie dein Freund enden willst, solltest du anfangen zu reden. Ich will ein paar Erklärungen.«
Die Autos auf beiden Spuren fuhren plötzlich langsamer.
Aus dem Inneren des Vans drang das spöttische Krächzen einer Krähe raus auf die Straße. Unwillkürlich schauderte ich.
» Ich schätze, gleich wirst du einiges zu erklären haben!«, antwortete der Elf.
Ein schwarzer Kombi hielt an, die Fahrerin reckte den Hals. Das Auto hinter ihr stoppte ebenfalls. Der Mann darin griff nach seinem Handy.
Offensichtlich war die Wirkung des Illusionszaubers aufgehoben.
Ich duckte mich in den Beifahrersitz, verbarg mich vor den neugierigen Blicken und konnte eben noch über das Armaturenbrett hinweg erkennen, dass Falin zu seinem Auto rannte und im Laufen die Waffe ins Holster schob.
Er riss die Tür auf, sprang mit einer halben Drehung in den Fahrersitz. Unter anderen Umständen wäre ich beeindruckt gewesen. Doch nun saß mir ein Kloß im Hals, und ich hatte Mühe zu atmen.
Der Wagen fuhr los, Falin riss ihn in einem scharfen U-Turn herum, wobei ich mit der Schulter gegen die Tür prallte. Erschrocken stieß ich den Atem aus. Ich versuchte, mich wieder richtig hinzusetzen, und angelte nach dem Sicherheitsgurt.
Falin scherte aus, überholte die anderen Wagen, dann gab er Gas, und schneller, als ich mit der Wimper schlagen konnte, beschleunigten wir von zwanzig auf sechzig Meilen. Ich drehte mich um. Der Van fuhr gerade los und verschwand um die Ecke.
Es schienen mir endlos lange Minuten, bis mein Herzschlag sich wieder so weit beruhigt hatte, dass ich etwas sagen konnte.
» Die wollten mich kidnappen.«
Falin schaute flüchtig zu mir herüber, entgegnete aber nichts.
Ich sah ihn an. » Sie haben ihn erschossen.«
Immer noch keine Antwort.
Ich räusperte mich. » Sollten Sie nicht… ich meine, na ja, zurückfahren und den Tatort sichern? Sie haben jemanden erschossen.«
Falin trat unvermittelt in die Bremsen und riss das Lenkrad herum. Der Wagen legte sich auf die Seite, fuhr nur noch auf zwei Rädern. Ich klammerte mich an die Tür, so fest, dass die Knöchel meiner Hand weiß hervortraten.
» Hey, was für ein verdammtes Problem haben Sie?«, schrie ich Falin an, als die beiden Räder wieder Bodenhaftung hatten.
Er fuhr unbeeindruckt weiter. » Die meisten Leute bedanken sich, wenn sie gerettet worden sind.«
Ich biss die Zähne zusammen und schluckte den Schrei herunter, der in meiner Kehle aufsteigen wollte.
Falin lenkte das Cabrio auf den leeren Parkplatz eines Supermarkts und bog in einen Stellplatz ein. Dann zog er die Handbremse, und das Auto kam abrupt zum Stehen. Wir wurden beide nach vorn geschleudert.
Falin wandte sich mir zu und musterte mich. Seine Lippen verzogen sich. Dann beugte er sich zu mir herüber und kramte im Handschuhfach. Er zog eine unbeschriftete rote Schachtel heraus, begutachtete den Inhalt und nahm schließlich ein Pflaster heraus, das so groß war wie meine Hand.
» Für Ihre Stirn.« Er ließ es in meinen Schoß fallen und langte nach hinten zwischen die Sitze.
Ich nahm das Pflaster. Ein leichtes Prickeln warnte mich, dass es mit einem inaktiven Zauber belegt war. Ich konnte nicht spüren, welchem Zweck er diente, doch da er sich auf einem Pflaster befand, würde er wahrscheinlich die Heilung unterstützen. Ich klappte die Sichtblende runter und schaute in den kleinen Spiegel. Nur ein paar der Stiche waren aufgegangen, doch dort, wo die Naht nicht gehalten hatte, waren auch die Hautränder eingerissen.
Ich entfernte die Schutzfolie und drückte das Pflaster auf die Wunde. Das Blut aktivierte den Zauber. Wärme breitete sich auf meiner Stirn aus, dämpfte den Schmerz. Nicht schlecht.
Falin setzte sich wieder gerade hin, ein weißes Herrenhemd in der Hand. Er warf es mir zu, eine Box mit Reinigungstüchern folgte.
» Ziehen Sie das blutige Top aus!«
Ich schaute an mir herab. Das Top war tatsächlich voller Blutflecken. Na super. Das kriege ich nie wieder raus. Ich fasste das Top mit zwei Fingern und zog es ein wenig nach vorn. Meine Haut war feucht und nicht nur von meinem Schweiß. Ich schauderte. Das war jetzt schon der zweite Tag, an dem meine Klamotten
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