Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
umdrehte, sah ich gerade noch, wie meine alte Karre davonfuhr.
» Hey, verdammt!« Ich lief hinterher.
Die halbe Stoßstange fiel ab, schepperte über den Asphalt und sprühte Funken. Der Dieb beschleunigte.
An der Kreuzung blieb ich stehen. » Kehr gefälligst um, du Huren… »
Der 911-Notruf ging endlich durch. Eine männliche Stimme fragte mich: » Befinden Sie sich an einem sicheren Standort?«
» Nein, gerade hat auch noch jemand mein Auto geklaut. Ich stehe Ecke…«
Mein Handy wurde mir vom Ohr gerissen.
Finger mit zu vielen Gelenken schlossen sich um meinen Arm, und in meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmsirenen. Ich trat einen Schritt zur Seite, versuchte, mich loszureißen. Der Griff um meinen Arm wurde eisenhart. Der alte Mann grinste und warf mein Handy zwischen die fahrenden Autos.
Ich schluckte. Vor Schreck wurde mir übel. Aber zu meiner Ehre muss man sagen, dass ich wenigstens nicht geschrien habe.
» Was wollen Sie?«
Er grinste erneut, und ich sah, wie seine schäbigen Zähne glatt und lang und spitz wurden, wie die Falten auf seiner Haut sich glätteten und sein Gesicht die harten Konturen eines Elfen annahm. Er zog an meinem Arm, zerrte mich zum Van.
Jetzt schrie ich doch.
Die Schiebetür des Van flog krachend auf. Ein weiterer Elf kam heraus. Ich schrie, als ob ich Bansheeblut in meinen Adern hätte, und stemmte meine Füße in den Boden.
Es nutzte nichts.
Ich trat dem Elf mit voller Kraft auf den Fuß. Er schrie auf und verrenkte mir fast den Arm, brachte mich aus dem Gleichgewicht. Ich fiel auf meine Knie.
Der zweite Elf hatte uns erreicht. Ich holte mit der Tasche aus und schlug sie ihm mit Schwung in den Magen.
Es beeindruckte ihn nicht.
Er drückte etwas auf meine Stirn, direkt in das Blut, das aus den aufgerissenen Stichen sickerte. Ich wollte zurückweichen, doch er stieß ein Wort in einer gutturalen Sprache aus, und ein klebriger Faden aus Magie umwickelte mich.
Zuerst wurden meine Beine taub, dann meine Arme. Die Stimme erstarb mir in der Kehle.
Der Elf, der vorhin noch ein alter Mann gewesen war, sagte etwas in der gleichen Sprache. Es war nichts Magisches, sondern ein Befehl. Der zweite Elf beugte sich vor und packte mich unter den Knien.
Er hob meine Beine an, und nun hing ich zwischen den beiden, unfähig, mich zu bewegen, während sie mich zum Van trugen.
Autos fuhren an uns vorbei. Niemand hielt an. Niemand sah, was hier passierte. Die Humans-First-Partei behauptete, dass das Feenvolk im hellen Tageslicht Verbrechen begehen konnte, ohne dass es jemand bemerkte, weil es einen Illusionszauber einsetzte, der so stark war, dass er die Wirklichkeit veränderte. Ich hatte nie daran geglaubt. Nun erwachte ich aus diesem bösen Irrtum.
Ich konnte nicht blinzeln. Ich konnte nicht mal schlucken, als die Elfen mich in den Van hoben.
» Hört auf!«
Sie dachten gar nicht daran.
» Lasst sie los!«, befahl eine mir schwach vertraute Stimme.
Die Elfen blickten sich an, bugsierten mich jedoch weiter in den Van. Der laute Knall eines Schusses hallte im Inneren des Wagens wider. Der Elf, der meine Arme hielt, taumelte, ließ mich los. Blut spritzte aus seiner Brust.
Meine Schultern schlugen hart auf den Blechboden, dann mein Kopf. Ich konnte mich immer noch nicht bewegen. Der andere Elf ließ meine Beine los. Er nahm die Hände hoch und zog sich in das düstere Innere des Wagens zurück.
» Alex, kommen Sie raus!«, sagte die befehlsgewohnte Stimme.
Ha! Ich wäre ja gekommen, wenn ich gekonnt hätte. Ich konnte meinen Retter nicht sehen, doch seine Stimme verriet mir, wo er stehen musste.
Offensichtlich erfasste er mein Problem, denn er packte mich. Auf dem Hosenboden wurde ich aus dem Van gezogen.
Unsanft landete ich auf der Straße. Finger, die in Handschuhen steckten, berührten meine Stirn, rissen den Zauber weg. Das Gefühl kehrte in meinen Körper zurück, stach wie tausend Nadeln unter meiner Haut.
» Ab in mein Auto«, befahl Falin und zog mich auf die Füße. Er schob mich mit einer Hand zu seinem roten Cabrio, mit der anderen hielt er die Pistole immer noch auf den Elf gerichtet.
Das musste er mir nicht zweimal sagen. Ich griff nach meiner Tasche, die ich hatte fallen lassen, als ich betäubt wurde, und rannte zu Falins Auto. Ich warf mich auf den Beifahrersitz und drückte mich in das weiche Leder. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, das Blut pulste so stark, dass ich kaum noch etwas sah. Vielleicht waren es aber auch meine Tränen, die mir die Sicht
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