Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
blutbespritzt waren. Und beide Male nicht mit meinem eigenen Blut.
Ich schaute hinüber zu dem Laden, auf dessen Parkplatz wir standen, und hatte bereits die Hand an der Tür. Doch er war geschlossen. Keine Leuchtreklame oder sonstiges Licht. Also kein Waschraum in der Nähe. Ich blickte über meine linke Schulter. Falin war damit beschäftigt, seine Waffe zu reinigen.
Was soll’s? Ich zog das Top über meinen Kopf.
Falin gab einen erstickten Laut von sich. Also war er doch nicht so uninteressiert, wie ich gedacht hatte. Aber das machte jetzt auch nichts mehr aus.
» Auch wenn mir Ihr Eingreifen natürlich sehr gelegen kam, war der Zeitpunkt schon ein wenig auffällig«, sagte ich, während ich die Tücher aus der Packung zog. » Sie sind mir gefolgt.«
Falin antwortete nicht.
Die Reinigungstücher waren kalt, doch ich säuberte meinen Oberkörper damit. Dann zog ich das Hemd über. Es war natürlich viel zu groß. Ich schloss zwei Knöpfe und verknotete das Hemd über meiner Taille. Mehr konnte ich nicht daraus machen.
Als ich mich wieder umdrehte, ertappte ich Falin dabei, wie er mich anstarrte. Er räusperte sich und senkte den Blick, dann streckte er die Hand aus.
Mit einem Seufzer reichte ich ihm mein Top. Das war nun wohl auch ein Beweisstück. Die Kleidungsstücke, die am vergangenen Tag beschlagnahmt worden waren, hatte ich noch nicht zurückerhalten. Wenn das so weitergeht, steckt bald der gesamte Inhalt meines Kleiderschranks in kleinen Papiertüten.
Falin stieß die Autotür auf und zog ein Feuerzeug aus seiner Tasche. Ohne ein Wort zu sagen, hielt er die Flamme an mein Top.
» Hey, was glauben Sie, was Sie da…«
Das Top fing Feuer. Es roch nach verbranntem Stoff.
Ich sprang aus dem Wagen. » Sie sind verrückt!« Ich knallte die Tür zu. » Was für ein Cop sind Sie eigentlich? Sie haben einen Typen erschossen, sind abgehauen, und jetzt vernichten Sie ein Beweismittel. Ich sollte echt die 911 anrufen.« Nur konnte ich das leider nicht. Ich hatte kein Handy mehr.
Ich schob den Riemen meiner Tasche höher auf die Schulter und blickte mich auf dem leeren Parkplatz um. Keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Also marschierte ich erst mal zur Straße.
Der Wagen wurde gestartet, kam näher. Kies knirschte unter den Rädern, als Falin neben mir herfuhr.
» Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass Sie vermeiden sollen, Aufmerksamkeit zu erregen.«
Ich sah ihn an. Und was, zum Teufel, habe ich getan, um Aufmerksamkeit zu erregen? Na ja, abgesehen davon, dass ich inzwischen aller Welt verkündet hatte, dass es da einen hässlichen Zauber gab, der normale Hexenkräfte weit überstieg. Aber sonst? Okay, sonst hatte ich mich noch an einem Ort herumgetrieben, an dem ein Körpertausch vollzogen worden war. Ach ja, und dann hatte ich noch dem Heim des Mannes, der vielleicht das Opfer ebendieses Tauschs war, einen Besuch abgestattet. Ich krümmte mich innerlich. Und ging weiter.
Falin ließ den Wagen immer noch im Schneckentempo neben mir herrollen. » Was wollten Sie von der Tochter des Gouverneurs?«
» Casey hat nichts damit zu tun!«
» Sie finden es überhaupt nicht verdächtig, dass Sie nur ein paar Minuten, nachdem Sie das Haus des Gouverneurs verlassen haben, überfallen werden?«
Doch. Fand ich. Aber das würde ich ihm garantiert nicht auf die Nase binden. Seit Roy und ich uns unterhalten hatten, steckte mein Kopf voller Fragen und Vermutungen. Natürlich hätte ich Falin alles, was ich wusste, erzählen können. Sein Fall hätte dadurch eine ganz andere Dimension bekommen– obwohl er mir wahrscheinlich eh nicht glauben würde–, doch was, wenn ich mich irrte? Ich mochte mir lieber nicht ausmalen, was mein Vater tun würde, wenn ich ihn der Peinlichkeit aussetzte, ihn fälschlicherweise der schwarzen Magie zu verdächtigen!
Und außerdem käme bei dem Versuch zu erklären, warum ich meine Nase in diesen Fall gesteckt hatte, vielleicht auch Daddys dunkles Geheimnis ans Tageslicht: nämlich dass das hochgeschätzte Mitglied der Humans-First-Partei und ich die Gene teilten. Mein Vater hatte sicher nicht nur verdammt viel Geld investiert, um unsere Verbindung zu verheimlichen, sondern darüber hinaus noch einiges andere eingesetzt, bindende Eide etwa, die zum Schweigen verpflichteten.
Als ich nicht antwortete, lenkte Falin den Wagen näher an mich heran. » Steigen Sie ein!«
» Danke, ich ziehe es vor zu laufen.«
» Steigen Sie ein!« Er beugte sich herüber und stieß die Beifahrertür auf,
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