Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
sodass sie mir den Weg versperrte.
Ich sah ihn an. Die untergehende Sonne warf einen gespenstischen roten Schein auf sein Haar, und das fahle Licht der heraufziehenden Dämmerung trug nicht dazu bei, die Konturen seines Gesichts zu entschärfen. Er zog eine Augenbraue hoch und zeigte auf den Beifahrersitz.
Er war gefährlich.
Und er hatte mir gerade erst das Leben gerettet.
Ich wurde unsicher. Er lächelte. Es war beileibe kein strahlendes Lächeln, doch es veränderte seinen Gesichtsausdruck, nahm ihm die Härte, vor der ich zurückschreckte. Und ich brauche wirklich jemanden, der mich nach Hause fährt.
Ich stieg ein.
» Ich bringe Sie zu den Kollegen, damit Sie den Diebstahl Ihres Wagens melden können«, sagte er, nachdem ich die Tür zugezogen hatte.
» Und die Entführung?«
» Nur den Diebstahl.«
Mist. Er hatte einen Elf erschossen. Um mich zu retten. Und er wollte nicht, dass ich irgendjemandem davon berichtete. Ich blickte zurück und betrachtete das rauchende Häufchen Asche, das von meinem Top übrig geblieben war.
Was für eine Art von Polizist ist er nur?
8. Kapitel
M ein Bild prangte auf der Titelseite der Morgenzeitung. Es musste in genau dem Moment aufgenommen worden sein, als ich begriff, dass die Aufzeichnung veröffentlicht worden war. Mein Gesicht zeigte den typischen perplexen » O Shit!«-Ausdruck. Nicht gerade schmeichelhaft.
Ich faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf die Küchentheke. Dann hielt ich inne, um über die Kratzer zu reiben, die immer noch schmerzten.
Es war früher Nachmittag, und bis jetzt hatte ich meine Wohnung nur verlassen, um mit PC eine kurze angespannte Runde ums Haus zu drehen. Ein Teil von mir bezweifelte, dass die Elfen, die mich entführen wollten, es noch einmal probieren würden, während ein halbes Dutzend Übertragungswagen von diversen Sendern am Bürgersteig stand. Aber der andere Teil– der paranoide, der vermutlich auch meinen Überlebensinstinkt umfasste– erinnerte mich immer wieder daran, dass der erste Angriff auf einer belebten Straße erfolgt war.
Also blieb ich im Haus. Bei geschlossenen Fensterläden. Und durch Zauber geschützten Türen. Ich hatte sogar die Verbindungstür verschlossen, durch die man aus meiner Wohnung ins Treppenhaus gelangte– was ich sonst niemals tat. Doch nun hatte ich ein großes Problem– ein Problem, das sich auf einen Satz reduzieren ließ: Die Essiggurke war gegessen.
Der Kühlschrank war nun endgültig leer, und PC hatte den letzten Rest seines Trockenfutters zum Frühstück gefressen. Wenn Caseys zweiunddreißig Dollar und ich nicht bald zum Supermarkt gelangten, dann würden PC und ich sehr, sehr hungrig sein.
» Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
PC , der auf seinem Kissen lag, blickte auf, stellte fest, dass ich kein Futter hatte, und schloss erneut die Augen. Ich seufzte. Unsere Frühstücksgurke hatte ihn nicht gerade begeistert.
» Okay. Dann gehe ich eben.« Aber ich rührte mich nicht. Das ist lächerlich, ich kann mich nicht ewig hier drin verkriechen. Ich stand auf, aber meine Füße schienen schwer wie Blei, und meine Finger wollten sich nicht von der Küchentheke lösen.
Reiß dich zusammen, Alex! Ich atmete tief durch und zog meine Hände zurück. Nur zum Supermarkt.
Ich nahm ein Kopftuch und eine riesige Sonnenbrille aus der untersten Schublade meiner Kommode und betrachtete mich damit im Spiegel. Ich sehe aus, als wolle ich mich vor den Paparazzi verbergen. Wenn die Presse doch nur meine größte Sorge wäre! Ich wollte die Schublade gerade schließen, als mein Blick auf ein Stück dunkles Leder fiel.
Ich kniete mich hin und zog den in einer Scheide verwahrten Dolch heraus. Dich hatte ich ja fast schon vergessen. Aus dem mit einem Zauber belegten Dolch strömte Kraft in meine Hand; leise summend wollte er mich dazu verlocken, ihn zu ziehen. Genau deshalb hatte ich ihn in die Schublade verbannt. Er war vom Feenvolk geschmiedet und konnte wirklich alles durchschneiden. Und er war Teil eines Paars. Rianna hatte ihn mir geschenkt, als sie an der Akademie ihren Abschluss machte; das Gegenstück hatte sie behalten. Ich ließ meine Finger über das verzauberte Leder gleiten. Wenn ich etwas zu meinem Schutz bei mir hätte, würde ich mich besser fühlen.
Ich weiß, dass ich irgendwo noch ein Knöchelholster habe. Ich durchwühlte die Schublade, bis ich das Holster fand, mit dem ich den Dolch in meinem Stiefel verbergen konnte. Nachdem ich das Holster festgeschnallt hatte, griff
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