Vom Umtausch ausgeschlossen
traurig aus dem kleinen Spiegel ansieht. Hin Teil von mir möchte es jetzt einfach dabei belassen. Wozu soll ich mich denn noch schminken? Wozu, wenn meine Ehe doch ohnehin gescheitert ist?
»Hier, bitte schön.« Auf dem Verkaufstresen vor mir steht auf einmal eine herrlich dampfende Tasse Tee, und hinter dem Tresen steht Kelly und beobachtet mich.
»Vielen Dank.« Meine Stimme ist immer noch ein bisschen wackelig. »Das ist wirklich lieb von dir.«
»Schon okay«, winkt Kelly ab, als ich den ersten köstlichen Schluck trinke. Mann, eine Tasse Tee ist doch wirklich immer wieder genau das Richtige.
»Ist das...« Ich bemerke, wie Kelly meine Tasche mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. »Ist das... eine echte Engel-Tasche?«
Ihre Worte versetzen mir einen ziemlichen Stich, aber ich überspiele das mit einem schwachen Lächeln. »Ja. Das ist eine echte Engel-Tasche.«
»Dad, sie hat eine Engel-Tasche!«, erzählt sie aufgeregt Jim, der gerade einen Karton Zucker auspackt. »Die habe ich dir doch gezeigt, in der Glamour. « Ihre Augen glänzen vor Aufregung. »Die ganzen Filmstars haben so eine! Die sind bei Harrods ausverkauft! Wo haben Sie die her?«
»Aus... Mailand«, antworte ich nach einer Pause.
»Mailand!“, keucht Kelly. »Ist das cool!« Jetzt ist ihr Blick auf den Inhalt meines Schminktäschchens gefallen. »Ist das da Stila-Lipgloss?«
»Äh... ja.«
»Emily Masters hat auch Stila-Lipgloss«, erzählt sie sehnsuchtsvoll. »Emily ist ziemlich eingebildet.«
Ich betrachte Kellys leuchtende Augen und ihre geröteten Wangen und wünsche nur auf einmal nichts mehr auf der Welt, als noch einmal dreizehn zu sein. Samstags durch die Geschäfte zu schlendern und mein Taschengeld auszugeben. Keine Sorgen zu haben außer den Biologiehausaufgaben und der Frage, ob James Fullerton wohl auf mich steht.
»Weißt du was... ich schenke ihn dir.« Ich krame den nagelneuen, grapefruitfarbenen Stila-Lipgloss aus dem Schminktäschchen. »Den benutze ich sowieso nie.«
»Wirklich?«, keucht Kelly. »Meinen Sie das ernst?«
»Und was ist mit diesem Cremerouge, kannst du das auch gebrauchen?« Ich reiche ihr die Dose. »Nicht, dass du Rouge nötig hättest...«
»Wow!«
»Kleinen Moment mal eben, Kelly«, ertönt da Jims Stimme aus der anderen Ecke des Ladens. »Du kannst doch der Dame nicht ihre Schminksachen abknöpfen.« Er schüttelt sachte den Kopf. »Gib ihr die Sachen bitte wieder, Liebes.«
»Aber sie hat sie mir selbst angeboten, Dad!« Kellys zarte Porzellanhaut bekommt rote Flecken. »Ich habe sie nicht darum gebeten oder so -«
»Das stimmt, Jim. Kelly kann die Sachen gerne haben. Ich werde sie ohnehin nie benutzen.« Ich lache unsicher. »Ich habe sie mir sowieso nur gekauft, weil man ein Parfüm gratis bekommen konnte, wenn man mehr als achtzig Pfund ausgab...«
Sofort schießen mir wieder Tränen in die Augen. Jess hat Recht. Ich spinne total.
»Alles in Ordnung?«, fragt Kelly erschrocken. »Hier, Sie können die Sachen ruhig wiederhaben -«
»Nein, nein, schon gut.« Ich lächele gezwungen. »Ich muss nur... an irgendetwas anderes denken.«
Ich tupfe mir die Augen mit einem Taschentuch ab, stehe auf und gehe hinüber zu den Geschenkartikeln. Wenn ich schon hier bin, kann ich auch genauso gut ein paar Souvenirs kaufen. Ich suche einen Pfeil im Ständer für Dad aus und ein bemaltes Holztablett für Mum. Während ich ein gläsernes Modell von Lake Windermere betrachte und mir überlege, ob ich es für Janice mitnehmen soll, fallen mir zwei Frauen auf, die draußen vor dem Laden herumstehen. Kurz darauf kommt eine dritte Frau hinzu.
»Worauf warten die denn?«, frage ich verwundert.
»Auf das hier.« Jim sieht auf die Uhr und stellt dann ein Schild ins Schaufenster, auf dem »Brot zum halben Preis.« steht.
Im gleichen Moment stürmen die Frauen auch schon alle in den Laden.
»Ich nehme zwei Weißbrote«, sagt die Grauhaarige in dem beigefarbenen Regenmantel. »Und haben Sie zufällig auch reduzierte Croissants?«
» Heute nicht«, antwortet Jim. »Die kosten heute den normalen Preis.«
»Oh.« Sie überlegt einen Moment. »Ach nein, dann nicht.«
»Ich nehme drei große Vollkornbrote«, lässt die andere Frau mit dem grünen Kopftuch verlauten. »Wer ist denn das?« Sie zeigt mit dem Daumen auf mich. »Wir haben Sie im Park weinen sehen. Sie sind Touristin, stimmt‘s?«
»Die Touristen verlaufen sich hier ständig«, kommentiert die erste Frau. »In welchem Hotel wohnen Sie denn,
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