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Vom Umtausch ausgeschlossen

Vom Umtausch ausgeschlossen

Titel: Vom Umtausch ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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ich die Ruhe hier störe«, schlucke ich. »Aber ich habe gerade ziemliche Sorgen.«
    »Knatsch mit dem Freund«, sagt er, als gäbe es gar keine andere Erklärung.
    »Nein, eigentlich bin ich nämlich verheiratet. Aber um meine Ehe steht es nicht besonders gut. Vielleicht ist sie sogar schon hinüber. Und ich bin den ganzen weiten Weg hierher gekommen, um meine Schwester zu sehen, aber die will überhaupt nicht mit mir reden...« Wieder laufen mir Tränen über die Wangen. »Meine Eltern sind auf einer therapeutischen Kreuzfahrt, mein Mann ist auf Zypern bei Nathan Temple, meine beste Freundin hat eine neue beste Freundin gefunden, und ich habe niemanden, mit dem ich reden kann! Und ich habe keine Ahnung, wo ich jetzt hinsoll. Ich meine, ich weiß wirklich buchstäblich nicht, wohin ich gehen soll, wenn ich von dieser Bank aufstehe...«
    Mich schüttelt ein Megaschluckauf, ich nehme mir ein Taschentuch und wische mir die Augen trocken. Dann sehe ich auf.
    Der Mann sieht mich verblüfft an.
    »Wissen Sie was?«, sagt er deutlich freundlicher. »Wie wäre es mit einer Tasse Tee?«
    »Eine Tasse Tee wäre fantastisch«, sage ich stockend. »Vielen Dank.«
    Der Mann geht mir voran durch den Park. Er trägt meine beiden Koffer, als wäre nur Luft darin, und ich trotte mit der Hutschachtel hinterher.
    »Ich heiße übrigens Jim«, stellt er sich mir über die Schulter hinweg vor.
    »Ich heiße Becky.« Ich putze mir die Nase. »Das ist wirklich nett von Ihnen. Eigentlich wollte ich mir in London auch gerade eine Tasse Tee machen, aber dann war die Milch alle. Und so... bin ich im Grunde genommen hier gelandet.«
    »Ganz schön weiter Weg für eine Tasse Tee«, stellt Jim trocken fest.
    Das war heute Morgen, wird mir auf einmal bewusst. Aber es kommt mir vor, als wäre es schon hundert Jahre her.
    »Bei uns ist die Milch jedenfalls nie alle«, fügt er noch hinzu, als er sich einem Hauseingang zuwendet, über dem in schwarzer Schrift »Scully Stores« steht. Als wir hineingehen, bimmelt eine Glocke, und von einem der hinteren Räume höre ich einen Hund bellen.
    »Oh.« Mit neu erwachtem Interesse sehe ich mich um. »Das ist ja ein Laden!«
    »Das ist der einzige Laden«, korrigiert er mich. Er stellt meine Koffer ab und schiebt mich dann vorsichtig von der Matte. Die Glocke hört auf zu bimmeln. »Seit fünfundfünfzig Jahren in Familienbesitz.«
    »Wow! « Ich sehe mich in diesem netten kleinen Laden um. An der einen Wand steht ein Regal mit frischem Brot, an der anderen eines, auf dem Konservendosen und Schachteln ordentlich aufgereiht sind... Dort stehen altmodische Gläser mit Süßigkeiten, da ein Postkartenständer, und hier gibt es Geschenkartikel. »Das ist ja richtig nett hier! Heißt das, dass Sie Mr. Scully sind? «
    Jim wirft mir einen etwas seltsamen Blick zu.
    »Scully heißt der Ort, in dem wir uns befinden, meine Liebe.«
    »Ach ja.« Ich erröte. »Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Ich heiße Smith. Und ich glaube, Sie brauchen jetzt wirklich die versprochene Tasse Tee. Kelly?«, ruft er, und Sekunden später erscheint ein etwa dreizehnjähriges Mädchen in der Tür, die zum Hinterzimmer führt. Kelly ist ziemlich dünn, trägt das feine Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und hat eine Ausgabe der Heat in der Hand. Ihre Augen sind dezent geschminkt.
    »Ich habe hier die Stellung gehalten, Dad, ehrlich«, platzt sie gleich los. »Ich bin nur kurz hochgegangen, um eine Zeitschrift zu holen.«
    »Schon gut, Schatz. Ich möchte, dass du dieser jungen Dame hier eine schöne Tasse Tee machst. Sie hat so einiges ... durchgemacht.«
    »Okay.« Kelly glotzt mich mit unverhohlener Neugier an, bevor sie durch dieselbe Tür wieder verschwindet. Oh weh, stimmt! Ich muss ja fürchterlich aussehen!
    »Möchten Sie sich setzen?« fragt Jim mich und zieht einen Stuhl hervor.
    »Danke«, sage ich aus tiefstem Herzen. Ich stelle die Hutschachtel ab und fische mein Schminktäschchen aus der Engel-Tasche. Ich klappe den kleinen Spiegel auf, sehe hinein und - oh mein Gott! So schlimm habe ich ja noch nie ausgesehen! Meine Nase ist rot, meine Augen sind blutunterlaufen, mein Eyeliner hat sich so verteilt, dass meine Augenpartie der eines Pandabären gleicht, und ein türkiser Streifen meines superlang haftenden, wasserfesten Lidschattens ziert meine Wange.
    Ruck, zuck hole ich ein Reinigungstuch aus der Tasche und wische mir sämtliches Make-up aus dem Gesicht, bis es einfach nur noch nackt und rosa ist und mich ziemlich

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