Vom Umtausch ausgeschlossen
würgt sie beinahe hervor. »Und ich wollte nach dir sehen. Sehen, ob es dir gut geht. Dir anbieten, bei mir zu übernachten. Aber... Ich glaube, jetzt habe ich es mir anders überlegt.« Sie sieht mir direkt in die Augen. »Mir war ja klar, dass du oberflächlich und verwöhnt bist, Becky. Aber mir war nicht klar, dass du noch dazu eine falsche Schlange bist.«
Sie dreht sich um, verlässt den Laden und knallt die Tür hinter sich zu.
Kelly ist knallrot, und Jim hat fast schon schmerzvoll das Gesicht verzogen. Die Atmosphäre trieft vor Betretenheit.
Dann verschränkt die Frau mit dem grünen Kopftuch die Arme vor der Brust und sagt:
»Tja. Da haben Sie sich ja ganz schön was eingebrockt.“
Ich stehe vollkommen unter Schock.
Ich war hergekommen, um mich mit Jess zu versöhnen - statt dessen habe ich alles nur noch schlimmer gemacht.
»Hier, Becky«, sagt Jim und stellt eine frische Tasse Tee vor mir ab. »Mit drei Löffeln Zucker.«
Die drei Frauen trinken auch alle Tee, und Jim hat sogar einen Kuchen hervorgezaubert. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alle nur darauf warten, dass ich weiter für Unterhaltung sorge.
»Ich bin keine falsche Schlange«, jammere ich und trinke einen Schluck. »Wirklich nicht! Ich bin nett! Ich war hergekommen, um Brücken zu bauen! Ich meine, ich weiß ja, dass Jess und ich uns nicht sonderlich gut verstehen. Aber ich wollte von ihr lernen. Ich dachte, sie könnte mir helfen, meine Ehe zu retten...«
Wieder schnappen alle laut nach Luft.
»Ach, Ihre Ehe ist auch in Gefahr?«, sagt die Frau mit dem Kopftuch zu Jim und schnalzt mit der Zunge. »Oh weh, oh weh.«
»Ein Unglück kommt selten allein«, bemerkt die grauhaarige Frau. »Ist er mit einer anderen durchgebrannt?«
Jim sieht mich an, lehnt sich dann zu den Frauen über den Tresen und senkt die Stimme. »Er befindet sich mit einem Mann namens Nathan auf Zypern.«
»Oh.« Die Grauhaarige reißt die Augen auf. »Ach! Verstehe! «
»Was werden Sie jetzt tun, Becky?«, fragt Kelly und beißt sich auf die Lippe.
Nach Hause fahren! schießt es mir durch den Kopf. Aufgeben.
Aber ich sehe ständig Jess‘ blasses Gesicht vor mir, wie sie da in der Ladentür stand, und das versetzt mir einen Stich. Ich weiß, wie es ist, wenn man von einer falschen Schlange in die Pfanne gehauen wird. Ich habe in meinem Leben leider viel zu viele Schlangen kennen gelernt. Unwillkürlich erscheint das Bild von Alicia Biest-Langbein vor meinem inneren Auge - der fiesesten, hochnäsigsten Person, der ich je begegnet bin.
Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass meine Schwester meint, dass ich wie Alicia bin.
»Ich werde mich bei Jess entschuldigen.« Ich sehe auf. »Ich weiß, dass wir nie richtige Freundinnen sein werden. Aber ich kann nicht zurück nach London fahren in dem Wissen, dass sie mich für einen schlechten Menschen hält.« Ich nippe an dem heißen Tee und blicke dann in die Runde. »Kann ich hier irgendwo übernachten?«
»Edie bietet Bed & Breakfast an«, sagt Jim und zeigt auf die Frau mit dem Kopftuch. »Noch ein Zimmer frei, Edie?«
Edie greift in ihre riesige braune Tasche, holt ein Notizbuch hervor und studiert es.
»Sie haben Glück. Ich habe noch ein Einzelzimmer de Luxe frei.«
»Edie wird sich um Sie kümmern«, sagt Jim mit einer solchen Wärme in der Stimme, dass mir fast wieder die Tränen kommen.
»Könnte ich das wohl für heute Nacht haben, bitte?« Ich wische mir die Augen. »Vielen Dank.« Ich trinke noch einen Schluck Tee. Erst da nehme ich von der Tasse Notiz: blaue Keramik mit dem weißen Schriftzug »Scully« darauf. »Die ist ja hübsch«, schlucke ich. »Verkaufen Sie die?«
»Da hinten auf dem Regal.« Jim sieht mich amüsiert an.
»Dann hätte ich gerne zwei. Ach nein, vier.« Ich putze mir die Nase. »Und dann möchte ich gern noch sagen... Danke. Sie sind alle so nett zu mir.«
Die Bed & Breakfast-Pension befindet sich in einem großen weißen Haus auf der anderen Seite des Parks. Jim trägt meine Koffer hinüber, und ich trage meine Hutschachtel und die Tüte voller Souvenirs. Edie folgt dicht hinter mir und erklärt mir die Hausregeln.
»Kein Besuch nach elf Uhr abends... Keine Zusammenkünfte von mehr als drei Personen auf dem Zimmer... Der Gebrauch von Lösungsmitteln oder Spraydosen ist strengstens verboten... Vermietung nur gegen Vorauskasse in bar oder per Scheck, wenn ich bitten darf«, schließt sie ihren Vortrag ab, als wir die Haustür erreichen.
»Von hier schaffen Sie‘s
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