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Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Titel: Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clough Patricia
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2008 61 Prozent der älteren Deutschen (zwischen fünfundfünfzig und fünfundachtzig Jahren) mit ihrem Leben zufrieden waren, bei den etwas jüngeren (vierzig bis vierundfünfzig Jahre) waren es nur 56 Prozent. Soviel ich weiß, ist niemand auf die Idee gekommen, aus dem Ergebnis eine Schlagzeile zu machen.
    Selbst Wissenschaftler müssen offenbar einen großen inneren Widerstand überwinden, denn als die britische Warwick Business School, deren Forscher den U-Bogen bereits Anfang der Neunziger beobachtet hatten, eine Tagung zum Thema organisierte, meldete sich niemand an.
    Interessanterweise waren es nicht Psychologen oder Soziologen, die den U-Bogen entdeckten, sondern Wirtschaftswissenschaftler und Politologen. Es begann mit dem Versuch, das Befinden der Menschen direkt zu messen, statt, wie sonst üblich, über Wohlstand, Bruttosozialprodukt oder Pro-Kopf-Einkommen. Inspiriert wurde der neue Weg vom König des Himalaya-Reichs Bhutan, der Anfang der Siebzigerjahre, nachdem er den Thron bestiegen hatte, den Begriff des Bruttonationalglücks prägte. König Jigme Singye Wangchuck suchte nach einem Leitfaden, nach dem er sein kleines, buddhistisch geprägtes Land modernisieren konnte. Im Westen nahm man diese Idee auf. Heute suchen Abgeordnete und Experten in einer Enquete-Kommission des Bundestags nach ähnlichen Wegen, um das Wohlbefinden der Öffentlichkeit zu messen. Auch in Großbritannien, Frankreich und den USA gibt es vergleichbare Bemühungen.
    Nicht nur die Wissenschaft, auch die Personalabteilungen vieler Firmen haben inzwischen eingesehen, dass ältere Angestellte mindestens ebenso leistungsfähig, gewissenhaft, produktiv, zuverlässig und loyal sein können wie ihre jüngeren Kollegen. Nur eine Benachteiligung bringen sie mit: Sie können den physischen und psychischen Stress bestimmter Arbeiten nicht so lange ertragen. Doch das Problem ist längst nicht mehr so akut wie früher. Zumindest die Arbeitsstellen, die Kraft und körperlichen Einsatz verlangen, werden immer seltener.
    In den USA , wo die Finanzkrise tiefe Löcher in Spareinlagen und Pensionskassen gerissen hat, gibt es eine breite Diskussion über die Möglichkeiten und den Wunsch alter Menschen, am Arbeitsleben teilzunehmen. Daraus sind sogenannte Nachschlagkarrieren entstanden, die vielen Menschen, die sich selbst, ihre Talente und Erfahrungen wiederverwerten möchten, ein Einkommen und eine sinnvolle Beschäftigung bieten. Dies gilt nicht nur für Rentner, sondern auch für die mittleren Jahrgänge, die vielleicht sogar Einkommensverluste hinnehmen, um berufliche Wege zu gehen, die ihnen sinnvoller erscheinen. Eine amerikanische Organisation namens Civic Ventures hat ein Programm namens Encore Careers ins Leben gerufen. Hier werden Menschen beraten und teilweise umgeschult, um dort helfen zu können, wo sie gebraucht werden: im medizinischen Bereich, in der Bildung, bei den sozialen Diensten und bei Wohltätigkeitsverbänden. Manche bauen noch mit über sechzig neue Firmen auf. Doch das Thema ist in der Gesellschaft noch lange nicht so präsent, wie es sein sollte. Mary und Kenneth J. Gergen, die amerikanischen Soziologen, schreiben regelmäßig einen Newsletter über die Entwicklungen des neuen Alterns. Er heißt »Positive Aging« und erscheint in fünf Sprachen, auch auf Deutsch. Er liefert umfassende Informationen für Experten und Fachleute. Aber darüber hinaus soll er auch Hoffnung stiften und älteren Menschen Mut machen, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen.
    Auch die Bundesregierung hat verschiedene Initiativen und Pilotprojekte ins Leben gerufen, etwa um Arbeitgeber dazu zu bringen, ältere Mitarbeiter zu würdigen, ihre Kompetenzen und Erfahrungen zu nutzen und die Personalpolitik entsprechend anzupassen. Wenn beispielsweise ältere Verkäuferinnen gezielt ausgebildet werden, um ältere Kunden zu bedienen, so entsteht eine Kundenbindung, die sich auszahlt. Es gibt auch Projekte, die ältere Leute ermutigen sollen, sich freiwillig zu engagieren. Doch sie musste unlängst einräumen, dass die Personalpolitik der Unternehmen in diesem Bereich noch einiges aufzuholen hat. Laut einer im Herbst 2010 vom Familienministerium in Auftrag gegebenen Studie bestätigen 80 Prozent der befragten Unternehmer, grundsätzlich eine positive Einstellung zu älteren Arbeitnehmern zu haben. Doch nur die wenigsten von ihnen,

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