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Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Titel: Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clough Patricia
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Kulissen arbeitet eine Armee von Wissenschaftlern, die überzeugt sind, dass der Alterungsprozess ganz anders aussieht, als wir allgemein annehmen, dass ihm eine Menge Positives abzugewinnen ist. Unser Leben verläuft nicht in einer bogenförmigen Kurve, die mit dem körperlichen Aufwachsen und dem Erlangen bestimmter Fähigkeiten beginnt, ihren höchsten Punkt in der Mitte des Lebens erreicht, wenn wir, so hat man uns gelehrt, unsere Fähigkeiten voll entfaltet und unsere gesellschaftliche Stellung ausgebaut haben, und mit einem unaufhaltsamen Abstieg langsam ausläuft. Zum Beispiel haben Neurologen mit der traditionellen Vorstellung aufgeräumt, dass das alternde Gehirn ständig graue Zellen verliert, und dass dieser Verlust unwiderruflich ist. Das Gehirn, so wissen wir heute, kann sich auch im Alter noch entwickeln, bis ganz zum Schluss wachsen neue Zellen. Die Wissenschaftler haben uns auch erklärt, dass wir nicht ab Mitte vierzig geistig abbauen, nur weil wir hin und wieder unsere Brille verlegen oder Namen vergessen. Auch wenn das menschliche Gehirn mit vierzig, fünfzig oder siebzig das ein oder andere vergisst oder für bestimmte Denkaufgaben etwas länger braucht, ist es tatsächlich eine beeindruckendere Maschine – nicht weniger bemerkenswert als das jugendliche Gehirn, das mit größter Leichtigkeit historische Daten herunterrattern kann. Denn die Erfahrung und das Wissen haben es in einer Weise verändert, die wir uns kaum vorstellen können.
    Die Wissenschaft hat auch herausgefunden, dass wir Einfluss auf den Alterungsprozess nehmen können, indem wir uns körperlich und geistig fit halten, Freundschaften pflegen und neue Kontakte knüpfen. Wenn wir dagegen erwarten, dass wir hilflos und abhängig werden, dann müssen wir auch damit rechnen, dass es so kommt. Erwiesen ist auch, dass Menschen, die über ihre offizielle Pensionierung hinaus arbeiten, im Durchschnitt gesünder sind und länger leben als solche, die es nicht tun. Dies gilt für Vollzeit- genauso wie für Teilzeitbeschäftigungen.
    Trotz Gelenkschmerzen, Weitsichtigkeit und Gedächtnislücken sind die Menschen glücklicher, je älter sie werden. Natürlich spielen hier die einzelnen Persönlichkeiten eine große Rolle, die Umstände, unter denen sie leben, und auch das Geschlecht (Frauen sind glücklicher als Männer). Der Bildungsgrad ist entscheidend und das Einkommen, auch wenn die Beziehung zwischen Wohlstand und Glück komplexer ist, als oft angenommen wird, und manchmal sogar umschlägt.
    Doch auf der ganzen Welt, in den ärmsten wie in den reichsten Ländern, ist eines immer gleich: Typischerweise sind die Menschen glücklich, wenn sie jung sind, doch die gute Laune verfliegt, sobald die mittleren Jahre erreicht sind. (Vielleicht liegt es an den Teenagern, die durch das Haus poltern? Oder an der Midlife-Crisis?) Mit vierzig oder fünfzig – siehst du, Sissi? – ist der Tiefpunkt erreicht. Das globale Mittel für die Krise hat sich bei sechsundvierzig eingependelt. Dann fangen wir uns ein wenig und werden langsam aber sicher immer glücklicher, gerade den Alten gelingt es, Zufriedenheit herzustellen, indem sie auf ihre Lebenserfahrungen zurückgreifen. In der Wissenschaft wird das als U-Bogen bezeichnet. Er verspricht nicht nur Trost für Menschen, die voller Kummer auf ihre Zukunft blicken, er hat auch praktische Konsequenzen. Glückliche Menschen sind gesünder und produktiver als unglückliche. Das haben verschiedenste Forschungsprojekte an mehreren Universitäten und öffentlichen Instituten, in denen über vierzig Jahre Langzeitbeobachtungen durchgeführt wurden, gezeigt. In zweiundsiebzig Ländern der Erde wurde das Glück gemessen. Präsentiert wurde die Studie 2010, in der Weihnachtsausgabe der Zeitschrift Economist – ein Geschenk an die Leser mittleren und fortgeschrittenen Alters. Das Fazit lautete: Die Welt wird heller, je grauer sie wird. Eigentlich stand in dem Bericht nichts Neues. Vieles davon hatte man auch früher schon anderswo lesen können. Doch das Interesse an alten Menschen war offenbar so gering, dass sich außerhalb der akademischen Kreise und einiger Ausschüsse kaum jemand darum gekümmert hat.
    Im Deutschen Alterssurvey von 2010, den das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben hat, steht zu lesen, dass im Erhebungsjahr

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