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Vom Wunsch, Indianer zu werden

Vom Wunsch, Indianer zu werden

Titel: Vom Wunsch, Indianer zu werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henisch
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Heizer dem Roßmann erzählen. Und dieser Lumpenhund schindet uns Deutsche auf einem deutschen Schiff, das ist doch kaum zu glauben! Da würde Karl, ein junger Mann mit Gerechtigkeitssinn, dem Heizer raten, sich beim Kapitän zu beschweren.
    Kafka war nicht überzeugt.
    Ach was, er solle doch seiner Inspiration trauen! Wenn er schon so etwas Interessantes geträumt habe! Er dürfe der Entfaltung seines Talents nicht selbst im Wege stehen. Daß Roßmann während der Erzählung des Heizers auf dessen Bett liegen solle, sei allerdings ein kurioser Einfall.
    Wenngleich, sagte May, nicht ohne einen gewissen Reiz. Und irgendwie lustig sei es, das müsse man zugeben. Womöglich könnte man dem doch etwas abgewinnen. Er habe auch zuweilen so komische Träume.
    Mein lieber Max,
    May meint, wir könnten auch die Herren Robinson & Delamarche in unseren Roman einbauen. Meinetwegen, habe ich gesagt: nennen wir sie Rosenkrantz & Güldenstern. Die zwei wären aus irgendeinem, sich erst später herausstellenden Grund hinter dem Protagonisten her. May hätte übrigens zwei vergleichbare Herren auf Lager: Die nennt er Hariman & Sebulon.
    Die Geschichte, in der die beiden vorkommen sollen, habe ich ehrlich gestanden nicht recht begriffen. Sie scheint etwas mit gewissen Indianer-Botschaften zu tun zu haben, die seine Frau angeblich in Trance empfangen hat. Es ist schwer, ihm zu folgen. Manchmal will oder kann er, habe ich den Eindruck, Literatur und Wirklichkeit partout nicht unterscheiden. Sollte das für alte Schriftsteller symptomatisch sein, so wäre es auch ein Grund, rechtzeitig mit dem Schreiben aufzuhören.
    Ich schreibe Dir diese Zeilen – wie Du sehen wirst, schlecht und recht – beim Schein eines Feuerzeugs, das ich May anscheinend entwendet habe. Auch das ist seltsam – bisher habe ich nie irgendwelche kleptomanischen Tendenzen an mir beobachtet. Morgen abend ist übrigens wirklich Vollmond. May hat mich eigens darauf aufmerksam gemacht. Seine Frau, sagt er, freut sich.

6
    Na schön, hatte Frau Klara gesagt, in Gottes Namen … Drei Tage hatte ihr Mann auf sie einreden müssen. Nein, sie habe nichts gegen den Herrn Franz, ganz im Gegenteil. Nur bei dem Gedanken, ihn in eine Séance einzubeziehen, habe sie kein gutes Gefühl.
    Auch jetzt, als sie die letzten Vorbereitungen trafen, hatte sich dieses Gefühl keineswegs verflüchtigt. Während Karl das Tischchen, das der Steward für den spendablen Herrn Burton ohne weiteres aufgetrieben hatte, von einem Platz zum andern rückte, um die günstigste Position zu finden, drapierte sie die im Boden verschraubte Stehlampe mit ihren Shawls. Wir können es, sagte sie, immer noch bleibenlassen. Aber Herzle, sagte er, du weißt doch, wie viel mir daran liegt!
    Frau Klara seufzte. Sie konnte diesem alten Kind nicht nein sagen. Vielleicht hätte sie früher damit anfangen sollen, jetzt war es jedenfalls zu spät dazu. Nun? sagte ihr Mann, auf die Uhr sehend, der Herr Franz hat Verspätung. Ein paar Minuten klammerte sie sich noch an die Hoffnung, daß der Herr Franz ausbliebe.
    Doch dann klopfte es. Und im nächsten Augenblick stand er ihr wieder vis-à-vis. Und dann gab es, noch bevor sie einander die Hand reichen konnten, einen lauten Knall. Das fing ja schon gut an! Sie zuckten erschrocken zurück. In dem blauen Halbdunkel, in das die Kabine getaucht war, sah man sogar den Funken springen.
    Entschuldigung, sagte der Herr Franz, als hätte
er
, wer denn sonst, die für dieses Phänomen verantwortliche Spannung mitgebracht. Keine Ursache, sagte Frau Klara, indem sie ihre Hand der seinen vorsichtig wieder annäherte. Jetzt knallte nichts. Nur in den Fingerspitzen fühlten die beiden noch ein Kribbeln. Ein Kribbeln, das, auch als sie ihre Hände wieder voneinander entfernt hatten, noch eine Weile anhielt.
    Kein Grund zur Beunruhigung – eine Spitzenentladung. Eine auf hoher See gar nicht so seltene Naturerscheinung. Schön, daß Sie gekommen sind, Herr Franz, und noch dazu mit einem derartigen Knalleffekt! So (aufgeräumt) May. Wie Sie sehen, ist alles vorbereitet.
    Der Herr Franz sah sich um –: Wozu die Verdunklung?
    Wegen der Konzentration. Sie brauchen sich nicht zu fürchten.
    Ich fürchte mich ja nicht, sagte er. Die Frau Klara wirkte bei dieser Beleuchtung schlanker als im Hellen. Und ihre Altstimme klang jünger. Wovor sollte er sich also fürchten?
    Sie dürfen mir allerdings nicht böse sein, wenn ich mittendrin zu lachen anfange!
    Nein, sagte Frau Klara rasch, deswegen

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