Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
Morgen im Dream Cream . Wie konnte er nur an Cindy vorbei- und zu ihr in ihrem farbbeklecksten Malerkittel und dem gelben Schutzhelm gehen? Welcher Kerl fand so etwas attraktiv? »Was wollen Sie?«
»Ich habe Hunger«, antwortete Joe. »Ich will etwas essen gehen. Mit Ihnen. Jetzt. Sind Sie immer so schwierig?«
»Ja«, gab Mab zurück und überlegte dann. Sie musste wirklich etwas essen. Nun, da sie daran dachte, merkte sie, wie hungrig sie war. Außerdem wurde es schon dunkel, und sie brauchte Tageslicht, um ins Innere des Automaten sehen zu können. Dafür genügte das Licht ihrer Stirnlampe nicht.
Außerdem wollte sie wirklich mit ihm gehen.
»Okay, aber ich bezahle selbst für mich«, erklärte sie.
Joe seufzte. »Na gut. Auf welchem Weg kommen wir zum Pavillon?«
»In beiden Richtungen um den See herum«, erwiderte Mab. »Allerdings ist es rechts herum kürzer.«
»Dann gehen wir links.« Joe schloss die Klappe des Wahrsager-Automaten, nahm Mab dann am Ellbogen und führte sie auf den Hauptweg. Sie versuchte zurückzublicken, aber er mahnte: »Nein, blicken Sie nach vorn, damit Sie sehen, was auf Sie zukommt.«
»Was kommt denn auf mich zu?«, erkundigte Mab sich.
»Ich«, antwortete Joe, und sie gab auf und ließ sich von ihm führen, wohin er wollte.
Ethan fand, dass er in den vergangenen vierundzwanzig Stunden sein Soll bei weitem übererfüllt hatte. Es war nicht sein Job, niedergeschossen zu werden, und auch bei seinem vorigen Job, zu dem es dazugehörte, hatte es ihn nicht gerade begeistert. Und dann waren da Gus und seine Mutter, die anscheinend beide den Verstand verloren hatten. Zum Teufel mit alledem. Er zog seinen Flachmann hervor und nahm einen tiefen Zug.
Er blickte auf, suchte im schwindenden Tageslicht nach der höchsten Stelle im Park: den blinkenden Warnlichtern an der sternförmigen Eisenkonstruktion des Teufelsflugs, die sich direkt dem Bier-Pavillon gegenüber befand und daher einen bequem auszumachenden Leitstern auf seinem Weg zu Bier und Ashley darstellte. Ashley hatte sich am Vormittag sehr merkwürdig benommen, aber das galt schließlich auch für die anderen in Dreamland . Er folgte dem Hauptweg um den See herum, in dem sich der Wachturm erhob, wobei er darauf achtete, keinen der Leintuchgeister auszulösen, dann an dem Wurm und dem Liebestunnel und den OK-Corral-Buden vorbei und schließlich zum Teufelsflug und hinauf zum Bier-Pavillon, von dem ihm betrunken grölende Stimmen entgegenschlugen.
Dem Bier-Pavillon hatte die Zeit nicht viel anhaben können. Die langen Holztische, die schon vor der Depression vernarbt und mit Absplitterungen dort gestanden hatten, waren nun um eine offene Feuerstelle herum und vor der frisch gestrichenen Bar aufgestellt. Hinter der Bar befanden sich eine Reihe Fässer, ein Kühlschrank für Coca Cola, ein Hotdog-Grill und ein Pizzaofen sowie ein Mädchen in einer Dreamland -Version eines bayrischen Dirndls, das pro Plastikbecher einen Dollar und pro Hotdog zwei Dollar plus allem, was ihr gebirgiges Dekolleté ihr eintrug, kassierte. Der Pavillon war gerammelt voll, alles Stammgäste aus Parkersburg; selbst Ray lehnte an der Bar und beobachtete die Menge.
Gus winkte Ethan von einem der hinteren Tische aus zu, aber Ethan sah sich suchend nach Ashley um und blieb stehen, als er sie dicht neben einem Mann mit beginnender Glatze sitzen sah, den er nicht kannte. Sie wirkte anders, älter, härter, nicht mehr flauschig. Ethan ging dicht an ihrem Tisch vorbei, doch sie ignorierte ihn, obwohl er ihr genügend Zeit gab, ihn zu entdecken, so viel Zeit, dass er den Ehering an der Hand des Kerls sah, die Ashleys Hüfte streichelte. Er kam sich dumm vor, dann empfand er Ärger, dann Traurigkeit, und schließlich fiel er in die Hoffnungslosigkeit zurück, die sein Leben seit Afghanistan und der Kugel, die sein Herz bedrohte, beherrschte.
»Ethan!«, rief Gus, doch Ethan blieb an der Bar stehen, griff sich einen Plastikbecher mit Ohio’s Finest , was immer das auch sein mochte, und warf zwei Dollarnoten auf den Tisch, eine für das Bier und eine als Trinkgeld, sodass ihm das Dirndl-Mädchen ein Lächeln schenkte, bevor sie den nächsten Gast anlächelte. Ethan blieb neben Ray stehen, der mit irgendwelchen Fremden sein Münzen-Check-Spiel spielte – manche konnten die Armee offensichtlich nicht hinter sich lassen –, und fing seinen Blick ein.
»Hab Ihre Statue gefunden«, knurrte Ethan.
Rays Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Großartig.« Er
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