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Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)

Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)

Titel: Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Mayer , Jennifer Crusie
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geschärft, dass sie Bilder und Wörter empfing, als ob jemand in ihrem Kopf flüsterte, und dazu all die Gefühle, die ihre Kunden bewegten. In ihnen allen brodelten Gefühle, meistens in Bezug auf Beziehungen. Zuerst dachte sie, dass sie es zufällig mit leicht erregbaren Leuten zu tun hatte, aber im Laufe des Tages wurde ihr klar, dass in jedem Menschen Gefühle wie Gummibälle hin und her sprangen, selbst wenn man glaubte, man sei ruhig. Sogar der Gang zu einem für das Übersinnliche empfänglichen Wahrsager ließ die Leute nicht ruhiger werden; viele von ihnen dachten: Denke nicht daran , in der Hoffnung, sie würde dann ihre geheimsten, tiefsten Wünsche nicht entdecken.
    Es war sehr anstrengend.
    »Ich weiß nicht, wie du das ausgehalten hast«, sagte sie zu der Urne, und dann kam schon der nächste Kunde herein, ein Mann, der mitten in einem Vergnügungspark Anzug und Krawatte trug. »Ich habe eine berufliche Frage«, sagte er und nahm Platz.
    »Ach wirklich«, erwiderte Mab. »Das kostet einen Zehner.«
    »Das ist aber viel Geld.«
    »Sie können’s wieder einstecken, wenn Sie nicht überzeugt sind, dass ich Ihnen die Wahrheit sage«, erwiderte Mab und sah gierige Berechnung in seinen Augen aufblitzen.
    Oben auf dem Dachbalken krächzte Frankie und spreizte seine Flügel.
    »Das nenne ich fair«, meinte der Mann und legte zwei Fünfer auf den Tisch. »Was können Sie mir über meine Geschäfte sagen?«
    »Ich kann Ihnen sagen, dass Sie vorhaben, mir zu sagen, dass Sie mir nicht glauben, selbst wenn Sie’s tun, damit Sie Ihre zehn Mäuse wieder mitnehmen können.«
    Der Kerl fuhr ein wenig zurück. »Sagen Ihnen das Ihre übersinnlichen Kräfte?«, fragte er mit einem Schnarren in der Stimme.
    »Nein, das sagt mir meine große Erfahrung mit der menschlichen Natur.« Mab streckte die Hand aus. »Geben Sie mir Ihre Hand.«
    Er streckte ihr die rechte hin, und sie sagte: »Die andere«, und er gehorchte.
    Sie sah … nichts. Gähnende Leere. »Ha, könnte sein, dass Sie Ihre zehn Mäuse ganz legitim zurückkriegen. Aber lassen Sie’s mich mit der anderen versuchen.«
    Der Kerl blickte gen Himmel und streckte ihr die rechte Hand hin. Und plötzlich drängte ihr ein Schwall von Emotionen entgegen, brodelnde Ängste, Niedertracht und Hinterlist, massive Gier, und dann eine Vision von ihm, wie er drei anderen Männern die Hand schüttelte … »Sie betrügen Ihre Geschäftspartner.« Sie blickte zu ihm auf. »Sollte man nicht meinen, dass die Leute allmählich klüger werden?«
    »Das können Sie gar nicht wissen«, wehrte er ab und wollte seine Hand zurückziehen.
    Mab hielt sie fest. »Nein, aber Sie wissen es, und genau das fühle ich, genau das, was Sie wissen. Wie lautete Ihre Frage?«
    Er hörte auf, sich gegen ihren Griff zu wehren. »Ich will einfach nur wissen, ob meine Geschäfte in Zukunft erfolgreich laufen.«
    »In Zukunft«, erwiderte Mab. »Nun ja, die Zukunft ist so eine Sache. Viele Gelegenheiten, sich so oder so zu entscheiden. Aber wenn die Dinge weiter so laufen, wie sie jetzt laufen …« Sie hatte eine blitzartige Vorstellung von ihm in einem Mercedes, selbstbewusst und arrogant. »… werden Sie einen Mercedes fahren.«
    Der Mann entspannte sich. »Aha, gut zu wissen. Nicht, dass ich an diesen Quatsch glaube.« Er strotzte vor Selbstzufriedenheit, zeigte keinerlei Schuldgefühle, und Mab fuhr fort: »Das betrifft natürlich dieses Leben.«
    »Was?«
    »Nach Ihrem Tod werden Sie in die Hölle gehen, weil Sie ein unehrliches Arschloch sind, und dort werden Sie in alle Ewigkeit brennen.«
    Der Kerl riss seine Hand zurück. »Ich glaube nicht an die Hölle.«
    »Das tun die meisten Leute nicht. Bis sie dort landen.« Mab lächelte ihn an. »Allerdings, wenn Sie aufhören damit, andere zu belügen und zu betrügen, dann könnten Sie wahrscheinlich erlöst werden. Wenn nicht, lassen Sie sich ein paar Grillwürstchen mit in den Sarg legen. Man muss an allem die positive Seite sehen, sage ich immer.«
    »Das ist doch der größte Quatsch, den ich je gehört habe«, schimpfte der Mann und wandte sich zum Gehen. Dann drehte er sich noch einmal um und wollte nach den beiden Fünfern auf dem Tisch greifen.
    » Sie glauben mir nicht?«, fragte Mab und sah ihn verächtlich an. »Vergessen Sie nicht, wohin dauerndes Lügen Sie bringen kann, Sie Würstchen.«
    Er wollte die Geldscheine wirklich an sich nehmen, das konnte Mab ihm ansehen, aber dann zog er seine Hand zurück und marschierte hinaus.
    »Das

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