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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Jörg Raguse. Bei keinem hinreichende Verdachtsmomente.
    Ein Bote. Bringt Passagierlisten von BEA, Air France und PAN AM. Vom Morgen nach dem Mord an. Taucht einer der dreizehn Namen in den Listen auf? Beide suchen. Monotone Arbeit. Ermüdung. Flimmern vor den Augen.
    „Nichts.“
    „Verdammte Scheiße!“
    Verschiedene Schlußfolgerungen möglich: 1. Täter befindet sich nicht unter diesen Personen. 2. Täter hält sich noch immer in Berlin auf. 3. Täter hat Berlin mit Bahn, Bus oder Auto verlassen. 4. Täter hat falschen Ausweis benutzt.
    Ratlosigkeit. Herrmann steckt sich eine Zigarette an. Diskussion: Nach Hause gehen? Chef anrufen?
    Es klopft. Borkenhagen.
    „Nanu, haben Sie was vergessen?“
    „Nein, nein!“ Borkenhagen setzt sich unaufgefordert. Zigarette? Ja. Feuer? Danke!
    „Also…?“
    „Also, ich habe da was…“
    „Aber Herr Borkenhagen! Sie sollen doch nicht…“
    „Ach, war ja ganz harmlos. Passen Sie auf: Der Nedomanski hatte da ein Verhältnis…“
    Abwinken. „Wissen wir doch! Alter Schnee. Die Dahms.“
    „Nee – wissen Sie nicht! Außerdem noch was. Na ja – weniger Verhältnis als – na, Abonnement, ja? Die Dame tut’s hauptberuflich. Eine gewisse Rosi. Weiß der Teufel warum, aber sie mochte ihn…“
    „Wen?“ Begriffsstutzig.
    „Nedomanski. Ich bin zufällig dahintergekommen. Ich hab ihr mal gut zugeredet, und sie hat mir versprochen, sich mal ein bißchen umzuhören nach diesem sogenannten ,Party-Schreck’. Und jetzt passen Sie auf – ich hab sie gerade angerufen; sie hat was aufgeschnappt: Der ,Party-Schreck’ soll einen Tick haben. Er nimmt seinen Schäferhund mit zum Tatort und läßt ihn im Wagen warten. Als Talisman sozusagen. Nicht immer, aber ab und zu, wenn er sich seiner Sache nicht so sicher ist… Na, ist das keine Information?“
    „Hm…“ Längerer Schaltprozeß. Dann hektische Betriebsamkeit. Bethge blättert im Behördenfernsprechbuch. Finanzämter, Hundesteuerstellen. Liest die Namen der Sachbearbeiter vor. Herrmann ruft sie der Reihe nach an und liest die Namen von seiner Verdächtigenliste ab. Mühseliger Vergleich. Zeitraubend. Ergebnis: Rainer Marwitz und Manfred Raabe besitzen einen Schäferhund. Na also! Marwitz wohnt in Kreuzberg, Waldemarstraße 73, Raabe in Neukölln, Sonnenallee 144.
    Herrmann steht auf. Zu Borkenhagen: „Am besten, Sie kommen gleich mit. Wir fahren zu den Meldestellen und sehen uns die Paßbilder an. Sie müßten den Mann ja wiedererkennen.“
    Borkenhagen freut sich. Bleibt am Ball, erlebt was. Der rasende Reporter.
    Sie gehen hinunter zum Wagen, fahren los. Ganz schöner Verkehr. Brauchen eine Viertelstunde bis zum Revier am Mariannenplatz. Beamte sehr zuvorkommend. Zeigen Borkenhagen das Bild von Marwitz.
    Borkenhagen schüttelt den Kopf. „Nie gesehen!“
    Enttäuschung. Weiter. Fahrt über den Neuköllner Schiffahrtskanal hinweg. Links die Mauer. Immer am Kanal entlang. Gesprächsthemen: Fußball, Mini oder Maxi, Udo Jürgens.
    Neukölln. Sonnenallee Ecke Wildenbruchstraße. Dunkelroter Backsteinbau, wilhelminische Zeit. Polizeirevier 215. Rollen auf den Parkplatz. Steigen aus. Stellen sich vor. Die gleiche Prozedur wie vorhin.
    Borkenhagen starrt auf ein Paßbild. Elektrischer Schlag: Pokerface!
    „Das ist er!“
    Freude. Bethge klopft Borkenhagen auf die Schulter.
    Herrmann: „Manfred Raabe also. Wir nehmen ihn gleich mal unter die Lupe. Haben Sie vielen Dank, Herr Borkenhagen.“ Will ihn entlassen.
    Borkenhagen protestiert. Möchte sehen, was sie mit Raabe machen.
    „Das geht nicht! Raabe ist wahrscheinlich bewaffnet. Wir dürfen Sie nicht gefährden!“
    Borkenhagen hat seine Arbeit getan, Borkenhagen kann gehen. Ist wütend. Kann nichts dagegen machen.
    Herrmann und Bethge verabschieden sich. Raabe wohnt nur einen Steinwurf vom Revier entfernt. Sie gehen aber trotzdem zum Wagen hinunter.
    Mannschaftswagen blockiert die Ausfahrt. Müssen ein Weilchen warten.
    „Ob der Raabe um diese Zeit zu Hause ist?“
    „Sicher. Wenn der wirklich 75 000 Mark gemacht hat, braucht er weiß Gott nicht mehr zu arbeiten.“
    Ausfahrt ist frei. Wildenbruchstraße. Bushaltestelle. Ein paar Mädchen. Tolle Schenkel. Fahren langsam vorbei. Da müßte man jetzt seine Hände haben. Ampel auf Rot. Neue Wartezeit. Biegen in die Sonnenallee ein. Breite Promenade, vier Baumreihen. Bethge studiert die Hausnummern. 144. Da ist es! Herrmann findet eine Parklücke. Beide steigen aus. Blicken die alte Fassade hinauf. Treten ins Haus.

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