Von den Sternen gekuesst
nicht, dass du nicht hierbleiben und uns im Kampf gegen Violette unterstützen kannst. Ich möchte, dass du bleibst. Wir möchten, dass du bleibst.«
Jean-Baptiste entspannt sich ein wenig, seufzt und geht dann zu Vincent, um ihm eine Hand auf den Arm zu legen. »Ich werde darüber nachdenken, mein Junge. Gib mir eine Stunde oder zwei.«
Vincent nickt ergriffen und Jean-Baptiste macht erneut kehrt, diesmal verlässt er das Haus wirklich.
À bientôt , sagt Gaspard zu mir.
»Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder«, rufe ich ihm nach. Vincent schließt die Tür hinter ihnen und ich wende mich an meine Familie. Georgia rümpft die Nase. »Was ist denn, Georgia?«, frage ich.
»Ich will ja nicht diesen historischen Moment zerstören, aber …« Sie unterbricht sich selbst und wirft einen Blick zu meinen Großeltern, weiß, dass ihnen missfallen wird, was sie jetzt sagt. »Wenn du nicht sofort duschen gehst, fange ich an zu kotzen. Eau de Zombie steht dir echt mal überhaupt nicht.« Ich versuche, mein Lachen zu unterdrücken, was zu einem schluckaufähnlichen Geräusch führt. Und dann kann ich auch Georgia endlich ein Lächeln abringen.
Papy hingegen schüttelt den Kopf. Anstelle meines sonst so starken und über allem stehenden Großvaters sehe ich einen müden alten Mann. Er umarmt mich, klopft mir auf den Rücken und löst sich dann wieder. »Ich liebe dich, Kate. Und ich bin zutiefst erleichtert, dass wir dich nicht für immer verloren haben. Aber noch kann ich nicht über das sprechen, was mit dir passiert ist. Oder was dir noch passieren wird. Ich hoffe, du kannst das akzeptieren und mir Zeit lassen.«
»Komm, Papy. Wir gehen in die Bibliothek«, sagt Georgia, legt ihm den Arm um die Schulter und geht mit ihm die Treppe hoch.
Mamie wartet, bis sie fast verschwunden sind, bevor sie sich regt. Liebevoll streicht sie mir übers Gesicht, als müsse sie sich erst davon überzeugen, dass ich wirklich vor ihr stehe, dann sagt sie: »Am liebsten würde ich dich jetzt unter den Arm klemmen, mit dir nach Hause fahren, die Türen verrammeln und verriegeln und dich die kommenden Wochen keinen Schritt nach draußen machen lassen, damit ich dich vor der Welt beschützen kann. Aber das liegt wohl nicht mehr in meiner Macht. Wir können ja nicht mal mehr nach Hause. Und dann hat Bran mir noch erklärt, dass du sogar diejenige sein wirst, die letzten Endes uns beschützt.«
»Mamie, ich verspreche dir, ich werde nicht unnötig …«
»Psst, Katya, spricht nicht weiter.« Sie schaut mich traurig an. »Ganz wie dein Großvater möchte auch ich darüber erst mal nicht nachdenken. Allein die Vorstellung, in welche Gefahr du dich begibst, halte ich nicht aus. Sei dir einfach bewusst, dass wir dich unterstützen und dich lieben. Und zwar genauso wie vorher auch schon. Mit dem Rest arrangieren wir uns noch.«
Sie drückt mir einen festen Kuss auf die Wange, bevor sie von mir ablässt. »Jeanne hat versprochen, Tee für mich zu kochen«, sagt sie dann schlicht und geht durch die Tür in den Flur zur Küche.
»Alles so weit in Ordnung?«, fragt Vincent, jetzt, da wir endlich unter uns sind. Er ist so überaus vorsichtig, wartet ab, was ich vorschlage. Beobachtet mich, um zu erkennen, was ich möchte.
Ich halte ihm die Hand hin und gehe mit ihm ins Wohnzimmer, wo wir ein bisschen unbeobachteter sind als in der riesigen Eingangshalle. Bewusst schließe ich die Tür hinter uns.
Er streichelt mir über das krustige Haar und mustert mich von Kopf bis Fuß. »Charlotte trommelt alle zu einer Besprechung und auch wir beide müssen dahin. Du weißt, ich finde, du kannst alles tragen und siehst selbst matschverkrustet einfach umwerfend toll aus«, sagt er grinsend, »aber vielleicht solltest du vorher doch kurz unter die Dusche springen, ganz wie deine Schwester angeregt hat.«
»Eau de Zombie?«, frage ich lächelnd.
»Ich finde ja, du riechst gar nicht schlimm«, sagt er und grinst noch mehr. »Und Eau de Flusswasser trifft’s vielleicht besser.«
»Wie viel Zeit hab ich denn?«, frage ich und ziehe ihn so nah zu mir, dass unsere Köpfe nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.
»Nicht viel«, antwortet er.
»Wie viel denn genau?«
Er schluckt. »Genug für ein Bad. Nicht genug für das, was du vorhast«, sagt er heiser.
»Zehn Minuten«, flüstere ich. »Gib uns zehn Minuten.«
Er schaut auf meinen Mund und schließt dann schnell die Augen. Als er sie wieder öffnet, erkenne ich Sehnsucht darin. »Kate, ich
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