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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Schwester dennoch in Lebensgefahr gebracht. Und mal ganz davon abgesehen, dass Violette ihn vielleicht später selbst geschnappt hätte, hast du mit deinem Handeln Vincent direkt in ihre Arme und somit in den Tod getrieben.«
    »Mamie!«, schrie Georgia entsetzt und meine Augen füllten sich mit Tränen. Mamies Worte an sich taten schon weh, gleichzeitig wirkten sie jedoch wie Brandbeschleuniger auf den sowieso schon in mir schwelenden Gedanken. Sie hatte recht. Violettes Plan war es gewesen, Vincent zu töten und die Revenants zu stürzen. Ich hatte ihr Vorhaben nicht unerheblich vorangetrieben.
    In La Maison hatte das niemand so ausgesprochen, alle dort waren der Meinung, dass Vincent ihr einfach zum Opfer gefallen war. Ich jedoch fragte mich, wie ihr Kampf wohl ausgegangen wäre, wenn ich ihn nicht herbeigeführt hätte. Mit dieser Frage musste ich wohl zu leben lernen. Und mit dem Schuldgefühl.
    Als Mamie in mein Gesicht sah, stand sie auf und legte mir tröstend die Hand auf dem Arm. »Es tut mir leid, mein Schatz, so wollte ich das gar nicht sagen«, gab sie zu. »Aber wir sitzen jetzt einfach alle vier ziemlich tief in der Klemme. Die Numa wissen, wer wir sind und wo wir wohnen.« Sie machte eine Pause und schaute zu Papy. »Gerade deshalb finde ich deine Forderung, dass unsere Enkelinnen sich von ihren Revenantfreunden fernhalten sollen, besonders schwierig. Das bringt sie schließlich in noch viel größere Gefahr.«
    »Aber Emilie! Wie kannst du das sagen?«, entfuhr es Papy, der mit diesen Worten aufsprang.
    »Ganz einfach, weil ich gerade eine lange Diskussion mit dem Oberhaupt von Frankreichs Bardia, Monsieur Grimod de la Reynière, geführt habe.«
    Papy zog seine Augenbrauen so hoch, dass sie fast mit seinem Haaransatz verschmolzen. »Da hast du also gesteckt!« Ungläubig starrte er von mir zu Georgia. Er sah aus, als könne er nicht viel mehr ertragen.
    Als hätte er gar nichts gesagt, fuhr Mamie fort. »Zusammen mit seinem Lebensgefährten, einem sehr gebildeten Historiker, haben wir beide beratschlagt, wie wir nun am klügsten vorgehen.«
    Mein Großvater ließ sich in den Sessel fallen, als wäre er geohrfeigt worden. »Ich höre.«
    »Monsieur Grimod hatte bereits dafür gesorgt, dass Kate überallhin eskortiert wurde, egal wohin sie auch wollte. Indem sie die Schule viel früher verlassen haben als abgesprochen, ist es ihr und Georgia gestern dennoch gelungen, der Eskorte zu entwischen. Die Revenants sind davon ausgegangen, dass die Mädchen in Sicherheit sind.« Mamie sah mich deutlich missbilligend an, doch ich fühlte mich ohnehin schon so schuldig, dass dieser Blick auch nichts mehr änderte.
    »Davon mal ganz abgesehen: Wenn die Numa weder Georgia noch Kate kennen würden, hätte er auch dafür plädiert, die Mädchen von den Revenants fernzuhalten.«
    Jetzt fühlte ich mich wie geohrfeigt. »Wie kann er denn so etwas sagen? Er hat mich doch schließlich höchstpersönlich davon überzeugt, mich noch einmal mit Vincent zu treffen, nachdem wir uns getrennt hatten?«
    »Das hat er auch angesprochen, Kate«, erwiderte Mamie. »Er bedauert diese Entscheidung noch immer. Damals hatte er nur Vincent im Blick, weil er ihn noch nie so verstört erlebt hatte. Unter solchen Umständen denkt man eben zunächst an denjenigen, der einem am nächsten steht. Er gibt ganz klar zu, dass es sein Versäumnis war, dabei weder an dich noch an deine Sicherheit gedacht zu haben.«
    Papy brummelte verdrießlich.
    »Wie dem auch sei, was geschehen ist, ist geschehen. Wir sind uns jedenfalls darüber einig, dass ihr zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Gegenwart der Revenants sicherer seid. Und nicht nur ihr, wir alle. Monsieur Grimod hat mir erklärt, dass Violette Krieg will. Deshalb besteht für jeden Verbündeten und jede Kontaktperson der Revenants eine potenzielle Gefahr, wenngleich es unwahrscheinlich ist, dass Violette immer noch an euch beiden interessiert ist, da Vincent sich ja schon in ihrer Gewalt befindet.«
    Also hatte Jean-Baptiste meiner Großmutter verschwiegen, dass Violette Vincents absolute Hörigkeit mit mir als Köder erzwingen konnte. Das war die größte Bedrohung für mich und meine Sicherheit – schließlich war das der einzige Grund, aus dem sie überhaupt ein Fünkchen Interesse an mir haben konnte.
    »Jean-Baptiste hat mir zugesichert, dass sowohl Kate als auch Georgia rund um die Uhr beschützt werden.« Sie wandte sich an uns. »Macht euch keine Gedanken, meine Lieben, ihr werdet

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