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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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nicht mal merken, dass da jemand ist.«
    »Er stellt jeder von ihnen einen Leibwächter? Rund um die Uhr?«, fragte Papy verwirrt.
    »Monsieur Grimod kann auf einen großen Personalstab zurückgreifen, Antoine. Das wird ihn wohl weder in personelle noch finanzielle Schwierigkeiten bringen. Was sagst du also zu dem Ganzen?«
    Nacheinander blickte Papy von einer zur anderen zur Nächsten. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und seufzte lange und tief. »Ma princesse« , er sprach mich direkt an. »Ich bin mir darüber im Klaren, dass Vincent und jeder andere seiner Art existieren, um der Menschheit zu helfen. Dass er einer der Guten ist. Ich würde es als eine große Ehre empfinden, zu ihrem Umfeld zu gehören, wenn es nicht genau er und seine Familie gewesen wären, die dich in Lebensgefahr gebracht haben. Und weil deine Sicherheit für mich über allem steht, verändert das meine Auffassung der Lage immens.«
    Mein Großvater machte eine nachdenkliche Pause. »Wenn wir dich bitten würden, auf jeglichen Kontakt zu Vincent und seinen Anverwandten zu verzichten, würdest du dieser Bitte nachkommen?«, fragte er dann.
    Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Nachdem ich mir für ein Weilchen die Stirn massiert hatte, gab ich, ohne aufzusehen, zu: »Nein.«
    »Eine ehrliche Antwort«, sagte Mamie. »Und deshalb wäre ich dafür, dass wir mit Jean-Baptiste kollaborieren, um deine Sicherheit zu garantieren, statt dich zusätzlich zu gefährden, indem wir dir jeden Kontakt verbieten, so wie Papy es eigentlich wollte.« Mein Großvater setzte an, um zu widersprechen, doch Mamie signalisierte ihm zu schweigen. »Mein Schatz, ich mache dich nicht im Geringsten dafür verantwortlich. Trotzdem hat dein Verbot Kate ohne unser Wissen auf direktem Weg zu ihnen getrieben.«
    Papy sank wieder im Sessel zurück, offensichtlich gab er sich geschlagen.
    »Obwohl es meiner grundsätzlichen Einstellung widerspricht«, fuhr meine Großmutter fort, »halte ich es unter den gegebenen Umständen für das Beste, dass wir euch unter den Schutz der Revenants stellen. Aber nur mit der ausdrücklichen Bitte, uns auch immer darüber in Kenntnis zu setzen, wohin ihr euch begebt.« Sie drehte sich zu Papy. »Antoine, kannst du dem zustimmen?«
    Mein Großvater sah sehr unglücklich aus. »Es gefällt mir ganz und gar nicht, aber du hast recht, es klingt wie die vernünftigste Lösung. Es steht ja außer Frage, dass die Revenants unsere Enkelinnen besser beschützen können als wir. Ich sehe das eher als einen Notfallplan, dem ich erst einmal zustimme, wenngleich ich das Gefühl habe, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, was mir absolut missfällt.«
    »Das wissen wir«, räumte Mamie ein. An uns gerichtet fuhr sie fort: »Und ihr beiden, können wir uns darauf verlassen, dass ihr unter keinen Umständen noch einmal eure Leibwächter abschüttelt? Und auf keinen Fall noch einmal ohne Begleitung aus der Wohnung verschwindet – so wie heute?«
    Georgia und ich waren einverstanden.
    »Gut, dann haben wir eine Abmachung.«
    Ich ging zu meiner Großmutter, um sie zu umarmen. Dabei flüsterte ich ihr ins Ohr: »Es tut mir so leid, Mamie.«
    »Mir auch, meine liebe Katya«, sagte sie. Der betrübte Ausdruck in ihren Augen verriet deutlich, sie meinte damit nicht mein Verhalten. Auch wenn es ihr leidtat, dass ich Vincent verloren hatte, so bedauerte sie wohl am allermeisten, dass ich ihn überhaupt kennengelernt hatte.

T ag zwei. Mit diesem Gedanken wachte ich auf. Es war Vincents zweiter Tag als körperloser Geist und trotzdem waren wir keinen Schritt weiter, ihn von Violette zu befreien.
    Violette, brrrr . Allein schon von ihrem Namen wurde mir übel. Sofort hatte ich das Bild einer kleinen lilafarbenen Blüte vor Augen. Wenn man nur ein paar Buchstaben austauschte, wurde aus ihrem Namen »Toilette«. Wie passend. Der Wunsch nach Rache keimte in mir auf. Ich wollte ihr wehtun. Ich wollte ihr heimzahlen, was sie den Bardia und mir angetan hatte.
    Angestrengt schluckte ich gegen den Gallegeschmack an. Noch nie hatte ich jemanden gehasst. Ausgenommen die betrunkene Autofahrerin, die den Tod meiner Eltern verursacht hatte. Aber sie war immer eine anonyme Person geblieben, die ich nie getroffen hatte. In diesem Fall kannte mein Hass ein Gesicht. Einen Namen. Wie Gift brannte er in meinen Adern.
    Das fühlte sich sogar gut an. Solange ich mich mit Rachefantasien beschäftigte, konnte ich meine Verzweiflung vergessen. Die entsetzliche Leere und Trauer

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