Von den Sternen gekuesst
sicher, und bis ich dort bin, habe ich Leibwächter an meiner Seite. Da kannst du nun wirklich nichts mehr dagegen einwenden. Und selbst wenn …«
Okay, Kate! Du hast gewonnen , gab Vincent nach. Aber ich komme auch mit.
Zufrieden sagte ich zu Bran. »Wann kann’s losgehen?«
»Du musst dich noch bis zum Einbruch der Dunkelheit gedulden. Der Eingang ist an einem Ort, der bei Tag viel zu sehr frequentiert ist.« Obwohl Bran ganz klar gesagt hatte, dass kein Revenant das Archiv seiner Familie betreten konnte, so schien er doch sehr dankbar über mein freiwilliges Angebot zu sein. Er vertraut mir , schoss es mir durch den Kopf und dieser Gedanke erfüllte mich mit einer unerklärlichen Freude.
»Ich platze gleich vor Neugierde. Wo denn genau?«, fragte ich. Ich kannte Paris so gut wie meine Westentasche und konnte mir einfach nicht vorstellen, wo sich dieses geheime Archiv verbergen sollte.
»Es entstand zur Zeit der Römer«, antwortete Bran, »und zwar als eine Art Zweigstelle der guérisseur -Linie, also der eigentlichen Heiler, die sich allein um die Belange der Sterblichen kümmern. Und wohin ging ein römischer Soldat, wenn er sich entspannen und wieder zu Kräften kommen wollte?«, fragte er mit einem erschöpften Lächeln auf den Lippen.
»In die Therme«, sagten Gaspard und ich wie aus einem Mund.
Bran nickte. »Das Archiv befindet sich darunter, also unterhalb des Musée national du Moyen Âge.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Verborgen in einem der belebtesten Viertel von Paris, dem Quartier Latin.«
»Ich werde Arthur und Ambrose verständigen«, sagte Gaspard. »Wenn Sie dann so freundlich wären, ihnen den Weg zu Ihrem Archiv zu erklären, damit sie Kate dorthin begleiten können.« Dann wandte er sich an mich. »Würdest du Arthur vorübergehend beim Kampftraining mit deiner Schwester ersetzen?«
Jetzt gab es endlich einen Plan und ich wollte am liebsten sofort loslegen und nicht erst stundenlang warten müssen, bis es dunkel war. Komm schon , hörte ich Vincents Stimme. Ich möchte ungern die Gelegenheit verpassen, deine Schwester mit einem Schwert hantieren zu sehen.
»Das sagst du nur, weil sie dir gerade nichts tun kann«, erwiderte ich, angesteckt von seiner guten Laune. Obwohl er sich nichts anmerken ließ, musste er doch auch selbst hoffen, dass sich in den Aufzeichnungen die Lösung verbarg … oder zumindest ein Hinweis darauf, wie sich sein derzeitiger Zustand ändern ließ.
»Ich hingegen«, fuhr ich fort, »schwebe dort unten in Lebensgefahr. Georgia mit einem Schwert …«
… könnte gefährlich genug sein, um sogar im Kampf gegen die Numa etwas auszurichten , sagte Vincent. Seine Stimme verdünnte sich zu einem Lachen, während wir den Weg Richtung hauseigener Trainingshalle einschlugen.
S ehr gut gemacht«, sagte Arthur, dessen Schwert gerade krachend auf dem Boden landete. Georgia grinste, stemmte sich eine Hand in die Taille und schwang dann ihr Schwert in einem siegessicheren Bogen, dem Arthur duckend ausweichen musste, um nicht ernsthaft verletzt zu werden.
»Hallo, Katie-Bean!«, rief sie, als sie mich auf der Treppe erblickte. »Das macht voll Spaß. Ich bin die geborene Schwertkämpferin! Wo sind all die Skeptiker? Ich will ihnen zeigen, was ich kann.« Sie machte eine wilde Bewegung à la drei Musketiere, mit der sie Arthur erneut zwang, schnell aus dem Weg zu springen.
»Vincent ist wieder da!«, verkündete ich. Wie von selbst verzog sich mein Mund zu einem breiten Grinsen. »Also, zumindest sein Geist. Violette hat ihn für drei Tage befreit.«
»Oh, Kate, wie wundervoll!«, kreischte Georgia, ließ das Schwert fallen, kam zu mir gerannt und warf sich mir an den Hals. »Es wird noch besser«, fuhr ich fort, als sie mit ihrer Hüpferei aufhörte und mich losließ. »Bran hat von wandernden Seelen gehört, die ihre Körper zurückbekommen haben. Zwar nur in einer Geschichte und das ist schon lange her, aber diese Spur wird natürlich erst mal verfolgt und es wird eifrig in dieser Richtung weitergeforscht.« Dass ich in ein paar Stunden losziehen würde, um just diese Geschichte aufzutreiben, ließ ich lieber unerwähnt. Georgia würde sonst nämlich hundertprozentig mitkommen wollen.
»Das sind richtig gute Neuigkeiten«, fand Arthur. »Ich kann es kaum erwarten, selbst mit Vincent zu sprechen.«
»Ich habe Ambrose schon zu Jean-Baptiste in die Bibliothek geschickt«, sagte ich an Arthur gerichtet. »Auch deine Anwesenheit ist erwünscht«, zitierte
Weitere Kostenlose Bücher