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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Bran und wirkte ein wenig getröstet. »Ich bin froh, dass du dort gewesen bist. Gut möglich, dass es deine einzige Chance war.«
    »Sie waren in dieser Woche das erste Mal in Ihrem Familienarchiv?«, fragte Jean-Baptiste erstaunt.
    »Ja, nur der gerade aktive guérisseur darf es betreten. Aus diesem Grund hat meine Mutter die Bücher auch immer nur einzeln mitgebracht, so schreibt es der Brauch vor.« Er warf einen flüchtigen Blick auf den Stapel. »Ich habe entschieden, dass dieser Anlass wichtig genug ist, diese Regel zu brechen.«
    »Wer hat diese Schriften denn verfasst?«, fragte Gaspard. Ich schätzte, es kostete ihn eine Wahnsinnsportion Selbstbeherrschung, sich nicht sofort auf die Bücher zu stürzen, um ihren Inhalt zu verschlingen.
    »Meine Vorfahren«, antwortete Bran. »Die guérisseurs meiner Familie üben diese Gabe schon seit vielen Generationen aus. Obwohl der jeweils aktive guérisseur der Tândorns stets in Saint-Ouen praktiziert hat, wohnte der Rest unserer Verwandtschaft in der Bretagne und lebte von der Landwirtschaft.
    Wie die meisten Bauern jener Zeit waren meine Vorfahren Analphabeten. Sie tradierten alle Geschichten mündlich von Generation zu Generation und so lag das Wissen über sämtliche Behandlungen und Erfahrungen, das ganze Bände hätte füllen können, nur auswendig gelernt in den Köpfen meiner Familienmitglieder vor. Erst im neunzehnten Jahrhundert gab es eine erste Tândorn, die des Schreibens mächtig war und es auf sich nahm, die gesamte Geschichte der Familie niederzuschreiben. Drei dieser Bücher«, er nickte zum Stapel, »sind von ihr. Nach ihr folgten bisher nur sieben oder acht guérisseurs , die ihr Wissen in den beiden anderen Büchern aufzeichneten.«
    Er wandte sich den ledergebundenen Schriften zu und zog eine von denen heraus, die am ältesten aussahen.
    »Dies hier enthält die Informationen, die das steinalte Fräulein sucht: Es wird beschrieben, wie die Kraft eines Auser… eines Meisters auf seinen Bezwinger übertragen werden kann. Allerdings handelt es sich dabei natürlich um einen Bericht aus dem Ausland. Wie Sie ja wissen, gab es bisher noch keinen Meister in Frankreich.«
    Gaspard lehnte sich zu mir und fügte hinzu: »Überall auf der Welt sind in der Vergangenheit ab und an Meister aufgetaucht. Wann immer die Bedrohung durch die Numa zu groß wurde, inkarnierte in der betreffenden Gegend alsbald ein Meister.«
    Bran blätterte sich langsam durch die Aufzeichnungen und überflog Seite für Seite, bis er bei einer Passage innehielt, die eine einzige Kritzelei aus brauner Tinte war und von meiner Position aus völlig unlesbar schien. »Ja, hier steht es. Es ist der Bericht über einen guérisseur , der mit einem Reisewagen von Indien hergekommen war und einen meiner Vorfahren getroffen hat.«
    »Vincent, hör auf, in die Zukunft zu blicken«, sagte Jean-Baptiste. »Warum um alles in der Welt sollte diese Information Kate Angst einjagen, wenn es nicht mal eine Lösungsoption ist?« Er wandte sich an mich. »Vincent gefällt nicht, was Bran da vorlesen wird, und er hat verlangt, dass wir erst fortfahren, wenn du nicht mehr hier im Raum bist.«
    »Na, schönen Dank, Vincent«, sagte ich pikiert. »Schon mal was von überbehüten gehört?«
    Entschuldige , mon amour, meldete er sich bei mir. Es gibt einfach ein paar Geschichten, die du nicht zwingend hören musst. Besonders dann nicht, wenn sie mich betreffen.
    »Ich glaube ja, ich kann selbst einschätzen, ob mich etwas aus der Fassung bringen könnte«, konterte ich. »Bitte, Bran, erzähl weiter.«
    Bran sichtete die Passage und fasste sie für uns zusammen. »Die Geschichte ereignete sich im mittelalterlichen Indien zur Zeit der Tanwar-Dynastie. Der Körper dieses Meisters wurde zerstört und sein Geist in ein Tier überführt, das daraufhin von seinem Bezwinger getötet und verspeist wurde. Auf diesem Wege übertrugen sich die Kräfte des Meisters auf den Numa. Eine ganze Armee von Bardia war nötig, um ihn zu überwältigen, und es gelang erst, nachdem er dank seiner neu erlangten Stärke und Überzeugungskraft eine ganze Stadt unterworfen hatte.«
    Meine Kehle wurde eng. »Also, fassungslos bin ich jetzt nicht wirklich, nur extrem angewidert«, sagte ich, während sich mir der Magen herumdrehte. »Vincent, hat Violette das bei dir versucht? Das mit dem Tier?«
    Ja , antwortete er, während Gaspard nickte. Vincent hatte ihm dieses Detail wohl schon berichtet.
    »Was genau ist passiert?«, fragte

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