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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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ich in Flammen aufgehen? Als nichts geschah, atmete ich erleichtert auf und steuerte mit schnellen Schritten die kleine Öffnung zum Tunnel an.
    Von der Wand nahm ich ein Werkzeug, das aussah wie ein überdimensionaler Lichthut, und löschte damit das Feuer einer Fackel. Während ich mich zur anderen bewegte, fiel mir auf, dass auch diese Wand mit aufeinanderfolgenden Einzelbildern bemalt war. Der Kleidungsstil der hier abgebildeten Personen ließ vermuten, dass es sich um die jüngsten Darstellungen handelte, vermutlich aus den letzten Jahrhunderten.
    Bevor ich die Flamme der zweiten Fackel löschte, schaltete ich die Taschenlampe ein. Noch während ich den Lichthut senkte, fiel mir das Bild direkt über dem Eingang auf. Vor einer riesigen Landkarte stand eine Gruppe Uniformierter, sie alle trugen Armbinden mit Hakenkreuzen. In ihrer Mitte befand sich ein Mann mit Schnurrbart und strengem Seitenscheitel. Er war nicht zu verkennen. Ehe das Licht der Fackel erlosch, sah ich noch etwas. Alle diese Männer, die ihn umgaben – alle Helfer Hitlers –, zierten blutrote Strahlenscheine.

J ean-Baptiste erwartete uns bereits an der Tür, als wir wieder in La Maison eintrafen. »Deute ich deine triumphierende Miene richtig, Kate, wenn ich davon ausgehe, dass euer Ausflug erfolgreich war?«, fragte er angespannt.
    Breit grinsend tätschelte ich meine Tasche. »Ich hab die gewünschte Ware.«
    JB atmete erleichtert auf. »Wunderbar. Dann folge mir bitte, Bran und Gaspard erwarten uns in der Bibliothek.«
    »Uns geht’s auch gut, JB«, murmelte Ambrose, »danke der Nachfrage.« Er wandte sich an Arthur. »Was hältst du von einer Runde Training?«
    Arthur schüttelte den Kopf. »Ich wollte selbst noch ein bisschen recherchieren. Hast du nicht mal irgendwann genug von dem ewigen Kämpfen?«
    »Hast du etwa je genug davon, ein Streber zu sein?«, konterte Ambrose. Weil Arthur getroffen wirkte, lachte Ambrose und knuffte ihm gegen den Arm. »War doch nur ein Witz«, sagte er. »Ich finde deine Bücher toll. Besonders das eine mit diesem Typen. Und dem Mädchen. Ja, das Buch war super.« Und schon war er unterwegs zur Trainingshalle.
    »Braucht ihr mich gerade oder reicht es, wenn ich dazukomme, sobald Bran einen Blick in die Bücher werfen konnte?«, fragte Arthur Jean-Baptiste.
    »Ich bin mir sicher, dass wir bald auf deinen Sachverstand zurückkommen werden«, entschuldigte JB ihn.
    »Dann bis später«, sagte Arthur, streifte sich die Haare hinter die Ohren und zwinkerte mir noch einmal zu, bevor er sich auf den Weg in sein Zimmer begab.
    »Wie war euer Besuch im Archiv«, fragte JB neugierig, während wir die Treppe hinaufstiegen, »warst du auch drin, Vincent?« JB lauschte und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ah, sehr interessant. Geschützt durch guérisseur -Schutzbanne. Wie faszinierend. Und Kate, was kannst du uns berichten?«
    »Das war echt beeindruckend«, antwortete ich. »So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich dorthin durfte.«
    »Es ist auch eine große Ehre«, sagte er wehmütig. Dass sich nur dreißig Gehminuten entfernt eine wahre Schatzkammer an Belegen über die Geschichte übernatürlicher Wesen befand – noch dazu eine, die er niemals würde betreten können –, schien extrem an JB zu nagen. Gaspard ging es sicher ähnlich. Wieder war ich von dem Gedanken überwältigt, dass Bran mir so sehr vertraute, dass er mich dorthin schickte.
    Bran und Gaspard saßen in einer Ecke der Bibliothek und waren in ein angeregtes Gespräch vertieft. Als sie uns kommen hörten, drehten sie sich zu uns um. »Kate«, riefen sie gleichzeitig. Bran fügte hinzu: »Und Vincent«, den Blick so nah neben mein Gesicht gerichtet, dass ich unweigerlich das Gefühl bekam, ich hätte zwei Köpfe.
    Ich zog die Bücher aus der Tasche und legte sie nacheinander vor den Männern auf den Tisch. Während er liebevoll mit den Fingern über den Einband des obersten fuhr, hellte sich Brans Gesicht auf. »Außerhalb des Archivs habe ich sie noch nie alle zusammen gesehen. Meine Mutter brachte für gewöhnlich immer nur eins mit nach Hause, um mir daraus vorzulesen. Und bei meinem ersten und einzigen Besuch im Archiv vor wenigen Tagen war ich leider mit etwas anderem beschäftigt.« Plötzlich wirkte er traurig.
    »Ich habe das Grab deiner Mutter gesehen«, sagte ich leise, schob einen Stuhl für mich an den Tisch und setzte mich zu ihm. »Es ist wunderschön geworden.«
    »Danke, mein Kind«, sagte

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