Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
Vom Netzwerk:
antikes etruskisches Thymiaterion sehen.« Er deutete auf das Foto eines roten Tonkelches. Sein Stiel stellte einen Mann dar, der die dazugehörige Schale auf dem Kopf trug.
    »Sie wurden verwendet, um während religiöser Feierlichkeiten Räucherwerk zu verbrennen, und maßen gewöhnlich nicht mehr als dreißig oder fünfzig Zentimeter. Oft sind sie aus Kalkstein gefertigt. Oder aus Ton …«
    »Wir suchen einen aus Bronze«, sagte ich und zeigte ihm das krakelige Stichwort auf meinem Block.
    Papy dachte einen Moment lang nach. »Dann muss es sich um ein ziemlich imposantes Objekt handeln. Von Museumsqualität. So etwas ist mir in meiner Laufbahn noch nicht begegnet, aber zwischen den Weltkriegen tauchten ganze Sammlungen von Museumsqualität aus dem Nahen Osten auf und wurden auf dem Kunstmarkt verkauft. Diesen Verkäufen haftete etwas extrem Dubioses an, denn auch wenn es niemand offen aussprach, war es wohl allen Beteiligten bewusst, dass die Objekte aus geplünderten Gräbern stammen mussten.
    Ich weiß nicht, ob sich in diesen Sammlungen auch Artefakte mit Revenantbezug befanden … Doch wenn das der Fall war, werden die Revenants dafür gesorgt haben, dass über keinen von ihnen öffentlich berichtet wurde. Trotzdem sind die Auktionsverzeichnisse dieser Jahre der Ort, an dem ich mit der Suche ansetzen würde.«
    »Hast du solche Verzeichnisse hier?«, fragte ich.
    Papy ging zu einem der Regale, fuhr mit dem Finger über die Rücken einiger alter Bücher und deutete dann auf eins. »Also, hier hätten wir das von 1918.« Von dort las er chronologisch weiter und hielt erst zwei Regalfächer tiefer wieder inne. »Und hier das von 1939.«
    Mir klappte die Kinnlade herunter. Zwischen dem ersten und dem letzten standen insgesamt grob geschätzt nicht weniger als fünfzig Bücher. »Die Verzeichnisse gibt es nicht zufällig auch irgendwo im Internet?«
    Papy lächelte amüsiert und schüttelte den Kopf. »Ich mach dir einen Vorschlag. Du kümmerst dich um alle Exemplare auf Englisch und Französisch und ich übernehme die auf Deutsch.«
    Wir arbeiteten den ganzen Morgen und bis weit in den Nachmittag. Nach ein paar Stunden hatte Papy mich unterbrochen. »Du bist dir aber darüber im Klaren, princesse , dass wir hier nur einem Hinweis nachgehen, oder? Es ist sehr gut möglich, dass wir nichts finden.«
    »Ich weiß, Papy«, hatte ich geantwortet. »Du brauchst mir auch nicht zu helfen, wenn es dir zu lange dauert.«
    Papy erwiderte: »N’importe quoi.« Was so viel heißt wie »Sei nicht albern«. Und obwohl er ab und zu mal zum Telefonieren verschwand oder einen verirrten Kunden durch das Geschäft führte, wich er den Rest des Tages nicht von meiner Seite und unserer Aufgabe.
    Gegen ein Uhr mittags meldeten wir uns bei Mamie und schon eine halbe Stunde später erschien Georgia mit einem Picknickkorb, in dem sich das Mittagessen für uns drei befand. Sie hängte ihre Jacke an den ausgestreckten Arm einer marmornen Nymphe, setzte sich zu uns und schnappte sich einen der Verzeichnisbände vom Tisch. Sie blätterte darin, bis sie auf eine Fotografie stieß, und richtete das Buch dann so, dass Papy das Bild nicht sehen konnte. Es zeigte eine nackte Statue des Perseus, der den Kopf der Medusa hielt.
    Ich hob eine Augenbraue, abwartend.
    »Der hat ja nicht grad viel zu bieten«, kommentierte sie sachlich und schlug dann mit gespieltem Interesse die erste Seite des Bandes auf. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut vor Papy loszulachen, der uns fragend ansah.
    »Wonach suchen wir?«, fragte meine Schwester mit ernster Miene, und als ich fertig erklärt hatte, worum es ging, machte sie sofort mit.
    Gelegentlich fand eine von uns etwas. Eine nicht weiter beschriebene Sammlung bronzener Objekte aus Byzanz. Ein antikes Räuchergefäß. Papy warf einen Blick darauf, schüttelte dann den Kopf, weil er die entsprechende Sammlung oder das entsprechende Stück kannte und es nicht mit dem gesuchten Thymiaterion in Zusammenhang stehen konnte.
    Ein paar Stunden später jedoch, als ich »Zehn wichtige etruskische Objekte, ausgegraben in der Türkei« entdeckte, richtete Papy sich kerzengerade auf und sah sich den Eintrag genauer an.
    »›Umfasst Tempelgegenstände aus Bronze: Statuen und Räuchergefäße, in die unbekannte mystische Zeichen graviert sind‹«, las er. »›Zahlreiche Stücke von gewaltiger Größe. Teil eines Schatzes, der in der Nähe von Istanbul gehoben wurde. Siehe auch Angebote fünfundvierzig und

Weitere Kostenlose Bücher