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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Bardia im vierzehnten Jahrhundert ist definitiv Ihre einzige Quelle dieses Verkörperlichungsrituals?«
    Bran legte die Stirn in Falten und nahm eine defensive Haltung ein. »Nun, meine Familie scheint von ihrer Glaubwürdigkeit überzeugt gewesen zu sein, sonst wäre diese Geschichte weder überliefert noch niedergeschrieben worden. Noch dazu hat meine Mutter mich explizit auf diese Stelle aufmerksam gemacht, da hier eine weitere Facette unserer Gabe erklärt wird, die sehr selten zum Einsatz kommt. Aber auf mich wirkt es so, als wäre das Objekt, dieses Thy… wie immer das hieß, von essentieller Bedeutung für die erfolgreiche Durchführung des Rituals.«
    Mein Herz sank. »Noch mal zusammenfassend, wir suchen also ein riesiges Räuchergefäß, das vor über sechshundert Jahren spurlos verschwunden ist?« Ich gab mir alle Mühe, damit nicht allzu skeptisch zu klingen.
    »Ich würde davon ausgehen, dass es mehr als nur eins dieser Objekte gegeben hat«, sagte Gaspard vorsichtig. »Wenn es sich wirklich um ein so wichtiges Werkzeug gehandelt hat, muss es davon mehrere gegeben haben. Damals gab es noch keine internationalen Versammlungen unseres Konsortiums, trotzdem kam es zu einem nicht zu verachtenden Austausch zwischen den Revenants unterschiedlicher Kulturen.«
    Eine antike Legende um ein magisches Räuchergefäß. Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet, dennoch war das besser als nichts. Entschlossen, meine Enttäuschung nicht zu zeigen, zog ich ein Notizbuch aus der Tasche, schrieb ein paar Stichpunkte auf und richtete noch ein paar Nachfragen an Bran. Gaspard warf mir einen verwunderten Blick zu.
    »Ich habe gedacht, mein Großvater kann seinerseits ein bisschen nachforschen, wenn ich ihm entsprechende Hinweise gebe«, erklärte ich.
    Gaspard runzelte die Stirn. »Ich möchte deinem Großvater hier nichts absprechen, meine liebe Kate, aber ich bezweifle, dass er ein Schriftstück besitzt, das sich nicht bereits in unseren umfangreichen Bibliotheksbeständen befindet.«
    »Ich habe eine Ausgabe der Unsterblichen Liebe in seinem Geschäft gefunden, die mich zu Bran und seiner Familie geführt hat«, konterte ich.
    »Das ist natürlich wahr«, lenkte Gaspard ein, »dennoch finde ich, du solltest deinen Großvater nicht damit behelligen. Wir werden mit den hier vorhandenen Mitteln die nötigen Informationen auftun, wenn es denn überhaupt welche gibt.« Er machte eine Bewegung, die die gesamte Bibliothek einschloss.
    »Warum widerstrebt es dir so sehr, meinen Großvater in die Suche mit einzubeziehen?«, fragte ich deshalb rundheraus.
    Gaspard gab einen Augenblick lang nichts weiter als eine Reihe von Hm und Äh von sich, bis Jean-Baptiste das Wort ergriff. »Wir sind es nicht gewöhnt, Sterbliche einzubeziehen. Außer wenn es um unterstützende Funktionen geht.« Er klang entschuldigend. »Das ist vielleicht kurzsichtig von uns, aber unsere Engstirnigkeit hat auch einen handfesten Grund: unser Überleben. Wir kennen es einfach nicht anders. Damit wollen wir aber keinesfalls sagen, dass wir deine Großeltern nicht respektieren oder in irgendeiner Weise an ihrer Verschwiegenheit zweifeln.«
    Ich nickte. »Gerade befinden wir uns im Wettlauf gegen die Zeit, hab ich recht?« Ich stand auf und steckte das Notizbuch in meine Tasche.
    Nun nickte Gaspard.
    Ich schnappte mir meinen Mantel. »Mit eurer Erlaubnis widme ich mich dann jetzt mit meinem Großvater der Suche nach weiteren Hinweisen.« Ich steuerte die Tür an, drehte mich jedoch noch einmal um, grinste sie herausfordernd an und sagte: »Wetten, dass wir eher fündig werden als ihr?«

E in gewaltiges Thymiaterion sagtest du?«, versicherte sich Papy. »Aus dem antiken Griechenland?« Er blätterte in einem Auktionskatalog, während er mich mit einer Frage nach der anderen befeuerte. Wir saßen im hinteren Teil seines Geschäfts zwischen lebensgroßen Statuen von Göttern und Kriegern.
    »Nein, Bran hat gesagt, die Bardia stammten aus Italien«, sagte ich nach einem Blick auf meine Notizen.
    »Ah, etruskisch also.« Papy legte den Katalog weg und zog einen anderen hervor.
    »Ja, genau. Etruskisch. Das war das Wort, das er benutzt hat«, bestätigte ich. »Als Konstantinopel belagert wurde, haben sie ihre Schätze in ein Versteck geschmuggelt, das aber später geplündert wurde.«
    »Ich frage mich, was genau sie unter ›gewaltig‹ verstehen«, sagte Papy und hielt mir eine Doppelseite hin, auf der antike Objekte abgebildet waren. »Hier kannst du ein

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