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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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im Rahmen mehrerer Hundertmillionen Dollar bewegte – hat das Museum wenig überraschend zugestimmt, mir privaten Zutritt zu diesem Bereich zu gestatten.« Er öffnete die Tür und betätigte einen Lichtschalter.
    Vor uns erstreckte sich eine gigantische Halle von der Größe eines Warenhauses, wunderschön dekoriert mit vereinzelten Säulen und Fresken an den Wänden. Jedes Exponat oder Gemälde war einzeln beleuchtet, zusätzlich befanden sich kleine Lichtquellen in der Wandvertäfelung und im Boden. Ich war völlig überwältigt und warf schnell einen Blick zu Papy, um seine Reaktion nicht zu verpassen. Mein Großvater sah aus, als wäre er im Antiquitätenhändlerhimmel gelandet.
    Dies war eine geheime Sammlung von Revenantkunst, die augenscheinlich Tausende Objekte umfasste – von kleinen Schmuckstücken, die sich in Vitrinen zu den Seiten befanden, bis hin zu riesigen Marmorstatuen von Helden, die nichts als wuchtige Waffen und ein signum bardia um den Hals trugen.
    »Sie drei sind die ersten Sterblichen, die diese bedeutende historische Sammlung zu Gesicht bekommen«, erläuterte Mr   Gold mit einem leicht gequälten Lächeln. »Gelegentlich meldet sich der eine oder andere Revenant an und bittet um eine Führung. Wie viel wissen Sie über den historischen Werdegang der Revenants?«, fragte er an mich gewandt.
    »Von Vincent habe ich ein paar Geschichten gehört. Und Gaspard hat auch immer mal wieder etwas erwähnt. Alles in allem ist mein Wissen aber wahrscheinlich noch ziemlich lückenhaft.«
    Du bist ganz schön bescheiden , sagte Vincent. Du hast doch alles über uns gelesen, was dir bisher in die Finger geraten ist.
    Darauf erwiderte ich nichts. Je weniger Mr   Gold voraussetzte, desto mehr würde er mir erzählen.
    Zusammen steuerten wir den hinteren Teil der Halle an. Obwohl Jules, Papy und Bran sich auf eigene Faust umsahen, waren sie doch mit einem Ohr bei unserer Unterhaltung.
    »Nun, im Hinblick auf unser Vorhaben ist es wahrscheinlich nicht gerade unnütz, Ihnen einen kurzen Überblick über die Geschichte der Revenants und guérisseurs zu geben.« Seine Stimme verfiel in einen Erzählton, woraus ich schloss, dass er diesen historischen Abriss schon häufiger von sich gegeben hatte. Vermutlich aber eher für neu erweckte Revenants und weniger für sterbliche Außenstehende.
    »Seit es Menschen gibt, existieren auch Bardia und Numa. In der grauen Vorzeit wurden die einen als Heilige verehrt und die anderen als Dämonen gefürchtet. Beide lebten unerkannt unter den Sterblichen – entweder als Beschützer oder im Falle der Numa als gefährliche, aber erfolgreiche Verbündete für die Menschen, die um jeden Preis an die Macht kommen wollten.
    Bevor es die moderne Medizin gab, waren Heiler – in Frankreich als guérisseurs bekannt – viel weiter verbreitet als heute. Und sie waren hoch angesehen. Da sich das Können und die Gabe der guérisseurs stets auch den Bedürfnissen ihres Umfelds anpasst, haben sich ein paar wenige Linien herausgebildet, die auf die besonderen Belange der Revenants spezialisiert sind.«
    Bran hatte mittlerweile aufgehört, sich die Exponate anzusehen, und lauschte gebannt Mr   Golds Ausführungen.
    »Den Revenants wurde ein ganz ähnliches Schicksal zuteil wie den Bayati, das sind Sterbliche mit übernatürlichen Fähigkeiten, die später Heilige genannt wurden. Mit dem Aufstreben der Weltreligionen wurden die Revenants verfolgt. In den östlichen Ländern fanden sie zum Teil Zuflucht bei Schamanen und anderen spirituellen Menschen. Nicht so in der westlichen Welt. Zu diesem Zeitpunkt, also nachdem sie im vierten Jahrhundert buchstäblich gejagt und massenhaft vernichtet worden waren, haben sich die Revenants komplett aus der Welt der Sterblichen zurückgezogen.«
    Dies passte zu allem, was ich schon wusste, und erklärte vieles von dem, was ich im Archiv der Flammenfinger gesehen hatte. Allmählich fragte ich mich, ob sich die Bezeichnung »Archiv« nicht nur auf die paar Bücher und Gegenstände dort bezog, sondern sogar die Wandgemälde einschloss. Die Bilder erzählten die gleiche Geschichte wie Mr   Gold, bloß auf eine viel eindringlichere Weise.
    Dennoch sog ich jedes weitere Wort von ihm geradezu auf. »Damit auch die Erinnerung der Sterblichen an die Revenants verschwand, beschlossen die Bardia, jeden Kunstgegenstand, jedes Nachschlagewerk und jedes Stück Literatur zu verstecken, das eine Referenz zu ihrer Art enthielt. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen,

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