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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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denn gerade zur Römerzeit waren solche Gegenstände sehr weit verbreitet. Die Numa tauchten zur gleichen Zeit unter, da sie ähnlich viele Angehörige durch die religiöse Verfolgung verloren hatten.«
    Mr   Gold blieb vor der Skulptur eines Mannes stehen, der auf einem Bett lag. Über ihn beugte sich eine Frau, deren Unterarm tätowiert war wie Brans. Sie hielt ihre Hände über den leblos wirkenden Mann.
    Ich schätze , das ist ein ruhender Revenant , hörte ich Vincent sagen. Ich nickte zustimmend.
    »Während die Zahl der guérisseurs abnahm«, fuhr Mr   Gold fort und deutete zu der Skulptur, »gab es auch immer weniger unter ihnen, die spezielle Gaben für Revenantbelange besaßen. Gleichzeitig verschwand die Erinnerung an sie aus dem kollektiven Bewusstsein. Ich besitze noch ein paar antike Tafeln, auf denen ein paar dieser Gaben abgebildet sind.« Er wandte sich an Bran. »Sie können unsere Aura sehen, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Bran. »Der jeweils aktive guérisseur kann sogar zwischen der Aura von Sterblichen und Revenants unterscheiden. Das ist keine große Schwierigkeit.«
    Bei diesen Worten warf er mir einen Blick zu und ich musste lächeln. »Ich erinnere mich daran, dass deine Mutter gesagt hat, Jules habe eine Aura wie ein Waldbrand«, sagte ich und musste sogleich an die verschiedenen Heiligenscheine der Figuren auf den Gemälden im Archiv denken.
    »Ja«, stimmte Bran zu. »Das ist eine unserer grundlegenden Fähigkeiten, die auch im signum bardia verwendet wird.« Er deutete auf die Flammen der Tätowierung auf dem Unterarm der marmornen Frau.
    »Sie können den Todeswunsch eines jungen Revenants lindern«, verkündete Mr   Gold.
    Bran nickte. »Allem Anschein nach ist das so, meine kürzlich verstorbene Mutter konnte jedoch in unseren Familienaufzeichnungen keinen Hinweis auf das dazu nötige Ritual finden.«
    Diese Aussage ließ unseren Gastgeber grübelnd zurück.
    »Wieso wäre das denn von Vorteil für einen Revenant?«, fragte Papy.
    »Manchmal verlieben Revenants sich in Sterbliche und wünschen dann, im gleichen Maße zu altern wie ihre Partner«, erläuterte Mr   Gold sehr sachlich. Jules und ich warfen uns einen Blick zu, er grinste, während ich aus dem Augenwinkel sah, wie mein Großvater sich versteifte. Ich wagte es nicht, ihn direkt anzusehen, und hoffte inständig, Mr   Gold würde zum nächsten Thema übergehen.
    »Außerdem gab es damals beträchtlich weniger Menschen als heutzutage. Mitunter boten sich nicht oft genug Gelegenheiten, Menschenleben zu retten, sodass Revenants guérisseurs aufsuchen konnten, um die dadurch verursachten Schmerzen zu lindern.«
    Mr   Gold hob die Hand, um die einzelnen Fähigkeiten der guèrisseurs an den Fingern abzuzählen. »Aura sehen, Drang zum Sterben mildern … und dann natürlich noch das Auflösen«, sagte er und hielt den dritten Finger hoch.
    »Was genau ist das?«, fragte Jules.
    Mr   Gold schaute Bran an, der Heiler hob die Schultern. »Nie gehört.«
    »Ist in unserem Fall nicht weiter von Belang«, sagte Mr   Gold. »Die vierte und letzte Fähigkeit ist, soweit ich weiß, die Verkörperlichung. Dazu gibt es ein paar Referenzen in alten Schriften, aber nur wirklich sehr wenige.
    Ich habe nie jemanden davon sprechen hören, bis Jean-Baptiste es heute am Telefon erwähnte. Ohne seine Andeutung hätte ich auch niemals darauf geschlossen, dass die mysteriösen Zeichen am Sockel des Räuchergefäßes etwas damit zu tun haben. Jetzt mache ich mir natürlich meine Gedanken.«
    Grüblerisch rieb er sich das Kinn, bevor er sich wieder in Bewegung setzte und uns tiefer in den Ausstellungsraum führte. »Leider ist das Wissen darüber, wie das Ritual durchzuführen ist, über die Jahre verloren gegangen.« Er warf Bran einen Blick zu. »Zumindest uns Revenants. Weshalb ich besonders über Ihre Anwesenheit erfreut bin, guérisseur .«

U nd hier ist es: unser Thymiaterion«, sagte Mr   Gold. Wir näherten uns einem großen Objekt aus Bronze, das aussah wie ein riesiger goldener Kelch. Seine obere Kante reichte mir bis zum Kinn und die Schale war genauso breit wie das ganze Objekt hoch.
    Gravierte Flammen bedeckten den gesamten Stiel, der ungefähr den gleichen Umfang hatte wie meine Taille. Mittig waren mehrere Kreise von Untertassengröße wie eine Banderole in den Stiel eingearbeitet, jeder zeigte ein anderes Zeichen.
    »Wie Sie sehen können, gibt es sieben verschiedene Symbole«, erklärte Mr   Gold. »Das erste ist das

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