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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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verzweifelten Versuch, uns noch näher zu kommen.
    Ich schielte zu Jules, nur um zu entdecken, dass er mich gerade ansah. Meine Wangen fingen Feuer und schnell verbannte ich das Bild aus meinem Bewusstsein. Er hielt meinem Blick stand – er wusste, woran ich gerade gedacht hatte, da war ich mir sicher –, schloss dann die Augen und ließ den Kopf gegen den Sitz sinken.
    Kate , ist alles in Ordnung? , hörte ich Vincent.
    »Ja, ich bin bloß müde«, antwortete ich und musste direkt zu Papy schauen. Er gab sich große Mühe, sich seine Irritation nicht anmerken zu lassen, obwohl er überhaupt nicht damit klarkam, wenn ich mit meinem volanten Freund sprach. Er behauptete, dass er eine Unterhaltung unhöflich fand, an der sich niemand beteiligen konnte. Ich vermutete vielmehr, er sah es einfach nicht gern, wenn seine Enkelin unvermittelt laut vor sich hin brabbelte.
    Der Fahrer der Limousine folgte der Park Avenue in nördlicher Richtung und bog auf Höhe der Achtziger nach links ab. Am Ende des Blocks hielt er vor einem imposanten Apartmenthaus direkt gegenüber des Metropolitan Museum of Art. »Wir sind da«, sagte er mit einem starken russischen Akzent und half uns beim Ausladen.
    Ein uniformierter Portier trat aus der Eingangstür, brachte unser Gepäck hinein und verstaute es hinter dem Tresen. Dann wandte er sich an uns, die Hände auf dem Rücken gefaltet. »Mr   Gold erwartet Sie bereits. Wenn Sie mir bitte Ihre Mitgliedsnachweise zeigen würden.«
    »Mitgliedsnachweise?«, fragte ich verwirrt.
    »Sie gehören doch zu Mr   Golds Klub, oder etwa nicht? Dann sollten Sie darüber verfügen.«
    »Das signum «, erklärte Jules.
    »Oh«, sagte ich und zog das Amulett hervor. Papy tat es mir nach, hielt es dem Portier hin und Bran schob den Ärmel hoch, um seine Tätowierung vorzuzeigen.
    Der Mann schien nicht weiter beeindruckt von unseren »Mitgliedsnachweisen«. Er verbeugte sich leicht und sagte dann: »Vielen Dank, hier entlang bitte.« Mit seiner behandschuhten Hand deutete er zum Lift.
    Von Jules hat er gar keinen Nachweis verlangt , dachte ich, während wir den Aufzug betraten und der Portier den Knopf fürs oberste Stockwerk drückte. Ich sah ihn mir genauer an und stellte überrascht fest, dass er ein Revenant war. Dabei überraschte mich weniger die Tatsache, dass Mr   Gold offenbar Anverwandte anstellte, um seine Sicherheit zu garantieren, sondern dass ich das erkennen konnte.
    Dieser komische Spezialeffekt, der mir bei den Numa aufgefallen war, umgab auch diesen Mann, bloß umgekehrt. Seine direkte Aura flimmerte vor Licht und Farben, während ein Numa seiner Umgebung jede Farbe auszusaugen schien und so von einem grauen Feld umgeben war.
    Ich warf einen Blick zu Jules. Auch um ihn flimmerte es lebhaft und bunt. Zwar war mir seit meinem Eintritt in die Welt der Revenants bekannt, dass ich selbst an den möglichsten und unmöglichsten Orten mit übernatürlichen Wesen rechnen musste, aber dieses Detail war mir bei Jules und den anderen wohl bisher entgangen, obwohl ich neuerdings viel mehr darauf achtete, wer sterblich war und wer nicht. Der Portier fiel definitiv in letztere Kategorie.
    Er ist einer von uns , sagte Vincent und bestätigte damit meinen Verdacht.
    Wir verließen den Aufzug und folgten dem Mann durch einen Flur, bis er vor einer Wohnungstür stehen blieb. Er öffnete sie und führte uns in ein Apartment. »Mr   Gold wird gleich zu Ihnen stoßen. Machen Sie es sich derweil bitte bequem.« Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und ließ uns staunend zurück.
    Das Apartment war riesig und modern mit weißen Wänden, Parkett, bodenlangen Fenstern und wenigen Möbeln. Auf steinernen Sockeln waren antike Stücke aus Keramik oder Metall ausgestellt: eine goldene griechische Maske. Ein bronzener Römerhelm. Die Skulptur einer fein ausgearbeiteten Hand aus Marmor von der Größe eines Kühlschranks. Ich hatte Gegenstände solcher Art schon oft in Museen betrachtet, dort waren sie allerdings immer hinter dicken Glasscheiben verborgen. Hier standen sie offen, nur eine Armlänge entfernt, und wurden dezent von oben beleuchtet, weshalb sie funkelten wie Juwelen.
    Papy holte tief Luft, woraus ich schloss, dass er mindestens so beeindruckt war wie ich. Selbst Jules richtete sich ein wenig auf, nahm die Hände aus den Hosentaschen und fuhr mit dem Finger über die erlesen ausgearbeitete Schulter einer Nymphe aus Marmor. Auf Brans Gesicht lag der übliche verblüffte Ausdruck, während

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