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Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

Titel: Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kalteis
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gesträubt, bis ich verstand, dass der Wettkampf einfach in der Natur des Menschen liegt und ich darum nie um diese Frage herumkommen werde. Darum habe ich sehr genau darüber nachgedacht und mich auch mit den Begründern von Parkour ausgetauscht. Das führte schlussendlich zu der Antwort, dass ich denjenigen als den Besten in Parkour bezeichnen würde, der am meisten Fortschritt im Vergleich mit sich selbst gemacht hat. Da diese Antwort meist nicht ausreicht, braucht es ein Beispiel: »Stellen Sie sich zwei Typen vor. Beide sind 20 Jahre alt und 1,80 Meter groß. Nach einem Jahr Parkour-Training kann der eine sich 30-mal aus dem Hängen in den Stütz ziehen, er springt aus dem Stand 12 Fuß weit, landet perfekt auf einer 3 Zentimeter breiten Stange und kann eine 3,50 Meter hohe Wand überwinden. Der andere kann sich nach einem Jahr 3-mal aus dem Hängen in den Stütz ziehen, springt 8 Fuß weit auf eine stuhlgroße Fläche und kann eine 2,50 Meter Wand überwinden. Welcher ist der bessere von beiden?«
    Die Antwort lautet in 100 Prozent der Fälle: »Natürlich der Erste!« Und dann entgegne ich: »Genau an diesem Punkt ist der eindimensionale Wettbewerbsgedanke nicht mehr anwendbar. Stellen Sie sich vor, der Erste betreibt seit seinem fünften Lebensjahr Leistungsturnen auf Weltklasseniveau, für ihn sind diese Leistungen keine Herausforderung. Der Zweite saß bis zu seinem 19. Lebensjahr nur zu Hause vor dem Fernseher oder Computer und seine sportlichen Aktivitäten beschränkten sich auf das Aufreißen von Chipstüten. Er schuf sich in diesem Jahr eine solide Grundlage fürs Parkour-Training und hat einen enormen persönlichen Fortschritt gemacht. Und wenn es einen Wettkampf geben würde, wäre genau dieser Zweite der Gewinner.«
    Genau das spiegelt die Haltung wider, die sowohl Parkour als auch meine Methode zum Thema Wettkampf haben: Messen Sie sich nicht an anderen, sondern messen Sie sich mit sich selbst! Ich empfehle Ihnen deshalb einen nichtkompetitiven Sport. In meinem Leben sind das Parkour, Krafttraining und Billard. Beim Parkour strebe ich danach, jeden Tag ein bisschen besser als am Vortag zu sein. Beim Krafttraining bei jedem Training ein bisschen stärker als beim letzten zu sein. Beim Billard bei jedem Spiel etwas dazuzulernen, sei das nun Technik oder Taktik.
    Anfangs war das gar nicht so leicht, weil der Drang, sich zu messen, in einem steckt. Aber nach einiger Zeit, in der ich mir die Affirmation vorsagte: »Ich messe mich nur an mir selbst, ich bin mein wichtigster Gegner«, gewöhnte ich mich daran und heute möchte ich es nicht mehr missen. Ich bin um ein Vielfaches produktiver und fokussierter, wenn ich nur an mich selbst denke und nicht an andere. Denn auch hier gilt wieder, sich in Erinnerung zu rufen, was wir schon bei den Schamgefühlen festgehalten haben: Die meisten fremden Menschen, mit denen wir nur kurz in Kontakt kommen, haben kaum bis keinen Einfluss auf unser Leben. Außerdem haben sie ganz andere Ausgangssituationen und Ziele, es ergibt also keinen Sinn, sich an ihnen messen zu wollen. Ich kenne mich selbst und meine eigenen Ziele genau, deshalb ist es am sinnvollsten, mich an mir selbst und meinen Erwartungen zu messen.
    Bis Sie eine entsprechende Sport- oder Spielart gefunden und in Ihr Leben integriert haben, empfehle ich Ihnen die sogenannte Kniebeugen-Challenge (engl. Challenge = Herausforderung). Ziel ist es, 500 Kniebeugen am Stück ohne Pause machen zu können. Dieser Challenge können Sie sich jeden Tag stellen, egal wo Sie sind. Alles, was Sie benötigen, ist genug Platz zum Stehen und in die Knie zu gehen. Ich selbst habe die 500-Kniebeugen-Challenge vor einigen Jahren auch gemacht und möchte diese Erfahrung nicht missen. Es ist nämlich egal, ob Sie ein Athlet auf Olympiaebene sind und aus dem Stehgreif 150 Kniebeugen machen können oder absolut unsportlich und nach 10 Kniebeugen erschöpft sind. Es geht nur darum, mindestens jeden zweiten Tag einmal seine Kniebeugen zu machen und darauf zu achten, regelmäßige Fortschritte zu machen. Auch wenn Sie nur eine einzige weitere Kniebeuge pro Training machen, ist dies doch ein Fortschritt, und früher oder später werden Sie an Ihrem Ziel ankommen.
    Probieren Sie es doch direkt aus, stehen Sie jetzt auf und testen Sie, wie viele Kniebeugen Sie schaffen. Die meisten Menschen werden auf etwa 30 Wiederholungen kommen, sportliche Menschen vielleicht auf 100. Auch trainierte Athleten sind in den seltensten Fällen für diese

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