Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

die Reize, die Stress auslösen, mit den eigenen Ressourcen verknüpfen.
     
    Stufe 1: Primärbewertung
     
    In der ersten Stufe wird die Situation grob eingeschätzt. Nach Lazarus können Situationen positiv, irrelevant oder potenziell gefährlich (stressend) bewertet werden. Wird eine Situation als potenziell stressend identifiziert, gibt es drei mögliche Konsequenzen: Herausforderung, Bedrohung, oder Schädigung/Verlust.
     
    Stufe 2: Sekundärbewertung
     
    Dann wird überprüft, ob die Situation mit den verfügbaren Ressourcen bewältigt werden kann. Wenn sie ausreichen, entsteht kein Stress. Reichen sie nicht aus, um die Situation zu bewältigen, löst das eine Stressreaktion aus. Den Umgang mit Stress nennt Lazarus »Coping« (Stressbewältigung). Dazu gehören instinktive Reaktionen wie Angriff oder Flucht, aber auch die Suche nach alternativen Verhaltensweisen oder die Verleugnung der Situation.
     
    Stufe 3: Neubewertung
     
    Je nachdem, wie gut die Coping-Strategie ist, machen wir eine positive oder negative Erfahrung. Darauf basierend wird beim erneuten Eintreten einer Stresssituation entschieden, ob sie eine Bedrohung (bei negativer Erfahrung) oder eine Herausforderung (bei positiver Erfahrung) darstellt.
     
    Und genau das ist der Schlüssel, wie Sie verhindern können, sich von Stress überwältigen zu lassen, wenn Sie vor einem Hindernis stehen. Machen Sie sich den von Lazarus entwickelten Ablauf bewusst und prägen Sie ihn sich ein. Wenn Sie das nächste Mal in eine Stresssituation kommen, schätzen Sie die Situation erst einmal ein: Wie ist Ihre Primärbewertung ausgefallen? Glauben Sie in der Sekundärbewertung, die nötigen Ressourcen zu besitzen? Wenn ja, ist die Situation nicht mehr stressgeladen. Wenn nein, finden Sie heraus, welche Ressourcen Sie benötigen, um damit umzugehen.
    Indem Sie sich das bewusst machen, haben Sie die Möglichkeit, aktiv einzugreifen. Wie Sie Ressourcen schaffen, haben wir in der Reparatur-Phase auf dem Weg zum Basis-Niveau besprochen. Ihnen stehen verschiedene Techniken wie Affirmation und Visualisierung zur Verfügung, um Informationen direkt im Unterbewusstsein zu speichern. Entscheidend ist, die Primärbewertung so zu gestalten, dass Sie eine potenzielle Stresssituation nicht mehr als Bedrohung, sondern als Herausforderung wahrnehmen. Das verhindert, dass die sonst typischen Flucht- oder Angriffsreaktionen ausgelöst werden. Sie sind stattdessen in der Lage, die nötigen Ressourcen »freizuschalten«, um mit der Situation konstruktiv umzugehen, das Hindernis zu überwinden und daran zu wachsen.
    Die Neubewertung einer Situation speichert sich als Erfahrung für zukünftige Primärbewertungen im Unterbewusstsein ab, die Lernkurve ist bei dieser Vorgehensweise exponentiell ansteigend. Je öfter Sie Situationen, die Ihnen anfänglich bedrohlich erscheinen, erfolgreich meistern, desto mehr positive Referenzerfahrungen machen Sie. Das wiederum schaltet die nötigen Ressourcen frei und erleichtert Ihnen das Überwinden neuer Hindernisse.
    Wenn ein Hindernis auf Sie zukommt und Sie etwas Zeit haben, um sich darauf vorzubereiten, können Sie diesen Effekt bestmöglich nutzen, indem Sie mit einer Affirmation, beispielsweise: »Die Situation X ist für mich eine Herausforderung, die ich mit Bravour bestehe, ich bin stark und vorbereitet«, Ihr Unterbewusstsein in eine positive Bahn lenken. Tritt ein akutes Hindernis auf, auf das Sie schnell reagieren müssen, können Sie eine Akut-Affirmation einsetzen, beispielsweise: »Ich nehme diese Herausforderung gerne an«, um die negativen Denkkanäle zu blockieren und den sabotierenden Gedankengängen keinen Raum zur Ausbreitung zu lassen.
     
    Sie haben in den letzten Monaten sehr viel an sich gearbeitet. Sie haben Ihre Situation erkannt, sich Pläne gemacht und umgesetzt, Ihre innere Einstellung grundlegend verändert. Dadurch haben Sie sich die nötige mentale Fitness geschaffen, um sich über Hindernisse hinweg fortzubewegen.
    Ab hier wird es einfacher, weil Sie bereits eine starke, solide Grundlage gelegt haben. Sobald sich ein Traceur mit den Grundübungen eine gute Beweglichkeit erarbeitet hat, macht er Fortschritte durch Erfahrung. Er wagt sich an ein Hindernis nach dem anderen, und von Hindernis zu Hindernis wachsen seine Erfahrung und sein Wissen, seine Fähigkeiten und Reaktionen festigen und vertiefen sich. Er wird routinierter im Überwinden der Hindernisse. Mit der Zeit entwickelt sich ein Traceur von jemandem, der